Video der Woche: Lena und die starken Männer
Ganz Europa schaut nach Oslo – ganz Europa? Nein! Fussbballfans aus ganz Europa leisten Widerstand. Die harten Männer singen Klassiker des Grand Prix – "Hardchorus".
Am Samstag ist Showtime. „Satellite“-Lena schickt sich an die europäische Gesangskrone zu erobern. Wie immer, ist ein ordentliches Spektakel zu erwarten. Medial aufgeheizt, schaut also ganz Europa nach Oslo – ganz Europa? Nein! Eine Gruppe Fussbballfans leistet Widerstand.
Der Sportartikelhersteller Puma hat pünktlich zum Eurovision Song Contest Finale eine Wettbewerb ins Leben gerufen; mit dem vor Kreativität strotzenden Namen: "Puma European Song Contest". Es wird also aufgeräumt mit dem Klischee vom rauen unzivilisierten Stadiobrüller. Man "stimmt sich friedlich" auf die WM ein.
Auf dem hauseigenem youtube-Channel, kann der Zuschauer, unter dem Motto "kein Glitter, kein Tanzen, keine Tränen" über das musikalische Alternativprogramm bis zum Samstag abstimmen.
Im Youtube-Channel des Sportartikelherstellers Puma finden Sie alle Videos.
Am Start sind allerdings nur die großen "Grand Prix"-Nationen, vielleicht hatte man da zuviel Angst vor allzu anarchischen Gesangs- und Preformanceausbrüchen die beim großen Fernsehbruder, der hierzulande wie gewohnt von der ARD übertragen wird, ja gerne mal vorgekommen sind.
Gesungen werden "unvergessene Highlights" des Eurovision Song Contests. Die Engländer trällern Josh Dubovies "That Sounds Good To Me", die Franzosen reüssieren mit dem Jessy-Matador-Kracher "Allez, Ola, Ole" und die Deutschen exhumieren Nicoles "Ein bisschen Frieden", ohne weiße Gitarre – versteht sich.
Das vierte Teilnehmerland (Italien) schwieg vorerst
Nach dem angeblich unfairen Contest-Urteil von 1997 wollte man sich in eigentlich in lautlosem Protest üben. Man hat dann aber doch eine stimmkräftige Version nachgeliefert. Im Netz sind beide Versionen des italienischen Songs zu finden.
Das Konzept zum Puma-Wettbewerb geht ursprünglich auf eine virale Werbekampagne zurück. Unter dem Titel "Puma Hardchorus" durften Fans aus England und Italien ihrer Liebsten zum Valentinsstag ein Ständchen bringen, denn der fiel passenderweise auf einen Ligaspieltag.
Valentinstag in England
... und in Italien
Die Liebeslieder fanden, ob der ungewöhlichen Machart, rasenden Absatz im Netz, bis zu 3 Millionen User wollten die "romantischen" Chöre sehen. Daher ist Antonio Bertone, Puma Marketingvorstand, optimistisch, dass die Erfolgsstory weiter geht: "Natürlich ist es ungewöhnlich, wenn Fussballfans auch einmal außerhalb des Stadions singen und mit ihren wohlklingenden Stimmen Popmelodien interpretieren. Die Hardchorus Videos, die wir zum Valentinstag ins Netz stellten, haben Millionen Fans in ganz Europa begeistert. Und wir sind ziemlich sicher, dass auch ein Song Contest in der Hardchorus Variante überaus populär sein wird."
Das sei mal dahingestellt, denn die Orginale vom Februar sind deutlich besser als die aktuellen Grand-Prix-Versionen. Das findet auch der Kneipeninhaber Volker Voigt aus Berlin-Kreuzberg: "Der erste Spot war weltklasse, sehr authentisch." In seinen Augen wirkt die neue Puma-Aktion "eher wie ein Castingwettbewerb". Im "Kreuzkeller" plant man bereits eine eigene Version – pünktlich zur WM.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!