Video der Woche: Bier mit Titten
Dicke Männerhosen, weicher Mädchenblick: Sex sells, auch in Österreich. Ein Spot für Bier sorgt für Diskussion über Sexismus in der Werbung.
Hart. Härter. Hirter. Es gibt offenbar immer eine Steigerung der Geschmackloskeit. Mit einem Internet-Werbespot will der österreichische Bierhersteller Hirter vor allem bei jungen Menschen gut ankommen. Die Szene ist einfach gestrickt, die Botschaft banal. „Nichts für weiche Flaschen, sondern nur für harte Jungs und heiße Mädchen, die wissen, was sie wollen“, heißt es dazu. Hart wird hier nämlich etwas anderes und am Ende läuft die Flasche nur so über.
„Das ist Sexismus!“, schreien Feministinnen auf. Und wieder einmal wird in Österreich emotional debattiert. Während es für die einen nur eine sinnlose Aufregung „linker Emanzen“ ist, sagen Politikerinnen dem Sexismus in der Werbung den Kampf an.
Auslöser für die Diskussion ist ein Werbeplakat von Hirter, auf dem das Unternehmen für die neuen Bierfass-Typen wirbt. Blond, rot oder doch dunkel? Such dir eine aus, scheint das Plakat zu sagen. Für jeden Geschmack soll etwas dabei sein. Die Rede ist natürlich von Biersorten. Von den drei nackten Damen, die zufällig diese Haarfarben haben und jeweils mit einer Bierflasche in der Hand verführerisch vom Plakat lächeln, sollte sich der österreichische Biertrinker nicht verwirren lassen.
Das Beispiel Hirterbier ist noch lange nicht der einzige Fall von Sexismus in der österreichischen Werbung. Es werde sogar immer schlimmer, meint Maggie Jansenberger, unabhängige Frauenbeauftrage der steirischen Hauptstadt Graz und Obfrau des Grazer Frauenrates. Darum gründete sie vor einem Jahr die „Watchgroup gegen Sexismus in der Werbung“ mit. „Sexistische Werbung verfestigt ein bestimmtes Frauenbild und konstruiert letztlich auch gesellschaftliche Realitäten mit“, heißt es auf der Website.
Dabei geht es nicht nur um die bloße Darstellung von nackten Frauen, sondern auch um subtilen Sexismus, bei dem Rollenbilder und Stereotype reproduziert werden. Die Watchgroup hat daher einen Kriterienkatalog entwickelt, wonach sie die Werbelandschaft nach sexistischen Sujets absucht. Die Formel Frau = Produkt bzw. Produkt = Frau wird von Werbeagenturen immer wieder angewandt. Sexistisch ist es aber auch, wenn zum Beispiel Frauen bei der Hausarbeit gezeigt werden, die Darstellung von „weiblichen Unarten“ wie telefonieren oder wenn die "schwache" Frau dem Mann unterlegen ist.
Ein anderes Unternehmen, das in Österreich für Aufregung sorgte, ist die Bierbrauerei Puntigamer. „Darf's ein bisserl mehr sein?“, wird da auf dem Werbeplakat gefragt. Die darauf abgebildete Frau wurde gleich auf das Wesentliche reduziert: ihr üppiges Dekolleté. Mittlerweile hat Puntigamer die Werbekampagne aber eingestellt.
Prominent reiht sich auch ein Spot des österreichischen Bundesheeres in die Liste der sexistischen Werbungen ein: Einen „flotten Flitzer“, heiße Mädels und einen wuchtigen Panzer mit Rohr – mehr braucht es nicht, um das Bundesheer erfolgreich als Machoverein zu präsentieren.
Eine gesetzliche Regelung zu Sexismus in der Werbung gibt es in Österreich nicht, obwohl Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ und auch Die Grünen schon seit Langem eine solche fordern. Der zuständige Österreichische Werberat ÖWR kann Unternehmen nur raten, gewisse Sujets nicht mehr zu zeigen, Sanktionen kann er allerdings keine verhängen. Weitere Bildbeispiele für Sexismus in der Werbung gibt es hier.http://diestandard.at/1277338416385/Zitronen-Brust-und-Keule-und-ein-Haeppchen-Hintern
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit