Video der Woche: Davor stehe ich mit meinem Namen
Eine Berliner Agentur adaptiert einen alten Spot zur Nachhaltigkeit des Babykostherstellers Hipp für eine Dönerimbiss-Werbung. Aus Claus wird Mustafa.
BERLIN taz | Man kennt das Setting aus der TV-Werbung in den 90ern. Sonnestrahlen, Karotten, Babylachen und ein paar klassische Töne im Hintergrund. Dann kommt ein Mann mit weißem Haarkranz im bayerischen Trachtensakko und sagt deutungsschwanger: "Dafür stehe ich mit meinem Namen". Nein, das ganze war keine CSU-Wahlwerbung, sondern ein Unternehmensplädoyer für nachhaltige Babynahrung - "das Beste aus der Natur, das Beste für die Natur".
Die Öko-Offensive lief ziemlich oft und ziemlich gut zwischen den Hanuta-Musketieren und dem wohlgeföhnten Herrn Kaiser. Wer heute in Berlin ins Kino geht, findet den angestaubten Spot wieder und reibt sich die Augen. Die Werbeagentur DOJO hat Claus Hipps kompaktes Babyfeinkostevangelium für einen Kreuzberger Döner-Imbiss adaptiert.
Aus Claus wird Mustafa, aus Gemüsebrei ein Kebab. Hipps butterweiche Werbesprüche wandern nahtlos - oft wortgleich - in den neuen Kontext. Schließlich werden aus "30 Jahren Erfahrung", ganze "drei" und auch beim Gemüseanbau für den Döner wird "auf Chemie" verzichtet. Kurzum aus den stets im Morgenlicht glänzenden, mit Herzchen dekorierten Gläschen wird eine fettig strahlende Fladenbrottasche.
Beim Kunden hat das Konzept Wirkung gezeigt. Die Menschenschlangen am Mehringdamm vor der Fleischspieß-Bude jedenfalls scheinen jeden Tag zu wachsen. Mann muss lange warten bis man die Pole-Position an der Kreuzberger Futterstelle erreicht. Allerdings scheint das keinem was auszumachen, der Laden genießt mittlerweile Kultstatus - auch bei Youtube mit knapp 80.000 Aufrufen.
Empfohlener externer Inhalt
Schließlich verspricht das Produkt Qualität. Zumindest was Mustafas "hippes" Werbeversprechen in punkto Gemüsedöner angeht: "Davor stehe ich mit meinem Namen." Wie der "Herr der Gläschen" - so nannte ihn 2005 der Stern - darüber denkt, ist nicht bekannt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale