piwik no script img

Video der WocheDavor stehe ich mit meinem Namen

Eine Berliner Agentur adaptiert einen alten Spot zur Nachhaltigkeit des Babykostherstellers Hipp für eine Dönerimbiss-Werbung. Aus Claus wird Mustafa.

Der Dame aus Mustafas Kinospot scheint´s zu schmecken. Bild: Screenshot: Youtube.com

BERLIN taz | Man kennt das Setting aus der TV-Werbung in den 90ern. Sonnestrahlen, Karotten, Babylachen und ein paar klassische Töne im Hintergrund. Dann kommt ein Mann mit weißem Haarkranz im bayerischen Trachtensakko und sagt deutungsschwanger: "Dafür stehe ich mit meinem Namen". Nein, das ganze war keine CSU-Wahlwerbung, sondern ein Unternehmensplädoyer für nachhaltige Babynahrung - "das Beste aus der Natur, das Beste für die Natur".

Die Öko-Offensive lief ziemlich oft und ziemlich gut zwischen den Hanuta-Musketieren und dem wohlgeföhnten Herrn Kaiser. Wer heute in Berlin ins Kino geht, findet den angestaubten Spot wieder und reibt sich die Augen. Die Werbeagentur DOJO hat Claus Hipps kompaktes Babyfeinkostevangelium für einen Kreuzberger Döner-Imbiss adaptiert.

Aus Claus wird Mustafa, aus Gemüsebrei ein Kebab. Hipps butterweiche Werbesprüche wandern nahtlos - oft wortgleich - in den neuen Kontext. Schließlich werden aus "30 Jahren Erfahrung", ganze "drei" und auch beim Gemüseanbau für den Döner wird "auf Chemie" verzichtet. Kurzum aus den stets im Morgenlicht glänzenden, mit Herzchen dekorierten Gläschen wird eine fettig strahlende Fladenbrottasche.

Beim Kunden hat das Konzept Wirkung gezeigt. Die Menschenschlangen am Mehringdamm vor der Fleischspieß-Bude jedenfalls scheinen jeden Tag zu wachsen. Mann muss lange warten bis man die Pole-Position an der Kreuzberger Futterstelle erreicht. Allerdings scheint das keinem was auszumachen, der Laden genießt mittlerweile Kultstatus - auch bei Youtube mit knapp 80.000 Aufrufen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Schließlich verspricht das Produkt Qualität. Zumindest was Mustafas "hippes" Werbeversprechen in punkto Gemüsedöner angeht: "Davor stehe ich mit meinem Namen." Wie der "Herr der Gläschen" - so nannte ihn 2005 der Stern - darüber denkt, ist nicht bekannt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

6 Kommentare

 / 
  • T
    Teddy

    Es ist sehr wohl bekannt, wie der "Herr der Gläschen" darüber denkt: er hat einen Brief geschrieben und angekündigt, bei seinem nächsten Besuch in Berlin den Döner mal zu probieren ;-)

    Die Echtheit des Briefes, der auch im www zu finden ist, wurde zwischenzeitlich von der Unternehmensführung bestätigt

     

    Andere Unternehmer hätten den Dönerbudenbesitzer vermutlich verklagt.....

  • K
    Kolumbus

    http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/wochennl512011-Der-hippe-Doener;art600,2531595

    Über den Kommentar von Hipp weiß man nichts?

     

    "Claus Hipp, der „Herr der Gläschen“, nimmt’s mit Humor: „Vor über 45 Jahren aß ich meinen ersten Döner mit meinem gleichaltrigen türkischen Freund Aydin aus Bodrum“, schreibt der Pfaffenhofener Ehrenbürger in einem Brief, der seit kurzem durchs Internet geistert, an den findigen Imbissbudenbetreiber. Und auf den Kreuzberger Gemüsekebap scheint er auch gespannt: „Wenn Ihre Döner so gut sind wie die Werbung, über die ich herzlich gelacht habe, dann komme ich bei meinem nächsten Berlin-Besuch gerne vorbei“, verspricht Claus Hipp. Ein Angebot, das Tarik Kara offenbar gerne wahrnimmt: „Claus, kommst du vorbei. Für dich haben wir jeden Tag geöffnet“, schreibt er zurück."

  • S
    Schiffmeister

    Schon mal was von Humor gehört auf Kosten von Minderheiten? Oder Selbstironie? Oder Kreativität?

  • V
    vic

    Die Botschaft scheint anzukommen - lange Schlangen vor dem Imbiss. Glückwunsch.

  • E
    emil

    ja wie fleisch? ich dachte gemüsedöner... greenwashing beim türken um die ecke.. ney ney

  • R
    Renz

    Ähm... Das ist nicht lustig. Gibt es einen rassistischen Hintergrund, warum ausgerechnet dieses Machwerk unter Millionen WErbebotschaften hochgejubelt wird?