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Video der Woche3,99 Euro fürs Heilen

Gerade streiten Krankenkassen und Ärzte wieder mal um eine Honorarerhöhung. Kabarettist Volkers Pispers erklärt, warum.

Ich bin Arzt, lassen sie mich durch! Bild: dpa

Aus aktuellem Anlass sei gleich mal vorab gesagt: Niedergelassene ÄrztInnen arbeiten viel hierzulande. Die meisten machen einen guten Job. Es gibt einige unter ihnen, die könnten gemessen an Arbeitsleistung und -belastung sicherlich besser bezahlt werden. Dennoch, und das sei entschieden gesagt: Verhungern muss von den Medizinern eigentlich keiner. Punkt.

Das aktuelle, schon in den Jahren zuvor erprobte Honorargezanke bringt das Blut bei den Verhandlungsführern zum Kochen. Die sesshaften Heilsbringer wollen 3,5 Milliarden Euro mehr, die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) aber nur 270 Millionen Euro (ein Plus von 0,9 Prozent, 1.800 Euro pro Praxis und Jahr) zahlen. Die ÄrztInnen drohen mit Praxisschließungen und Streik.

Das Problem hinter der Verteilungsdebatte hat der Düsseldorfer Kabarettist Volker Pispers schon vor Jahren erkannt. Aufgeschreckt durch eine Artikel in der WAZ über eine Ärzte-Demo in Essen, stellte er in der WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“ fest, dass der ein oder andere Doktor nach eigenen Angaben mit einem Stundenlohn von 3,99 Euro auskommen muss. Klänge arg nach „Arzt 4“, fand Pispers. Bei einem Brutto-Verdienst von 10.000 Euro wären das 2.500 Stunden Arbeit im Monat.

Hola. Kurz: Es gibt Ärzte die müssten 80 Stunden arbeiten – „am Tag“. Mein Gott, dass es jetzt so schlimm ist, hätte nun wirklich keiner vermutet. Pispers hakt aber zurecht mit der Frage nach, wie denn da – ob einer so eklatanten „Rechenschwäche“ – ein Studienplatz in Medizin drin war. Und er weist zurecht darauf hin, dass die Ärzte-Honorare von 2007 bis 2010 um 10 Prozent gestiegen sind, vorher wurde also für noch weniger als 3,99 Euro gearbeitet – „unhaltbare Zustände“.

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Gut, die Rechenkontrolle von Pispers basiert auf den durchschnittlichen Gehaltsschätzungen der Gesetzlichen (also denen vom derzeitigen Feind) für die Niedergelassenen – wie gesagt: 10.000 Euro Brutto-Verdienst im Monat. Doch die aktuellen Zahlen sind ähnlich. 2011 schütteten die Gesetzlichen Krankenkassen an die sesshaften Heilkünstler 33,3 Milliarden Euro aus. Das durchschnittliche Jahreseinkommen beträgt 134.000 Euro. Klingt nach verdammt viel Geld.

Nun ist die Ärzteschaft für die Verteilung des honorigen Milliardentopfes selbst verantwortlich. Selbst verantwortlich heißt: Würde entsprechend verteilt, hätten alle genug. Die Realität sieht anders aus. Radiologen, das sind die mit den Röhren und Strahlen, bilden die Einkommensspitze und sacken gerne auch mal über 200.000 Euro ein. Es gibt aber eben auch Hausärzte, die mit einem Bruchteil dessen (so um die 75.000 Euro) auskommen müssen. Letztere kommen also wieder in die gefährliche Nähe des 80-Stunden-Tages. Das kann dann schon mal wehtun.

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15 Kommentare

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  • A
    Anita

    Ich weiss nicht, was ein Arzt verdient.

    Aber ich weiss, dass medizinische Geraete verdammt teuer sind.

    Die Mieten fuer die Praxisraeume sind auch nicht unbedingt ein Schnaeppchen.

    Und ich weiss, wieviele Sprechstundenhilfen meine Aerzte so mit durch fuettern.

    Ich weiss, wie lang mein Hausarzt immer in ihrer Praxis war.

    Und wenn sie mal in 20 Jahren ihren Kredit fuer die Ausruestung ihrer Praxis abbezahlt hat, goenn ich ihren Cheyenne von Herzen.

  • T
    tja

    Es kommt sehr auf die Perspektive an... Im Vergleich zu einem H4 verdient (fast) jeder Akademiker, der was "Richtiges" (das was gesucht wird, Germanistik lassen wir hier mal aus dem Spiel ;)) studiert hat, so viel wie Ärzte.

    Dazu kommt noch ein Studium das (inklusive der nötigen Promotion und dem Facharzt) ca 10 Jahre dauert. in dieser Zeit hat jemand, der keine reichen Eltern hat einen Haufen Schulden angehäuft. Das muss erst mal abbezahlt werden.

     

    Schaut euch doch mal BWLer an... oder Ingenieure...

    Oh man oder werdet Informatiker... die werden im Moment wie wild gesucht... und verdienen, wenn sie gut sind auch ne Stange Geld. und genau darum geht es: "Wenn sie gut sind."

     

    Bei Ärzten ist das nicht anders. Der der gut ist, hat viele Patienten (vor allem Private) und kann dann auch 10000 oder 20000 im Monat verdienen...

     

    Außerdem ist es ja nicht so, dass die Ärzte viel von dem Was sie bekommen auch behalten dürfen... Mindestens die Hälfte der 200.000 geht in die Lohnkosten der Arzthelferinnen (40.000*3 (von mir geschätzte durchschnittliche Anzahl pro Arzt)).

     

    Wie ich diese Neiddebatten hasse

  • SH
    Stephan Heinke

    Die Flatrate, für die ich ( Internist ) 3 Monate lang Patienten _all inclusive_ behandele, lautet 30-48 Euro ( je nach Alter ). Wird die nicht mit der Inflationsrate erhöht, gibt es weniger Behandlung. Wer das nicht versteht, der geht mal zum Frisör und möchte für 30 Euro Frisur, zahlt aber nur 25 (`wie vor 5 Jahren !`). Viel Spass dann mit der Polizei. Das Argument, der Frisör hätte doch ein neues Auto, würde ich dann aber nicht anbringen - dann lauert die geschlossene Abteilung....

     

    Wer gut und gründlich behandelt, verdient mit GKV - Patienten weniger als ein Metallarbeiter. Wer nur überweist und rezeptiert, hat einen hohen Stundenlohn. Die besten Ärzte sind die mit dem niedrigsten Stunden-Verdienst - logisch , oder ?

    2-3000 Ärzte verlassen das Land pro Jahr, Punkt. Sie tun das nicht wegen den schönen Wetters in England.

  • K
    Kuno

    @von Dr. RichtigWichtig:

    >Geht mal in die Arztpraxen in den "Problemvierteln".

     

    Anscheinend arbeiten deutsche Ärzte inzwischen praktisch nur noch in Problemvierteln.

    Oder wie sonst soll ich ihren Kommentar verstehen?

    Wo wandern aber dann die vielen Milliarden aus dem Haushalt der Krankenkassen hin?

     

    Die Einkommensverteilung bei Ärzten ist eine Sache der ärztlichen Selbstverwaltung. Aber anscheinend ist diese voll in den Händen von Radiologen und ähnlichen Spezialpraxen.

    Dafür, dass die Allgemeinärzte tatsächlich die A....karte haben, soll aber wieder einmal die Allgemeinheit bluten.

    Eigentlich eine Pervertierung der Grundsätze, die die Herren von der FDP in anderen Bereichen als unumstößlich darstellen. Klientelwirtschaft von feinsten!

  • DR
    Dr. RichtigWichtig

    Auf Stammtischniveau. Sowohl der Artikel als auch Pispers' Pseudo-Kabarettgedröhne. Geht mal in die Arztpraxen in den "Problemvierteln". Und dann klärt mal vernünftig auf.

  • H
    Hinseher

    Ich würde mir wünschen, dass die Krankenkassen die Ärzte voll auflaufen lassen.

     

    Wer eine einfache Fachschulausbildung als universitäre wissenschaftliche Qualifikation ausgibt,

     

    wer Patienten tagtäglich bewusst an der Gesundheit schädigt

     

    wer in Arzthaftungsverfahren als Sachverständiger bewusst uneidlich falsch aussagt,

     

    der bekommt immer noch zuviel - viel zu viel Geld in den Hintern geblasen.

     

    Es ist eigentlich an der Zeit, die Gehälter der Medizinmämmer und -Frauen an die Realitäten des Arztberufs anzupassen - deutlich nach unten.

  • T
    Theo

    Mein Hausarzt jammert seit 20 Jahren rum. Nicht in meiner Gegenwart, aber ich kenne auch genug Leute, die mit ihm privat zu tun haben.

     

    Er hat 3 Autos, einen riesigen Bauernhof mit Viehzucht, ein riesiges Waldgrundstück wo er öfter mal jagen geht.

    Die Autos werden immer wieder erneuert, die Praxis immer modernisiert.

     

    Aber wenn man so die Stimmen hört, könnte man meinen, er geht seit 20 Jahren mit einem Büßertuch in die Stadt, um sich sein karges Abendmahl nach der Sprechstunde zu verdienen.

     

    Jaja, so ein Arzt hat es schon schwer. Kein Vergleich mit meinem Vater, der als Facharbeiter mit gelernten Berufen aufgrund seines Alters nur noch in der Leiharbeit etwas fand und für 40h/Woche mit 950€ nach Hause ging.

     

    Und es gibt Millionen hier in Deutschland, die sind noch schlimmer dran. Immer wenn ich das Geweine der Ärzte höre, kann ich mir nur an den Kopf fassen über soviel Nichtigkeit und Weltfremdheit dieser Klientel.

  • J
    Jemand

    Ach, ihr habt das Video auch schon entdeckt?

    Kenne ich schon seit Jahren!

  • C
    Ceres

    Bei diesen Rechnungen handelt es sich um den Alleinverdienst der Mediziner, vor Steuern. Ausgaben und Kosten sind dabei schon abgezogen.

    Das würde ein Arzt natürlich nie so ausdrücken. Da wirft man lieber Nebelkerzen bei der Kostenfrage und behauptet dann dreist man würde nichts im Monat verdienen.

    Generell wird an dieser Stelle oft zwischen gesetzlich Krankenversicherten und privat Krankenversicherten unterschieden. Dabei wird dann auch behauptet, dass mit den gesetzlich Versicherten, sich so gerade eben die Kosten decken lassen. Verdienen lässt sich dann angeblich nur mit den Privaten. Eine der unverschämteren Unterstellungen.

  • JS
    Jens Schlegel

    ...das Video kann man sich ebenfalls ansehen, dann ist der Text recht nebensächlich.

     

    Und dann weiß man auch, dass Pispers beim Bruttolohn die Kosten für die Praxis schon heraus gerechnet hat. Bzw. die Krankenkassen haben das schon gemacht.

     

    Rechtschreibung im Kommentar ist egal. Also in meinem Kommentar. Im Artikel sollte man doch etwas mehr darauf achten.

     

    Ach so, das Video. Sehr gut!

  • S
    sarah

    Dr. Nebulös' Meinung teile ich 100%, der Artikel ist leider sehr generell gehalten und am Ende weiß man weniger als vorher - bitte Hausaufgaben machen und nochmal schreiben. :)

  • S
    saalbert

    "Würde entsprechend verteilt, hätte alle genug." - "hätten".

    "Die Realität sind anders aus." - "sieht".

  • D
    Dr.Nebulös

    Schlechter Artikel. Was heißt "brutto" ? Muss der Arzt davon noch Personal und alles andere bezahlen, oder ist das rein auf den Arztverdienst bezogen? Denn wenn es heißt..jeder bekommt soundsoviel geld, dann kann es ja nicht mher geben, dann müssste ja Personal und Technik etc. davon noch bezahlt werden, das heißt es leben dann mehrere davon.

    All das wird hier nicht thematisiert. Der Artikel ist Klamauk, nicht nur schlecht, sondern nicht recherchiert und trägt zur Versachlichung der Debatte wirklich nichts bei.

    Ich bin kein Arzt, das nur mal nebenbei.

     

    Ich erwtarte jetzt einen TAZ-Artikel, der mir die wahren Verhältnisse erklärt. Ich hab ne Bekannte, die arbeitet bei nem Spezialisten, die macht auch die Abrechnungen, die sagte mir, wenn der seine Privatpatienten nicht hätte, könne er zu machen. Das ist doch mal ne Aussage. Was also ist wirklich los in deutschen Arztpraxen????

  • IE
    indigene Eiche

    Schön geschrieben, aber bei dieser kritischen Grundausrichtung wurden dann doch ein paar Details vergessen... Stichwort reiche Radiologen. Gerätemediziner haben wesentlich höhere Kosten als bspw. Allgemeinmediziner. Nur mit GKV-Patienten liesse sich so ein Gerätepark garnicht refinanzieren. Weiterhin macht man ja auch nicht einfach so seine Praxis auf. Die KV-Sitze werden auch gerne teuer bezahlt.

    Und wer weiss, was es noch für Faktoren gibt, von denen ich keine Ahnung hab.

    Ich reg mich auch gerne über ungerechtfertigt hohe Gehälter auf. Aber ich würd da auch differenzieren zwischen Menschen die direkte Verantwortung für Leben haben oder welche die Zahlen "herumschieben".

  • C
    Ceres

    Solche Milchmädchenrechnungen der Ärzte kenne ich zu genüge. Es gab mal eine Rechnung eines Urologen, der hat erst nach eigenen bekunden seine Ausgaben so gerade eben noch mit den Einnahmen decken können. Am ende kam dann raus, dass er 180000 bis 200000 Euro im Jahr verdient.

     

    Ich habe ja das Gefühl, dass die Krankenkassen die Ärzte bewusst auflaufen lassen und mit solchen Aktionen wie Bonushefte nicht zu bestätigen, spielen Ärzte den Krankenkassen natürlich voll in die Hände.