Video der Karwoche: I like to move it, move it
Wir wollen tanzen! An 365 Tagen im Jahr. Am liebsten zu schlechter Musik aus vergangenen Jahrzehnten. Hier eine eklektizistische Playlist.
Das Tanzverbot also ... Dass es einem modernen säkularen Staat nicht besonders gut zu Gesicht steht, sich zum Büttel einer Religionsgemeinschaft zu machen, ist bekannt. Aber, die Frage sei erlaubt, wie steht es der Religionsgemeinschaft zu Gesicht, weltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, für das Diktat der allgemeinen Feiertagsruhe?
Stellen wir uns vor, jene Entität, die Tag und Nacht, Wasser und Erde, alles Leben und alle Dinge geschaffen hat, mithin die Verantwortung für ein ganzes Universum trägt, schert sich einen feuchten Kehricht darum, an welchen Tagen ein paar Betrunkene zu schlechter Musik sich verrenken: Das ist eine ganz und gar bizarre Idee.
Zeit und Raum transzendierend wächst dieser Entität also eine Wutader auf der Stirn, wenn Menschen eine Regel nicht befolgen, die nicht einmal von ihr selber stammt. Zugegeben, das Bild Gottes in der Bibel hat bisweilen etwas lustfeindliches und regelt menschliches Zusammenleben in kleingeistig anmutender Detailversessenheit – von einem Tanzverbot am Karfreitag aber steht da nichts.
Es ist natürlich nicht verwerflich, das Tanzen am Karfreitag oder an überhaupt jedem Tag des Jahres abstoßend zu finden, es aber zu verbieten und das Verbot mit Gesetzeskraft durchsetzen zu wollen, ist nichts anderes als die Manifestation einer armseligen Geisteshaltung. Glaube, so er denn wichtig ist, bezieht seine Kraft durchs Herz, nicht die durch die Polizeiuniform; wie überhaupt Uniformen im Regelfall Stärke suggerieren sollen, wo Schwäche ist.
Empfohlener externer Inhalt
Vielleicht bemerken das auch die Apologeten des Tanzverbots und anderer absurder Gesetze eines Tages. An dieser Stelle aber soll eine kleine Handreichung für klandestines Tanzvergnügen gegeben werden für jene, die nicht so lange warten wollen bis das Reich Gottes und das der bürgerlichen Gesetzgebung endgültig getrennt sind.
Liste ganz widerwärtiger Partykracher
Eine kleine Umfrage unter taz-RedakteurInnen, auf welche Musik sie am Karfreitag gerne tanzen würden, förderte einen Höllenschlund des schlechten Geschmacks zutage (nein, Namen werden nicht genannt). Aus der langen Liste ganz widerwärtiger Partykracher und dergleichen haben wir eine Playlist mit exakt 13 mehr oder weniger tanzbaren Stücken ausgewählt. Einige gute Vorschläge fielen weg, da sie „in deinem Land leider nicht verfügbar“ sind. Denn schlimmer als die Disco am Karfreitag ist in Deutschland nur die Disco ohne Segen der GEMA.
Die Playlist ist erwartungsgemäß recht eklektizistisch ausgefallen, ein bisschen Spaß, ein bisschen Weltmusik, ein bisschen berlin'scher Elektrobeat und Indie. Wem das nicht gefällt, sehe sich vor: Man steht ganz schnell in der Ecke der griesgrämigen Lust- und Spaßfeinde – was aber auch in Ordnung ist – solange man nicht die gleich die Polizei dabei hat (siehe oben).
In diesem Sinne sei allen Leserinnen und Lesern ein frohes, verschneites Ostern gewünscht, ob in Kirchen, auf dem Dancefloor oder beidem oder ganz woanders.
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