: Verwirrung um Pollys Herkunft
■ Das schottische Schaf Polly ist nicht der Klon eines erwachsenen Tieres
Das geklonte Schaf Polly ist keine Nachfolgerin von Dolly. Das mußten die schottischen Wissenschaftler der Firma PPL Therapeutics und des Roslin-Instituts in Edinburgh, einen Tag nachdem die Meldung von der Geburt Pollys die Runde machte, zugeben. Das vor zwei Wochen auf die Welt gekommene Lamm, das mit dem menschlichen Gen für die Bildung eines therapeutischen Proteins ausgestattet ist, wurde nicht, wie die schottischen Forscher anfangs beteuerten, aus einer bereits ausdifferenzierten Körperzelle eines erwachsenen Schafes geklont. Statt einer Körperzelle, wie bei Dolly, verwendeten die Tiergenetiker noch voll entwicklungsfähige Embryonalzellen. Damit ist nach wie vor noch ungeklärt, ob die Versuche vom vergangenen Jahr, ein erwachsenes Tier zu klonieren, reproduzierbar sind. Warum die schottischen Forscher mit der Falschmeldung an die Öffentlichkeit gingen, ist unklar.
„Diese Entwicklung bekräftigt nur meine Zweifel an der ganzen Geschichte“, meinte Professor Klaus Rajewsky vom Institut für Genetik an der Universität Köln gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Rajewsky hatte schon gleich nachdem das Experiment mit Dolly im Februar in dem Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht wurde, Zweifel an der Entstehungsgeschichte des ersten, aus einer Körperzelle geklonten Schafes geäußert.
Doch trotz dieser Falschmeldung ist das Schaf Polly als wissenschaftliches Neuland zu bewerten. Polly ist das erste geklonte Tier, das ein menschliches Gen trägt, was Bluttests des Lamms bewiesen hätten, sagt das schottische Unternehmen. Als sogenanntes transgenes Schaf soll es Milch mit menschlichen Proteinen für therapeutische Zwecke produzieren. Die Firma ist zuversichtlich, daß man in relativ kurzer Zeit eine ganze Herde von transgenen Schafen produzieren könne. Ebenso wie in Schottland gibt es unter anderem auch in den USA, den Niederlanden und in Mariensee bei Braunschweig Versuche mit sogenannten transgenen Tieren, denen menschliche Gene eingesetzt wurden. Die Schafe, Ziegen und Kühe wurden bisher jedoch nicht nicht geklont. Bei diesen Tieren wurde die genetische Manipulation an befruchteten Eizellen vorgenommen. Das sei weitaus zeitaufwendiger und habe nicht immer direkt zum Erfolg geführt, berichtet PPL Therapeutics. Wolfgang Löhr
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