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Verteidigungsminister will VeteranentagGrüne und SPD gegen Gedenktag

Seit Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan sind, spricht man wieder von Kriegsveteranen. Der Verteidigungsminister will ihnen jetzt einen Jahrestag geben.

Seitdem Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan im Einsatz sind, gibt es auch in Deutschland Kriegsveteranen. Bild: dapd / Sharif Shayeq

BERLIN dpa | Der Verteidigungsexperte der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour, lehnt einen von oben angeordneten Veteranentag ab. "Man kann einen Veteranentag nicht 'par ordre du mufti' einführen", sagte Nouripour am Donnerstag der Nachrichtenagentur dapd. Einen solchen Tag müssten die betroffenen Verbände organisieren. "Das muss von unten kommen", betonte der verteidigungspolitische Sprecher.

Der Grünen-Politiker reagierte damit auf einen Vorstoß von Verteidigungsminister Thomas de Maizière. Der CDU-Politiker will, ähnlich wie in anderen NATO-Staaten schon üblich, künftig auch in Deutschland einen Veteranentag begehen. Als ein mögliches Datum böte sich der jährliche Volkstrauertag an, sagte de Maizière.

Auch die SPD lehnt einen Veteranentag ab. "Das wäre bei uns eher künstlich aufgesetzt", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

Als völlig verfehlt bezeichnete Arnold die vorgeschlagene Kopplung an den Volkstrauertag. Dieser Gedenktag greife zurück auf einen Teil der deutschen Geschichte, mit dem die Bundeswehr nichts zu tun habe. Am Volkstrauertag wird in Deutschland alljährlich der Toten beider Weltkriege und der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Ein Attraktivitätsprogramm für die Bundeswehr wäre aus Arnolds Sicht wichtiger als derartige "Symbolpolitik". Wenn Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) den deutschen Soldaten etwas Gutes tun wolle, dann müsse er zudem dafür sorgen, dass im Dienst verletzte Soldaten "nicht jahrelang um ihre sozialen Ansprüche kämpfen müssen".

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13 Kommentare

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  • E
    emil

    @jakob

     

    es gibt keine keine gesellschaftliche gruppe, vor der ich weniger respekt habe. wer menschen aus niederen gründen wie krieg tötet, verdient keinen gedenktag. soldatInnentum widerspricht der menschlichkeit, aber bitte, wer der meinung ist, töten zu müssen um xyz zu bewirken, nur zu.

  • I
    Inge

    Wenn die Soldaten in einem sinnlosen Krieg verhunzt werden, dann is doch klar, dass diesen Menschen einen Tag gebührt, an dem sich kollektiv an sie erinnert wird.

     

    Der Volkstrauertrag ist da etwas unpassend aber es ist klug eine solche Tradition einzuführen!!

  • B
    baum

    das ist ja drollig wie man für diese armee immer wieder nichts bringende imagekampagnen aus dem hut zaubert. höchstens die verschlissenen soldaten und soldatinnen, können sich an einem solchen tag mal gebauchpinselt fühlen. die meisten haben nicht mal für sich selbst eine erklärung warum sie sich selbst für deutschland schädigten und anderen den tod bringen. wenn sie sich mal einen halben tag zeit nehmen würden, die weißbücher ihres arbeitgebers studieren würden, dann könnten sich mal von aller ideologischen verblendungslast befreien und würden nicht als träumer und träumerinnen durch aller herrn ländern ballern. so wäre ein "gedenktag" mal sinnvoll genutzt. muss ich mich dann eigentlich in zukunft vor diesen gestalten verbeugen, wenn sie mir in der öffentlich begegnen? immerhin ist es völlig unstreitbar, dass durch einen solchen tag eine ehrerbietung für soldaten stattfindet, die sie dabei tendenziell zu helden stilisiert. das ganze an den volkstrauertag zu koppeln, zeigt wiederholt das bedürfnis an, deutsche geschichte durch die hintertür wieder ein stück reiner zu waschen. mit dem vorschlag geht man nun eine stufe weiter als bisher. als nationaler gedenktag, wird damit nämlich der bestehende gesellschaftliche dissens zum weltkriegführer deutschland niedergemacht. die nation soll "ihre" truppe huldigen, dabei hat sie den "angriffspolitischen richtlinien" nicht zugestimmt und hat auch sonst nichts davon.

     

    naja, das heisst dann wohl, dass man sich einen offiziellen verhöhnungs-termin in den kalender eintragen kann. ich werde niemals trauern. kein friede mit deutschen zuständen.

  • J
    jakob

    Das ich ich wieder nicht glauben und verstehen! Da kaempfen unsere Soldaten in einem Krieg! Und dann verdienen sie nichtmal einen Veteranentag?????

    Ich war US Soldat genauso wie meine Frau, hoffentlich gehts bald zum Bund und ich hoffe, dass es einen Veteranentag gibt! Soldaten sollte man danken! Es war ja wohl unsere Regierung die sie in den Kampf schickten, dann verdienen sie auch einen Veteranentag!

  • M
    Militärpatriot

    Ganz große Klasse! Dann weiß man ja endlich, an welchem Tag man sich zu antimilitaristischen Demos versammeln muss. Nachdem man die Veteranendenkmäler schon mal am Vorabend mit Farbbeuteln und ähnlichen Hilfsmitteln besucht und ihnen seine ehrliche Wertschätzung bezeigt hat.

     

    Und jetzt mal ganz im Ernst: An sowas habe ich selbst noch gar nie gedacht - bis unser Verteidigungsminister mit seinem Vorschlag gerade eben mein antimilitaristisches Immunsystem in Gang gebracht hat. Nennen wir es doch den symbolischen Kampf gegen den deutschen Neomilitarismus. Ach, Verzeihung - es handelt sich ja immer nur um "logistische Hilfe" bei "humanitären Interventionen". Böser Kommentator!

     

    Da wir von dieser Humanität in Zukunft sowieso immer mehr kriegen werden (ein Syrien- und Irankrieg steht ja jetzt schon vor der Tür), ist es auch nur recht und billig, dass uns unser Verteidigungsminister endlich einen Antimilitarismustag festsetzt. Danke schon mal.

  • DP
    Daniel Preissler

    @Chesterfield

     

    Wieso der 9. November?

    Putsch Napoleons 1799

    deutsche Revolution 1918

    "Reichskristallnacht" 1938

    Fall der Mauer 1989

     

    also wieso jetzt die Linie Wehrmacht/Bundeswehr am 9. November? Haben Sie was verwechselt oder ich was vergessen?

     

    Gruß, dp

  • S
    sigibold

    Am besten man fragt die Soldaten und Veteranen der Bundeswehr selbst, ob sie denn einen Gedenktag haben wollen. Wenn ja, dann gebt ihnen einen, wenn nein ist auch gut. Und macht keinen Buhei darum. Es gibt für jeden Mist Gedenktage. Wir werden ggf. auch einen Veteranentag verkraften.

     

    sigibold

  • JS
    johannes Steen

    Was ist das denn für eine Idee? Einen Veteranentag einzuführen, kann Mensch sinnvoll finden, aber auch nicht, aber ihn mit dem Volkstrauertag zu koppeln, halte ich für grandiosen Schwachsinn! Der Volkstrauertag, der die Opfer der beiden Weltkriege betrauert und ein Zeichen für pazifismus ist kann Mensch doch nicht mit einem Trauertag gleichsetzen, wenn die Bundeswehr einen Krieg führt, der sowieso nichts bringt

  • V
    vic

    Damit die Auftraggeber ein trauriges Gesicht machen und betroffene Reden halten können?

    Nein danke.

  • B
    broxx

    Solange unsere Soldaten im Auftrag Deutschlands in Kriege ziehen MUSS ein Veteranengedenktag auch von denen kommen die die Jungs losschicken. Und da wären die Grünen und die SPD doch die richtigen!

    Ach ich vergaß-das sind ja nur Friedensmissionen!

  • D
    deviant

    Hat nichtmal jemand gesagt: "Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg."

     

    War übrigens derselbe Jemand, der uns erklärt hat, dass Soldaten Mörder sind.

  • S
    steffen

    Wer hat die Soldaten noch mal in den Krieg geschickt?

    ROT / GRÜN

    Mehr muß man dazu nicht schreiben....

  • C
    Chesterfield

    Da die bundeswehr ohnehin scho in den fussstapfen des unseligen Adolfs stapft wäre doch der 9.November als "Heldengedenktag" angebracht.Hatten wir doch alles schon mal!