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heute in hamburg„Versicherte 71 Euro teurer“

Eröffnung Ein neuer Kiosk in Billstedt soll den Zugang zum Gesundheitssystem erleichtern

Foto: privat
Alexander Fischer

33, ist Projektleiter bei der Managementgesellschaft Gesundheit für Billstedt und Horn.

taz: Herr Fischer, Sie machen den Gesundheitskiosk in Bill­stedt. Verkaufen Sie dort Bio-Bier und E-Zigaretten?

Alexander Fischer: Wir versuchen mitten in der Lebenswelt zu sein, wollen ein niedrigschwelliges Angebot machen, so dass ich mich nach dem Einkaufen noch kurz um die Gesundheit kümmern kann. Wir beraten in acht Sprachen und arbeiten mit den Ärzten zusammen. Ein Beispiel?

Eine Patientin will 30 Kilo abnehmen. Sie kommt einmal die Woche zu uns, nur zum Wiegen. Das hilft, sich zu motivieren.

Auf einem Bild im Internet ist eine Arztliege zu sehen. So sieht aber doch kein Kiosk aus.

Das war der Übergangskiosk. Es sieht jetzt freundlicher und heller aus. Wir haben zwei Beratungsräume, darin auch eine Liege und einen Wickeltisch.

Wenn man in Billstedt lebt und ein körperliches Leiden hat, geht man zum Arzt und dann zu Ihnen?

Der Arzt hat oft nur sieben Minuten Zeit, sagt zum Beispiel: Aha, der hat Bluthochdruck. Bei Bedarf überweist er den Patient zu uns an den Kiosk. Dort können wir bei der Raucherentwöhnung helfen, Fragen in Muttersprache beantworten und die Medikamente übersichtlich auflisten. Dann schicken wir ihn zurück zum Arzt, der kann dann sagen: Die grüne Pille nehmen Sie nicht mehr, dafür diese Gelbe.

Und wenn der Patient vom Arzt nicht im Kiosk ankommt?

Klar, das ist das Risiko. Aber in der Testphase kamen schon 70 Prozent von 300 Patienten durch eine Überweisung zu uns.

Überwiesene könnten aber auch gar nicht beim Kiosk ankommen?

Genau. Wir haben ja auch erst vor drei Monaten gestartet. Nach und nach wollen wir alles auswerten, auch wie viele Patienten angekommen sind.

Wie finanzieren Sie sich?

Über einen Innovationsfonds, in dem 300 Millionen Euro überwiegend von den Krankenkassen liegen. Davon sind wir mit 6,3 Millionen für die nächsten drei Jahre gefördert.

Und wie geht es dann weiter?

Wir müssen uns selbst tragen. Aktuell ist der AOK-Versicherte in Billstedt pro Jahr 71 Euro teurer als im Rest Hamburgs, weil der Bedarf höher ist, es aber weniger Ärzte gibt und die Leute dann schneller in die Notaufnahme gehen. Durch effektivere Ressourcennutzung wollen wir diesen Betrag senken. Dadurch gewinnen die Krankenkassen und wir werden mitfinanziert.

Interview: Daniel Trommer

Eröffnung des Gesundheitskiosks: ab 11.30 Uhr, Möllner Landstraße 18

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