piwik no script img

Verschwundenes FrachtschiffRätselraten um "Arctic Sea" hält an

Für den seit zwei Wochen verschollenen finnischen Frachter soll ein Lösegeld gefordert worden sein. Der Aufenthaltsort des Schiffes ist weiter unklar. Nato und EU suchen ebenfalls mit.

Über die Ladung der "Arctic Sea" dringt nichts an die Öffentlichkeit. Umso interessanter ist das Verhalten von EU und Nato: Die suchen kräftig mit. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | Nur eines scheint sicher: Im arktischen Meer ist die "Arctic Sea" jedenfalls nicht. Ansonsten ging am Wochenende das Rätselraten um das Schicksal des seit zwei Wochen verschollenen finnischen Frachters weiter. Ein Polizeisprecher in Helsinki teilte mit, es gebe eine Lösegeldforderung "in beträchtlicher Höhe". Verschiedene Medien wollen wissen, es handele sich um eine Million Euro. Das wäre für eine aufwändige Piratenaktion eine eher bescheidene Summe. Vermutungen, es könne es sich um "Trittbrettfahrer" handeln, wurden daher laut.

Viktor Matwejew, Direktor der "Arctic Sea"-Reederei behauptete, es gebe keine Lösegeldforderung. Gegenüber der finnischen Presse äußerte er weiter die Vermutung, das Schiff könne sich tatsächlich im Meeresgebiet zwischen dem westafrikanischen Festland und den Kapverdischen Inseln aufhalten.

Das steht im Widerspruch zu Meldungen, wonach am Samstagvormittag zweimal Signale des automatischen Schiffsüberwachungssystems (Automatic Identification System, AIS) der "Arctic Sea" von einem Standort in der Biskaya-Bucht vor der französischen Atlantikküste aufgefangen worden sein sollen. Mit der Hilfe von AIS können Schiffe auch außerhalb der begrenzten Reichweite des Landradars überwacht werden.

Schaltet das Schiff den Transponder aus, ist eine solche Überwachung nicht mehr möglich. Reedereidirekor Matwejew äußerte auch die Vermutung, das ASI-System sei von Bord des finnischen Frachters entfernt und auf ein anderes Schiff gebracht worden, um die Suche zu verwirren. Gezielte Verwirrung und Desinformation zu verbreiten könnte auch hinter diesen Aussagen der Reederei stehen.

Zumal nach wie vor noch völlig rätselhaft ist, warum ausgerechnet die "Arctic Sea" Ziel eines Piratenüberfalls gewesen sein soll - und dann zweimal binnen einer Woche. Wäre bei einem verschwundenen Schiff neben den Seesicherheitsorganen der berührten Küstenländer die Einschaltung der Behörden der Reederei- und Flaggenstaaten, Finnland und Malta, üblich, fällt auf, dass sich bei der "Arctic Sea" dieses Interesse in ganz anderen Dimensionen bewegt: Von der russischen Marine über die NATO bis zur EU-Kommission.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!