Verschleppter Buchhändler aus Hongkong: Laden in Taiwan eröffnet

Lam Wing Kee geriet nach eigenen Angaben zeitweilig in die Fänge Chinas. Sein Geschäft in Hongkong musste schließen, in Taiwan hat er nun ein neues aufgemacht.

Ein Mann hängt ein Bild an eine Wand in einer Buchhandlung, Kameras sind auf ihn gerichtet.

Große Anteilnahme der Medien bei der Einweihung der neuen Buchhandlung Foto: ap

TAIPEH ap | Dass er die chinesische Führung „nicht gerade glücklich“ macht, versteht Lam Wing Kee als Chance. Und dafür ist der Hongkonger Buchhändler dankbar. Er zog nicht nur für ein neues Leben nach Taiwan, sondern auch, um weiter Raum für seine Kritik an Peking zu haben. Umgerechnet fast 185 000 Euro Spenden sammelte er für sein neues Buchgeschäft, das er am Samstag eröffnete. Dessen Spezialisierung wie schon in Hongkong: Schriften, die Geheimnisse und Skandale um die chinesische Führung offenlegen sollen.

Lam war einer von fünf Inhabern und Mitarbeitern des Hongkonger Buchladens Causeway Bay. 2015 wurde er zusammen mit anderen über die Grenze nach China in den Gewahrsam gebracht. Im Sommer 2016 durfte er zwar nach Hongkong zurückkehren, um auf einem Computer gespeicherte Daten über seine Kunden zu holen.

Lam weigerte sich im Anschluss aber, wieder nach China zu gehen und warf der Volksrepublik öffentlich vor, ihn entführt zu haben. Er sei über sein Geschäft zwangsverhört worden. Nach den Festnahmen hatte der Buchladen schließen müssen – heute sind im Hongkonger Buchhandel auf Druck Pekings kaum noch spitze Texte zu finden.

Aber auch in Taiwan wird Lam wohl nicht vollends frei von Einschüchterungsversuchen leben können. Bei der Eröffnung seines Buchladens schilderte er, wie er vor wenigen Tagen mit roter Farbe attackiert wurde. Ein maskierter Mann habe ihn am Dienstag damit überschüttet, als er alleine in einem Café saß. Die Hintergründe des Vorfalls sieht Lam ebenfalls in China: Die Führung wolle einem Buchladen nicht erlauben, Wälzer zu verkaufen, „die ihr Unbehagen bereiten oder die ihre politische Macht beeinflussen“. Peking sei wohl der Ansicht, das mit „hinterhältigen Methoden aller Art“ verhindern zu können.

Aber Unterstützer in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und auf dem Inselstaat Taiwan hätten ihm nun ermöglicht, neu anzufangen. Lam zog bereits 2019 nach Taiwan, Grund war ein mittlerweile auf Eis gelegtes Gesetz, das die Auslieferung von Verdächtigen nach China ermöglichen sollte. Folter und unfaire Gerichtsprozesse wurden von Menschenrechtlern befürchtet. Der Gesetzentwurf hatte monatelang zu Protesten in Hongkong geführt, oft kam es zu Gewalt.

Taiwan hat sich derweil zu einem sicheren Hafen für Kritiker der chinesischen Führung entwickelt. Zwar betrachtet China Taiwan als abtrünnige Provinz, es verwaltet sich aber demokratisch selbst.

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