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Verschärfung Waffengesetz USAMit Geldscheinen winken

Die Waffenlobby NRA rechnet nicht mit strikteren Gesetzen und hofft, dass ihre Arbeit im Kongress fruchtet. Die Bürger hingegen sind verängstigt und kaufen die Regale leer.

Die Anzahl der Waffenkäufe in den USA ist in den vergangenen Wochen rapide gestiegen. Bild: dapd

WASHINGTON dapd/dpa | Die mächtige US-Waffenlobby NRA rechnet nicht mit der Verabschiedung eines neuen Gesetzes zum Verbot von Sturmgewehren. Die NRA habe genügend Unterstützer im Kongress, um ein Verbot zu verhindern, sagte der Präsident des Verbands, David Keene, am Sonntag in der CNN-Sendung „State of the Union.“

Ranghohe demokratische Kongressmitglieder hatten sich zuletzt für ein Verbot von Sturmgewehren und Beschränkungen für Hochleistungsmagazine stark gemacht. Die Debatte über eine Verschärfung des Waffenrechts war im Dezember nach dem Schulmassaker von Newton mit 27 Toten wieder aufgeflammt. US-Vizepräsident Joe Biden will am Dienstag erste Vorschläge für strengere Waffengesetze vorlegen.

Zahlreiche Abgeordnete sprachen sich parteiübergreifend bereits gegen ein neues Gesetz aus. Der republikanische Senator John McCain sagte dem Sender CBS schlicht „Nein“ auf die Frage, ob er den Gesetzentwurf unterstützen werde. Auch der demokratische Senator Joe Manchin aus West Virginia kündigte an, er werde für das Waffenrecht kämpfen. Zugleich wolle er sich aber dafür einsetzen, dass sich eine Tragödie wie das Massaker von Newtown nicht wiederhole.

Anstatt eines Verbots macht sich die NRA indes für Maßnahmen stark, die psychisch kranken Menschen den Zugang zu Waffen verwehren. Zwar gibt es bereits einige Vorschriften diesbezüglich, aber bei der Umsetzung mangelt es an Kontrollen.

NRA gibt Millionen für Lobbyarbeit aus

Der Verband mobilisiert viele Ressourcen im Werben um Unterstützung. Allein im Präsidentschaftswahlkampf 2012 gab er 24 Millionen Dollar (rund 18 Millionen Euro) aus. Die Lobbyarbeit im Kongress kostete seit Juli etwa 4,4 Millionen Dollar (etwa 3,3 Millionen Euro).

Die Bevölkerung hingegen ist besorgt, dass es mit neuen Waffenkontrollgesetzen bald schwerer werden könnte, Schusswaffen zu bekommen und deckt sich mit Pistolen, Gewehren und Munition ein.

Die Anzahl der Waffenkäufe in den USA ist in den vergangenen Wochen rapide gestiegen. In manchen Läden stünden die Menschen Schlange, um sich rasch mit einer Schusswaffe einzudecken, berichtete die New York Times am Samstag. Auch Magazine, mit denen ohne Nachladen viele Schüsse abgegeben werden könnten, seien heiß begehrt.

US-Präsident Barack Obama hatte nach dem Amoklauf im Dezember in Newtown mit 27 Toten entschlossenes Handeln gegen die Waffengewalt im Land gefordert. Eine von ihm eingesetzte Arbeitsgruppe unter Leitung seines Vize Joe Biden wird voraussichtlich am Dienstag Vorschläge für künftige Beschränkungen bei Waffenkäufen vorlegen.

Der New York Times zufolge haben Waffenhändler bereits seit der Wiederwahl von Obama im November eine erhebliche Zunahme der Waffenkäufe registriert. Der Demokrat hatte sich in der Vergangenheit wiederholt dafür ausgesprochen, zumindest den Verkauf halbautomatischer Waffen zu verbieten – ohne allerdings in seiner ersten Amtszeit dahingehend aktiv zu werden. Seit dem Blutbad in Newtown vom 14. Dezember gebe es aber geradezu einen Ansturm in den Läden.

Das spiegelte sich auch in der hohen Zahl von Personenüberprüfungen wider, die vor vielen – aber nicht allen – Waffenkäufen durchgeführt werden. So habe es laut der National Shooting Sports Foundation, einer Organisation der Waffenindustrie, im Dezember 2,2 Millionen solcher „Background Checks“ gegeben. Das sei ein Anstieg von 58,6 Prozent im Vergleich zum Dezember 2011.

„Wenn ich 1000 AR-15s hätte, könnte ich sie innerhalb einer Woche verkaufen“, zitiert die Zeitung einen Waffenhändler in Des Moines (Iowa) mit Bezug auf jenes halbautomatische Gewehr, mit dem der Amokschütze von Newtown 20 Kinder und sechs Frauen getötet hatte. „Wenn ich schließe, dann hämmern sie an das Schaufenster, um reingelassen zu werden. Sie winken mir mit ihren Geldscheinen zu.“

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10 Kommentare

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  • Z
    zombie1969

    Verschärft Waffenrecht... für die unbescholtenen Bürger. Die Kriminellen reiben sich bestimmt schon die Hände. Geht es doch zukünftig wesentlich einfacher die ausgesuchten unbewaffneten Opfer anzugreifen.

  • K
    Karl

    @ Moriens,

     

    "Verbot" bezieht sich in diesem Zusammenhang auf nicht ohne Bewilligung auf Bundesebene allgemein zugänglich, wie es eben für die Masse der Schusswaffen gilt.

     

    Zudem sind die Vollautomaten bisher bei "Amok"-Lagen nicht als deliktrelevant in Erscheinung getreten, oder können Sie da weiterführende Infos beitragen?

     

    Genauso wie in D der allgemeine Besitz ohne Berechtigung verboten ist.

     

    Und ein demilitarisiertes "Sturmgewehr" hat eben die Fähigkeit zur Mehrschussautomatik oder Feuerstoß (was ein "Sturmgewehr" im eigentlichen Sinn ausmacht) nicht mehr.

     

    Und ist damit i.e.S. auch kein "Sturmgewehr" mehr, womit ein erneutes Verbot solcher Halbautomaten nun auch technisch keinen Sinn macht. Zudem sei daran erinnert das, entgegen vielfachem Filmwissen, auch die tatsächliche "Leistungsfähigkeit" von "Sturmgewehren" eher begrenzt ist, allein weil die mit jedem Schuss freigesetzte Wärmemenge schnell zu schwerwiegenden Störungen führt! Hier mal ein gemessenes Beispiel von Überhitzung mit einem "M16-System":

     

    http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=8d860c-1357551016.jpg

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • MJ
    Markus J.

    @ Karl:

     

    Wo steht denn, dass "Sturmgewehre" verboten sind? Nach allem was ich so über von uns "Sturmgewehr" genannte Waffen weiss, dürften das in den USA "Title II weapons" oder "NFA firearms" sein. Deren Verkauf ist zwar recht streng reglementiert und mit Überprüfungen und Mehrkosten verbunden, aber doch nicht verboten, oder?

     

    Siehe dazu:

     

    http://www.nraila.org/news-issues/fact-sheets/1999/fully-automatic-firearms.aspx

     

    oder

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/National_Firearms_Act

     

    oder

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/Title_II_weapons#Restrictions

  • M
    Moriens

    @ Karl:

     

    Wo steht denn, dass "Sturmgewehre" verboten sind? Nach allem was ich so über von uns "Sturmgewehr" genannte Waffen weiss, dürften das in den USA "Title II weapons" oder "NFA firearms" sein. Deren Verkauf ist zwar recht streng reglementiert und mit Überprüfungen und Mehrkosten verbunden, aber doch nicht verboten, oder?

     

    Siehe dazu:

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/National_Firearms_Act

     

    und

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/Title_II_weapons#Restrictions

  • O
    olifant

    das amerikanische gesetz sagt doch nur den allgemeinden waffenbesitz zu. aber welche waffen das sind wird doch garnicht geregelt oder. sofern könnte obama durchaus alle waffen zum verkauf verbieten, die über den technischen stand von 1776, also schonmal alle sturmgewehre weg! bam!

  • A
    Arne

    Genau, @P.Haller:

    US-Bürger sind alle psychisch krank.

    Nur am deutschen Wesen kann die Welt genesen.

     

    Der Antiamerikanismus treibt den Deutschen wieder die Fratze des arischen Übermenschen, der alles besser weiß und kann, ins Antlitz.

     

    Und mit der Verallgemeinerung, dass alle Waffenbesitzer psychisch krank sind, haben wir dann auch das Problem der psychisch Kranken in Deutschland gelöst. Hier kann der Normalbürger keine Waffen kaufen, also schließt die Psychiatrien und lasst die Menschen auf der Straße erfrieren, die nicht alleine klar kommen.

  • K
    Karl

    Komischer Artikel.

     

    "Sturmgewehre" sind nach dem "National Firearms Act" von 1934 (!) als Kriegswaffen verboten.

     

    Was hier zur Debatte steht, wie schonmal beim "Feinstein Act" sind gewöhnliche Halbautomaten aus demilitarisierten Waffen abgeleitet; sonst dürfte diese garnicht verkauft werden.

     

    Der Kaufwahn ist umso unverständlicher, als der "Feinstein Act" nach 10 Jahren wegen erwiesener Unwirksamkeit nicht verlängert wurde (Verbot von bestimmten Halbautomaten und "großen" Magazinen).

     

    Zur Aufbewahrung hat beispielsweise der Staat Californien ganz zweckmäßige Vorschriften:

     

    Jede Waffe bekommt ein Abzugschloss und ist in einem Stahlschrank aufzubewahren; die Munition dazu ist in einem getrennten abschließbaren Schank unterzubringen.

     

     

    Eben Fakten statt Fiktion!

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • J
    Jörn

    Will ja nicht behaupten, dass die NRA etwas mit den Massackern oder der Verbotsdebatte zu tun hat - fürs Geschäft gibt es aber wohl kaum etwas besseres als ab und an mal eine (natürlich im Endeffekt erfolglose) Verbotsdebatte.

  • P
    P.Haller

    "Psychisch kranken Menschen soll der Zugang zu Waffen verwehrt werden !"

    Na, das passt doch. Das würde ja quasi einem totalen Waffenverbot gleichkommen ! Aber ob sich das die psychisch Kranken von der NRA wirklich so vorgestellt haben ???

  • F
    FaktenStattFiktion

    Hier wird wieder einmal klar, wie sehr die Desinformationspolitik greift.

     

    Der Verkäufer hat etwas in der Hand, was Obama und Claudia Roth gerne als "Sturmgewehr" betiteln. Bezeichned auch, dass die taz dieses Bild gewählt hat.

     

    Aber:

    Das abgebildete Gewehr (Beretta, Made in Italy) ist ein stinknormales Jagdgewehr welches schlicht einen Korpus aus Kunststoff statt aus Holz hat!

     

    Keine Kriegswaffe, kein "Vollautomat" oder sonst etwas! Was wird nun verboten - Schäfte aus Kunststoff? Oder ist Kunstoff vertretbar, wenn dieser dafür pink gefärbt ist?

     

    Die sind dann bestimmt wesentlich ungefährlicher.