■ Buntspecht: Verrückt gespielt
Vorletzten Sonntag war in der Türkei Volkszählung. Aufgrund dieser statistischen Erhebung stand das ganze Volk unter Hausarrest. Die Zähler – 600.000 Beamte! – waren dazu verdonnert, die über dreißig Fragen an das Volk persönlich zu stellen.
Auch alle 385 Insassen der größten geschlossenen Irrenanstalt der Türkei mußten einzeln befragt werden. 351 von ihnen gaben an, einen akademischen Abschluß und mehrere Doktor- und Professorentitel zu haben. Die Zähler, ohnehin überfordert, drohten selbst verrückt zu werden, schreibt die Hürriyet. Nur einer behielt den Verstand. Der berühmteste Patient der Anstalt, Süleyman Aktaș, genannt Nagel-Aktaș – er tötete fünf Menschen, indem er Nägel in ihre Schädel trieb – beantwortete alle Fragen sachlich und richtig. Wer über eine solche Identität verfügt, hat einen akademischen Titel eben nicht nötig. Bülent Tulay
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen