Verpuppung

Kerstin Drobek zeigt im KUBO fotografische Dokumentationen ihrer Performances

Sie nennt sich „Ost-Göre“, ist 1,57 Meter kurz, spielte früher gern die Indianer-Braut und inszeniert heute ihren Körper als „Püppchen“. Künstlersubjekt Kerstin Drobek ist Objekt und Medium ihrer Kunst, Skulptur und Skulpteurin in eins.

Ganz gewöhnlich hip und alterslos wollte sie sich als „Püppchen“ haben. Und sieht nun ein wenig aus wie Pippi Langstrumpf auf dem H&M-Trip. Gruselig dieses psychedelische 70er-Jahre-Muster auf Rock und Top. Gruseliger noch das Ganzkörpertrikot in brutalem Pink. Dazu blonde Zöpfchenperücke auf den Kopf, schwarze Trotzstiefelchen an die Füße. Das Gesicht zur Plastikstarre zugeschminkt. Keine Mimik, nirgends.

So verkleidet spaziert Drobek durch Bremen und platziert sich an trivialen Orten – wie öffentlich-rechtlichen Mülleimern, Spielcasino, Café oder Kosmetik-Salon. In trauriger Abwesenheit blickt „Püppchen“ ins Nichts. Dann knipst irgendwer diese „Performance für Fotografie“, die jetzt im KUBO (Beim Paulskloster 12) drei Tage lang dokumentiert wird.

Die Kunst ist nicht das Foto, sondern der Auftritt eines weiblichen Rollenklischees im Klischeeraum eines Milieus. Klischee im Klischee als Projekt Irritation. „So sind Alltagszenarien neu zu entdecken, ist die Oberflächlichkeit der Wahrnehmung zu überprüfen“, meint Drobek.

Demnächst geht sie mit ihrer Verpuppungskunst noch einen Schritt weiter. In einem Container wird sie „Püppchens Zimmer“ einrichten und dort ein Wochenende lang wohnen. Damit „Püppchen“ nicht mehr nur im Straßenbild schräg begafft, sondern richtig besucht werden kann. Zu überprüfen ist dann, welcher Pubertätsklasse „Püppchen“ angehört. Liegen „Bibi Blocksberg“-Kassetten auf, Pferdebilder unter, Kondome in ihrem Nachttisch? fis

Vernissage: 7. Mai, 19 Uhr. Ausstellung: 8., 9. Mai, 13-18 Uhr