Vermarktung von Anzeigen: G8 vereinigen Deutschland
Die Krise lässt die Zeitungsmacher zusammenrücken: Acht große Verlage wollen die Anzeigen in ihren Regionalblättern gemeinsam vermarkten.
![](https://taz.de/picture/175580/14/medienhaus-deutschland.jpg)
Sie nennen sich G8, die acht großen Regionalzeitungsverlage in Deutschland. Aber im Gegensatz zu den wahren G 8 möchten die Verleger nun wirklich zusammenarbeiten – und nicht nur für Fotos in überdimensionierten Strandkörben posieren.
Dafür haben Axel Springer, die Mediengruppe WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung), M. DuMont Schauberg (Berliner Zeitung, Kölner Stadt-Anzeiger), die Zeitungsgruppe Stuttgart (Stuttgarter Nachrichten), die Anzeigen Cooperation Nordrhein (General-Anzeiger, Rheinische Post), Madsack (Hannoversche Allgemeine), Mediengruppe Pressedruck (Augsburger Allgemeine) und die Verlagsgruppe Rhein Main (Allgemeine Zeitung) das Medienhaus Deutschland gegründet, einen Vermarkter für Werbeflächen. Seit Dienstag kann jeder Kunde dort eine Anzeige buchen, die dann am selben Tag in 40 Regionalzeitungen auftaucht.
„TZ Premium Select“ heißt das Angebot vom Medienhaus. Eine ganzseitige Anzeige kostet 625.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Als Gegenleistung verspricht die neue Kooperation den Werbekunden Kontakt zu gut fünf Millionen Zeitungskäufern, insgesamt eine Reichweite von 14 Millionen Lesern, wovon 4,3 Millionen Fachhochschulreife oder Abitur haben sollen. „Fast jeder vierte Kaufkräftige in Deutschland“ mit einem Haushaltsnettoeinkommen jenseits der 3.000 Euro würde erreicht.
„Mit unserer Vorselektion auf die kaufkraftrelevanten Ballungsräume in Deutschland erreichen Sie die Meinungsbildner unserer Gesellschaft“, interpretiert das Medienhaus Deutschland diese Zahlen. „Vorselektion“ bedeutet, dass die Gesellschafter nur 40 Zeitungen einbringen, obwohl die acht Verlage direkt oder indirekt an deutlich mehr Zeitungen beteiligt sind.
„Wir tun was für die Gattung“
Dennoch wird der Flickenteppich von vielen regionalen Zeitungen in Deutschland zu großen Teilen geschlossen. Die Verlage können nun gemeinsam gegenüber jenen Werbekunden auftreten, die einheitlich bundesweit werben wollen. Denn es kann nur eine Anzeige geschaltet werden, die identisch in allen 40 Blättern erscheint. Eine regionale Splittung (beispielsweise mit Discounter-Angeboten, die nur in Norddeutschland gelten) ist nicht vorgesehen.
„Eine echte Alternative gegenüber anderen Werbeformen, die national agieren wie das Fernsehen“, benennt Tobias Fröhlich, Sprecher der Axel Springer AG, die strategischen Überlegungen seines Hauses hinter der Zusammenarbeit. Axel Springer öffnet das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost für Anzeigen, die vom Medienhaus vermittelt werden.
In der Krise rückt die Zeitungsbranche zusammen. Schon Anfang des Jahres gründeten die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine, das Handelblatt und Die Zeit die „Quality Alliance“. Gemeinsam wolle man zukünftig auf die Stärken der großen überregionalen Qualitätsblätter hinweisen – allerdings ohne die Zeitungen gemeinsam zu vermarkten.
„Wir tun was für die Gattung“, sagt Fröhlich zu dieser bisher kaum gekannten Brüderlichkeit unter Verlegern in Deutschland, bei der auch das Bundeskartellamt mitzuspielen scheint, das in der vergangenen Woche trotz der Dominanz im Regionalzeitungswerbemarkt grünes Licht gab für das in Düsseldorf ansässige Medienhaus Deutschland, dessen Angebot bald auch um die Onlineauftritte der Zeitungen erweitert werden soll.
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