Verkehrsplanung: Bürger bremsen Busse

Auch in Winterhude sorgt jetzt das Busbeschleunigungsprogramm für Ärger. Der Regionalausschuss beschließt, das Konzept des Senats zu ändern.

Bald ein bisschen schneller: Busse im Hamburger Stadtverkehr. Bild: dpa

HAMBURG taz | Am Mühlenkamp in Winterhude wehren sich Anwohner und Gewerbetreibende gegen das Busbeschleunigungsprogramm des Senats - teilweise mit Erfolg. Diese Woche hat der Regionalausschuss Eppendorf/Winterhude beschlossen, die Pläne an einigen Stellen zu ändern. Die SPD benennt das einen gelungenen Kompromiss, CDU, Grüne und die Bürgerinitiative "Unser Mühlenkamp" hatten sich mehr versprochen.

Im Zuge des Busbeschleunigungsprogramms war am Mühlenkamp die Verlegung der Haltestelle Gertigstraße vorgesehen, damit hier zukünftig zwei Doppelgelenkbusse halten können. Diesen Vorschlag kritisierten jedoch nicht nur Gewerbetreibende, die wegen der verengten Fußwege künftig auf Auslagen vor ihren Geschäften verzichten müssten.

Auch die Parteien des Regionalausschusses, unter ihnen die SPD, stimmten geschlossen gegen die Verlegung der Haltestelle. "Der Senat hat jetzt akzeptiert, die bisherige Haltestelle auszubauen", sagt SPD-Fraktionschef Thomas Domres.

Mit dem Busbeschleunigungsprogramm will der Senat den öffentlichen Nahverkehr in Hamburg modernisieren und auf gestiegene Fahrgastzahlen reagieren: Dies steigen jährlich um bis zu drei Prozent. Die Wiedereinführung einer Straßenbahn, wie sie der schwarz-grüne Vorgänger-Senat geplant hatte, findet die SPD-Regierung zu teuer.

Rund 259 Millionen Euro wird aber auch das Busbeschleunigungsprogramm kosten, durch das Kapazität und Reisegeschwindigkeit der Busse im ganzen Stadtgebiet erhöht werden sollen. Dazu sind der Umbau von Busspuren, Vorrangschaltungen an Ampeln und veränderte Haltestellen geplant - diese Maßnahmen sorgen immer wieder für Konflikte.

"Bussystem der Zukunft" hatte Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) das Konzept genannt, als er es Ende 2011 vorstellte. Schneller, zuverlässiger und bequemer sollen Busse durch die Stadt rollen und in den nächsten Jahren sollte "Schritt für Schritt ein tragfähiges Mobilitätskonzept umgesetzt" werden.

Geplant sind Maßnahmen wie eigene Busspuren, Vorrang für Busse an Ampeln, Umbau von Bushaltestellen samt Aufstellung von Fahrkartenautomaten und den Umbau einiger Kreuzungen. Aber eben dieses Konzept wird von betroffenen Anwohnern nicht angenommen. Zuletzt gab es am Eidelstedter Platz Ärger, der umgestaltet werden sollte.

Auch am Mühlenkamp ist eine veränderte Verkehrsführung vorgesehen. Die Abzweigung in die Gertigstraße soll in Zukunft für Autos gesperrt werden und dadurch könnten die Busse bis zu 30 Sekunden schneller sein. "Jeder einzelne Bus gewinnt nur wenig, aber in der Summe geht es um eine große Ersparnis", sagt Domres.

Die Pläne stoßen bei der Bürgerinitiative und den Oppositionsparteien auf Kritik - vor allem, weil der Verkehr teilweise durch ein Wohngebiet geführt werden könnte. "Es ist ein riesiges Gefahrenpotential für spielende Kinder", sagt der Sprecher der Bürgerinitiative, Bernd Kroll.

Und Kai Elmendorf, Ausschussmitglied der Grünen, befürchtet, dass eine Rennstrecke für Autofahrer entstehe, die abkürzen wollen. Domres sieht es trotz Kritik positiv: "Viele andere Bezirke haben die Pläne des Senats einfach geschluckt."

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