Verkehr: Zonensünder müssen blechen
Wer ab heute ohne Plakette in der Umweltzone Auto fährt, muss mit 40 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen. Feinstaub knackt weiterhin die Grenzwerte.
Ab diesem Freitag ist die Schonfrist vorbei: Wer mit einem Auto ohne Plakette oder Ausnahmegenehmigung innerhalb des S-Bahn-Rings erwischt wird, muss 40 Euro zahlen und bekommt einen Punkt in Flensburg. Die Umweltzone wurde zwar schon zum 1. Januar eingeführt. Um die Akzeptanz zu erhöhen, verteilten die Ordnungsämter und Polizisten aber im ersten Monat nur Hinweiszettel.
Die Jagd auf Umweltzonensünder wird sich weiterhin in Grenzen halten: Die Polizei kündigte an, keine Extra-Kontrollen durchzuführen. "Wir überprüfen die Plaketten im Rahmen der allgemeinen Verkehrsüberwachung", sagte am Donnerstag ein Sprecher. Grundsätzlich gelte die Vorschrift auch für ausländische Touristen; sie müssten sich vor Reiseantritt informieren. Die Beamten könnten aber vom Ermessensspielraum Gebrauch machen, so der Sprecher. Die Polizei kontrolliert den fließenden Verkehr. Für die Überwachung von parkenden Fahrzeugen sind die Ordnungsämter zuständig.
Die meisten Berliner haben die Umweltzone inzwischen zur Kenntnis genommen - und sich entsprechend gerüstet. Nach Angaben der Umweltverwaltung wurden mehr als 1 Million Plaketten verkauft. 1,2 Millionen Fahrzeuge sind in Berlin insgesamt zugelassen. Für knapp 6.000 Autos und Lastwagen wurden bis Ende Januar Ausnahmegenehmigungen beantragt. Davon bewilligten die Ämter rund 4.000, der Rest ist noch in Bearbeitung oder wurde abgelehnt.
Die Umweltzone zeige bereits Wirkung, glaubt die Sprecherin der Umweltverwaltung. In Berlin seien im vergangenen Jahr 16 Prozent mehr Lkws neu zugelassen worden als im Bundesdurchschnitt. Die Zahlen deuteten darauf hin, dass viele Betriebe ihren Fuhrpark modernisiert hätten.
Die Feinstaubbelastung ist seit der Einführung der Umweltzone allerdings nicht zurückgegangen. Im Gegenteil: An der Frankfurter Allee wurde der Grenzwert im Januar bereits 6-mal überschritten. Im Januar 2007 war die Belastung deutlich geringer. "Das liegt am Wetter", erklärte Bernd Lehming, Referatsleiter Emissionsschutz in der Umweltverwaltung. In der ersten Januarwoche habe es wenig geregnet. "Regen ist der optimale Staubkiller." Zu Beginn des Jahres habe der Wind zudem Staub aus Südpolen und Tschechien hergeweht. Noch sei es zu früh, um eine erste Bilanz zu ziehen, so Lehming. Er rechnet damit, dass es aufgrund der Umweltzone im Schnitt 7 oder 8 Überschreitungen des Grenzwerts pro Messstation und Jahr weniger geben wird.
Die Technische Universität soll die Umweltzone wissenschaftlich begleiten. Per Videoauswertung würden die Forscher überprüfen, ob die Berliner auf andere Fahrzeuge umsteigen, sagte Lehming. Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet.
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