Verkauf der firmeneigenen Kohlesparte: Vattenfall muss warten

Die Übergabe der Braunkohle an den tschechischen Konzern EPH verzögert sich. Die EU-Kartellbehörde sieht noch Klärungsbedarf.

Blick auf Tagebau mit Förderbrücke

Der Tagebau Welzow wartet auf seinen neuen Eigentümer Foto: dpa

FREIBURG taz | Vattenfalls Verkauf seiner Kohlesparte verzögert sich. Ursprünglich Ende August wollte der schwedische Staatskonzern sein deutsches Braunkohlegeschäft an den tschechischen Konzern EPH übergeben. Doch das wird nicht klappen, weil die Prüfung durch die EU-Kartellbehörde bis dahin noch nicht beendet ist. Grundsätzlich sei die Transaktion aber nicht gefährdet, sagte ein Vattenfall-Sprecher. Man gehe davon aus, dass sie im Herbst abgeschlossen werde.

Bei der Prüfung durch die Kartellbehörde spielt auch der negative Kaufpreis eine Rolle, denn weil Vattenfall ein Staatskonzern ist, könnte seine Zahlung als Beihilfe gewertet werden.

Der Energiekonzern stößt seine gesamten Braunkohlekraftwerke und Tagebaue in Deutschland ab, ein Geschäft mit zusammen 7.500 Mitarbeitern. Vattenfall geht davon aus, dass mit Braunkohlestrom auch in Zukunft kein Geld mehr zu verdienen ist, weil der starke Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien die Grundlastkraftwerke immer unrentabler gemacht hat. Hinzu kommt, dass die Braunkohle auch wegen ihrer hohen CO2-Emissionen immer mehr in Verruf gerät.

Um überhaupt einen Käufer zu finden, musste Vattenfall bei der Übertragung der Kraftwerke und Tagebaue noch Barmittel in Höhe von 1,7 Milliarden Euro drauflegen. Diese Mitgift resultiert daraus, dass der neue Betreiber verpflichtet ist, die teuren Rekultivierungen der Landschaft zu finanzieren, die nach Ende des Braunkohletagebaus nötig werden. Zudem muss der letzte Eigentümer den Rückbau der Kraftwerke bezahlen.

Kein ungewöhnliches Geschäft

Ein solches Geschäft übernimmt daher nur, wer noch eine Prämie für die Abwicklung obendrauf bekommt. Negative Kaufpreise sind in der Wirtschaft nicht ungewöhnlich, sie werden immer dann fällig, wenn ein Käufer mit den Firmenwerten erhebliche Verpflichtungen übernimmt. Zum Beispiel musste einst Siemens beim Verkauf seiner Handy-Sparte noch Geld drauflegen.

Im Fall der ostdeutschen Braunkohle hatten sich Investoren aus der Mongolei, die im Bieterverfahren scheiterten, bei der EU-Kommission über die Vergabe beschwert. Dass die Behörde den Verkauf stoppen wird, gilt aber als unwahrscheinlich.

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