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Vergewaltigungen im Zweiten WeltkriegDas taten doch nur die Russen

Auch Wehrmachtssoldaten haben im Zweiten Weltkrieg Frauen vergewaltigt. Militär und Sexualgewalt sind untrennbar verbunden, sind sich ExpertInnen auf einer Tagung einig.

Bedient den "neuen deutschen Opferdiskurs": der Kinofilm "Anonyma". Bild: ap

Sie wurde operiert. An der Brust. "Die hatte sich entzündet, weil die Russen immer hineinkniffen", erzählt Frau Christiansen. Später musste ihr die Gebärmutter entfernt werden. Dann kam der Brustkrebs. Ihr Körper war es, der die kräftige Frau mit grauem Pagenkopf immer wieder erinnerte. Sie ist eine von den geschätzt anderthalb bis zwei Millionen Frauen, die Ende des Zweiten Weltkriegs von alliierten Soldaten vergewaltigt wurden.

Dieser Teil der Geschichte ist spätestens seit dem Film "Anonyma", der die authentische Geschichte einer vergewaltigten Frau in Berlin erzählen will, in Deutschland nicht mehr gänzlich tabu. Aber die Vergewaltigung als Kriegswaffe wird dennoch als Thema nicht ernst genommen, so der Tenor einer Tagung der Berliner Friedrich-Ebert-Stiftung am Samstag. Auf ihr erörterten Fachleute aus Sozialpsychologie, Geschichtswissenschaft, Altenpflege und Gynäkologie, welche Gründe und Folgen dieses "Dethematisieren" der Vergewaltigungen hat.

Die Sozialpsychologie spricht von einer dreifachen Traumatisierung der überlebenden Frauen: Nach dem Trauma der Vergewaltigung kam das Trauma des Verschweigens, wollte man nicht seinen Ehemann verlieren und als "Russenhure" gelten. Die Frauen rissen sich zusammen, bis heute. "Man muss stark sein", so hat es Martina Böhmer, Altenpflegerin und Beraterin für Psychotraumatologie, immer wieder gehört.

Nur: Wenn die Frauen alt und pflegebedürftig sind, sind sie nicht mehr stark. Die Pflegekraft kommt, und erneut ist die Kontrolle über das, was mit dem Körper geschieht, verloren: die dritte Traumatisierung. "Die Frauen wehren sich dann oft verzweifelt", sagt Böhmer. Aber das gelte als Renitenz, manchmal auch als beginnende Demenz. Die Pflegekräfte wehrten ihre Vorschläge, mit den Frauen darüber zu sprechen, oft vehement ab, erzählt Böhmer. Man wolle "das" doch nicht alles wieder aufwühlen, damit könne man die Frauen doch "retraumatisieren".

Mit dieser Begründung wird das Sprechen über die Vergewaltigungen oft abgelehnt. Als Christiansen ihre schriftlichen Zeugnisse in Buchform veröffentlichen wollte, lehnten die Verlage fürsorglich ab: "Wollen Sie denn noch einmal durch die Öffentlichkeit traumatisiert werden?" Als die Gynäkologin und Frauenrechtlerin Monika Hauser die Kuratoren der großen Ausstellung "Flucht, Vertreibung, Integration" darauf hinwies, dass Vergewaltigungen ein zentrales Thema für vertriebene Frauen seien, hieß es ebenfalls zartfühlend, man wolle die Frauen nicht retraumatisieren.

Kritisiert wurde auf der Tagung auch Max Färberböcks "Anonyma". Die Hauptperson verliebt sich in den russischen Offizier, der sie vor weiteren Vergewaltigungen schützt. Im Buch der Anonyma dagegen, auf dem der Film basiert, wählt die Autorin eher das kleinere Übel: nur einen statt viele Vergewaltiger.

Der Film lief erstaunlich kurz in deutschen Kinos, was Rolf Pohl, Sozialpsychologe an der Uni Hannover, für symptomatisch hält. "Der Film konnte gemacht werden, weil er den neuen deutschen Opferdiskurs bedient", meint er. Dass Vergewaltigungen im Krieg auf allen Seiten als Waffe benutzt werden, käme dagegen im deutschen Diskurs nicht durch. "Dann müsste man ja fragen, wer die Täter sind." Und die Antwort wäre: auch deutsche Männer. Regina Mühlhäuser vom Hamburger Institut für Sozialforschung befragte russische Frauen über ihre Erfahrungen mit deutschen Wehrmachtssoldaten, forschte in Wehrmachtsakten und Soldatenautobiografien. Sie fand viele Berichte von Vergewaltigungen. "Aber es wird in diesem Bereich sehr wenig geforscht", sagt sie.

Wenn dieses Thema präsenter wäre, müsste man sich, so Pohl, Gedanken machen über den Zusammenhang von Militär und Sexualgewalt. Und dann, fügt Monika Hauser hinzu, müsste man auch fragen wie deutsche Bundeswehrsoldaten dazu kommen, in mazedonische Bordelle zu gehen, in denen minderjährige Zwangsprostituierte arbeiten. Ein Thema, von dem der damalige SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping sie bat, sie möge es nicht so breittreten: "Wir wollen doch nicht die Frauen unserer Soldaten verunsichern."

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20 Kommentare

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  • M
    Möbius

    Wer sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigt, wird schnell merken, auch die Deutschen haben bei ihrem Vormarsch, sich nicht gerade von ihrer besten Seite gezeigt, um es mal vorsichtig zu sagen.

    Es gibt zich Dokumente, Belege und Aussagen von (noch) lebenden Zeitzeugen, sie alle das selbe berichten, während die Deutschen vormarschierten, gingen sie auch auf Menschenjagd, auf Frauenjagd für ihre Bordelle. Dort war meist alles durchorganisiert, und nicht selten hatte eine Zwangsprostituierte 100 oder mehr Freier am Tag zu befriedigen, und dabei immer den plötzlichen, willkürlichen Tot vor Augen.

    In einer Dokumentation wurde mal sehr eindringlich darüber berichtet, nur darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen, ist wohl noch etwas anderes, eben, weil man sich ja dann fragen müßte, was der eine oder andere Großvater/Vater damals genau gemacht hat, über dessen Rückkehr aus der Gefangenschaft man sich damals so gefreut hat, etc.

     

    "Wenn dieses Thema präsenter wäre, müsste man sich, so Pohl, Gedanken machen über den Zusammenhang von Militär und Sexualgewalt. Und dann, fügt Monika Hauser hinzu, müsste man auch fragen wie deutsche Bundeswehrsoldaten dazu kommen, in mazedonische Bordelle zu gehen, in denen minderjährige Zwangsprostituierte arbeiten. Ein Thema, von dem der damalige SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping sie bat, sie möge es nicht so breittreten: "Wir wollen doch nicht die Frauen unserer Soldaten verunsichern.""

     

    Ganz richtig. Hoffentlich hat den Spruch von Scharping auch seine Frau gehört...

    BW-Soldaten in mazedonischen Bordellen mit minderjährigen Prostituierten, was nur die spitze des Eisberges ist, da sollen noch ganz üblere Sachen abgelaufen seinen. Nur wer sich damit beschäftigt und Aufklären will, wie diese eine Amerikanerin, Militäranwältin oder so, in Diensten der UN gewesen, der wird ruhiggestellt und versetzt bzw. mit fadenscheinigen Begründungen entlassen. Zumal, was für ein Affrong, eine Frau berichtet ihren männlichen Vorgesetzten, daß sie ihre Truppen nicht im Griff haben, da es X belegte Fälle von Vergewaltigungen, auch Minderjähriger gibt. Übrigens, in diesem speziellen Fall waren auch BW-Soldaten daran beteiligt.

    Aufklärung unerwüscht, so wie immer. Typisch, Männer... !

  • MG
    Magda Geisler

    Was völlig beiseite gelassen wird, ist dass auch die anderen Siegermächte Frauen vergewaltigt haben. Die Franzosen zum Beispiel - mein Vater war einer. Bei den Amerikanern denkt man offensichtlich, dass alle Frauen generell ganz verrückt darauf waren, mit ihnen zu schlafen. Und wie es bei den Briten ist, weiß ich nicht.

    Es wundert mich nur diese selektive Auswahl.

    Schon dadurch kriegt der ganze Diskurs was heuchlerisches.

     

    Nicht alle Männer sind Sexualverbrecher, aber in einer entsprechenden Situation üben auch die sexuelle Gewalt aus, die das unter anderen Bedingungen weit von sich gewiesen hätten.

  • L
    lothar

    Wehrmachtsoldaten haben vergewaltigt, geplündert, gebrandschatzt, massengemordet.Es waren ja nicht nur die 6 Millionen Juden Opfer. Opfer des NS-Terrors wurden ca 6 Millionen polnische Zivilisten, ca 20 Millionen sowjetische Zivilisten, ungezählte auf dem Balkan; und auch in Italien und Frankreich war die Wehrmacht keine Ansammlung von Waisenknaben. Nur - den Vertretern der ehemaligen Wehrmacht und der Diktatur (zB Manstein, Generale, die in die Bundeswehr kamen, Paul Carell mit seinen Büchern, Globke usw)ist es nach dem Krieg gelungen, den Mythos von 'der sauberen Wehrmacht' und dem bösen Adolf mit seiner SS zu kreieren.

    "Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei" so der Untertitel des Buches "Vom Verschwinden der Täter" von H. Heer.

  • M
    Martin

    Es gibt vor allem zwei Faktoren, die bestimmen, in welchem Maß derartige Ausschreitungen stattfinden, darauf kommt sie nicht.

     

    Nämlich 1: der Organisiertheitsgrad und die Diszipliniertheit der Armee bzw. der entsprechenden Einheit und 2: die Motivation der Soldaten, teils durch die Kriegserfahrungen, teils durch die persönliche Motivation und die Ideologie bestimmt. Bei den russischen Soldaten dürfte die Erfahrung eines Jahre dauernden Krieges, meist mit dem Verlust von Angehörigen und der Barbarei der Deutschen zu entsprechenden Rachegelüsten geführt haben. Bei den Deutschen wars zum großen Teil die Verachtung des Gegners.

     

    Das es möglich ist, das es eben nicht zu Vergewaltigungen (jedenfalls nicht in größerer Zahl) kommen muß, ist die Armee entsprechend diszipliniert und motiviert, demonstriert seit langem die israelische Armee.

  • H
    Hannes

    Soldaten sind nicht per se Vergewaltiger, aber in jedem Krieg an dem reguläre Militärverbände beteiligt sind, gibt es die Tendenz, das die Macht die der Soldat besitzt dazu verleitet dies auszunützen.

    Ausserdem werden gezielte Vergewaltigungen immer wieder eingesetzt um die Moral des "Feindes" zu schwächen, da Vergewaltigungen einer der höchsten Formen der Herrschaft darstellt.

    Gerechtfertigt werden Vergewaltigungen immer damit das die Soldaten ja fern von der Heimat nur unter Männern nicht ihre sexuellen Triebe ausleben können. Was heterosexistisch ist und nicht stimmt, da auch so viele Männer auf Sex verzichten müssen deswegen auch nich gleich das vergewaltigen anfangen

  • D
    Denninger

    Der Schlussfolgerung "Militär und Sexualgewalt sind untrennbar verbunden" möchte ich doch widersprechen.

    Sie impliziert, jeder Soldat sei ein Vergewaltiger.

    Diese Aussage ist ebenso falsch wie die Lügen von der "durchwegs anständigen Wehrmacht", der "edlen, tapferen Roten Armee" der "ritterlichen Grande Armee" usw. usw.

    Die Aussage "Krieg und Sexualgewalt gehen einher" trifft diese Verbrechen schon eher.

    Sexuelle Gewalt wurde und wird oft als Kriegsmittel eingesetzt (z.B. Illja Ehrenburg, Division Leclerc, Bosnien, Darfur) aber der Umkehrschluss daraus lässt sich nicht ohne weiteres ziehen.

    Statt Soldaten per se als Sexualverbrecher hinzustellen ist es sinnvoller die Verbrechen selbst zu verhindern.

    Der Vergleich eines BW-Angehörigen, welcher ein Bordell besucht mit einem Serienvergewaltiger und -mörder welcher Armee auch immer ist nicht sinnvoll.

  • G
    Greg

    @ "Martin": Respekt und Anerkennung dem israelischen Außenministerium zu diesem guten Mitarbeiter! Klingt ruhig und sachlich - und ist doch pure Propaganda:

     

    1. Das Märchen von den Sowjetsoldaten, die erst durch das Erleben deutscher Greueltaten zu Bestien wurden, ist schon widerlegt durch das Kriegsverbrechen von Broniki (zu googeln dort), wo 10 Tage nach Kriegsbeginn wehrlose Gefangene aus reinem Sadismus grausam niedergemetzelt wurden.

     

    2. Dadurch, daß die deutsche Ideologie den "slawischen Untermenschen" eben per se nicht als Menschen angesehen hat, kam es gerade zu weniger Vergewaltigungen - denn eine solche wäre bei den meisten deutschen Soldaten als eine Art Sodomie (Sex mit Tieren) empfunden worden.

     

    3. Spätestens seit dem Gazakrieg weiß man, daß das Märchen von der "sauberen israelischen Armee" mehr eine Frage der Medienzensur und Propaganda ist. Auch hierzu hilft einfaches googeln, z.B. "Kriegsverbrechen+Israel"

  • M
    Möbius

    Wer sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigt, wird schnell merken, auch die Deutschen haben bei ihrem Vormarsch, sich nicht gerade von ihrer besten Seite gezeigt, um es mal vorsichtig zu sagen.

    Es gibt zich Dokumente, Belege und Aussagen von (noch) lebenden Zeitzeugen, sie alle das selbe berichten, während die Deutschen vormarschierten, gingen sie auch auf Menschenjagd, auf Frauenjagd für ihre Bordelle. Dort war meist alles durchorganisiert, und nicht selten hatte eine Zwangsprostituierte 100 oder mehr Freier am Tag zu befriedigen, und dabei immer den plötzlichen, willkürlichen Tot vor Augen.

    In einer Dokumentation wurde mal sehr eindringlich darüber berichtet, nur darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen, ist wohl noch etwas anderes, eben, weil man sich ja dann fragen müßte, was der eine oder andere Großvater/Vater damals genau gemacht hat, über dessen Rückkehr aus der Gefangenschaft man sich damals so gefreut hat, etc.

     

    "Wenn dieses Thema präsenter wäre, müsste man sich, so Pohl, Gedanken machen über den Zusammenhang von Militär und Sexualgewalt. Und dann, fügt Monika Hauser hinzu, müsste man auch fragen wie deutsche Bundeswehrsoldaten dazu kommen, in mazedonische Bordelle zu gehen, in denen minderjährige Zwangsprostituierte arbeiten. Ein Thema, von dem der damalige SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping sie bat, sie möge es nicht so breittreten: "Wir wollen doch nicht die Frauen unserer Soldaten verunsichern.""

     

    Ganz richtig. Hoffentlich hat den Spruch von Scharping auch seine Frau gehört...

    BW-Soldaten in mazedonischen Bordellen mit minderjährigen Prostituierten, was nur die spitze des Eisberges ist, da sollen noch ganz üblere Sachen abgelaufen seinen. Nur wer sich damit beschäftigt und Aufklären will, wie diese eine Amerikanerin, Militäranwältin oder so, in Diensten der UN gewesen, der wird ruhiggestellt und versetzt bzw. mit fadenscheinigen Begründungen entlassen. Zumal, was für ein Affrong, eine Frau berichtet ihren männlichen Vorgesetzten, daß sie ihre Truppen nicht im Griff haben, da es X belegte Fälle von Vergewaltigungen, auch Minderjähriger gibt. Übrigens, in diesem speziellen Fall waren auch BW-Soldaten daran beteiligt.

    Aufklärung unerwüscht, so wie immer. Typisch, Männer... !

  • MG
    Magda Geisler

    Was völlig beiseite gelassen wird, ist dass auch die anderen Siegermächte Frauen vergewaltigt haben. Die Franzosen zum Beispiel - mein Vater war einer. Bei den Amerikanern denkt man offensichtlich, dass alle Frauen generell ganz verrückt darauf waren, mit ihnen zu schlafen. Und wie es bei den Briten ist, weiß ich nicht.

    Es wundert mich nur diese selektive Auswahl.

    Schon dadurch kriegt der ganze Diskurs was heuchlerisches.

     

    Nicht alle Männer sind Sexualverbrecher, aber in einer entsprechenden Situation üben auch die sexuelle Gewalt aus, die das unter anderen Bedingungen weit von sich gewiesen hätten.

  • L
    lothar

    Wehrmachtsoldaten haben vergewaltigt, geplündert, gebrandschatzt, massengemordet.Es waren ja nicht nur die 6 Millionen Juden Opfer. Opfer des NS-Terrors wurden ca 6 Millionen polnische Zivilisten, ca 20 Millionen sowjetische Zivilisten, ungezählte auf dem Balkan; und auch in Italien und Frankreich war die Wehrmacht keine Ansammlung von Waisenknaben. Nur - den Vertretern der ehemaligen Wehrmacht und der Diktatur (zB Manstein, Generale, die in die Bundeswehr kamen, Paul Carell mit seinen Büchern, Globke usw)ist es nach dem Krieg gelungen, den Mythos von 'der sauberen Wehrmacht' und dem bösen Adolf mit seiner SS zu kreieren.

    "Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei" so der Untertitel des Buches "Vom Verschwinden der Täter" von H. Heer.

  • M
    Martin

    Es gibt vor allem zwei Faktoren, die bestimmen, in welchem Maß derartige Ausschreitungen stattfinden, darauf kommt sie nicht.

     

    Nämlich 1: der Organisiertheitsgrad und die Diszipliniertheit der Armee bzw. der entsprechenden Einheit und 2: die Motivation der Soldaten, teils durch die Kriegserfahrungen, teils durch die persönliche Motivation und die Ideologie bestimmt. Bei den russischen Soldaten dürfte die Erfahrung eines Jahre dauernden Krieges, meist mit dem Verlust von Angehörigen und der Barbarei der Deutschen zu entsprechenden Rachegelüsten geführt haben. Bei den Deutschen wars zum großen Teil die Verachtung des Gegners.

     

    Das es möglich ist, das es eben nicht zu Vergewaltigungen (jedenfalls nicht in größerer Zahl) kommen muß, ist die Armee entsprechend diszipliniert und motiviert, demonstriert seit langem die israelische Armee.

  • H
    Hannes

    Soldaten sind nicht per se Vergewaltiger, aber in jedem Krieg an dem reguläre Militärverbände beteiligt sind, gibt es die Tendenz, das die Macht die der Soldat besitzt dazu verleitet dies auszunützen.

    Ausserdem werden gezielte Vergewaltigungen immer wieder eingesetzt um die Moral des "Feindes" zu schwächen, da Vergewaltigungen einer der höchsten Formen der Herrschaft darstellt.

    Gerechtfertigt werden Vergewaltigungen immer damit das die Soldaten ja fern von der Heimat nur unter Männern nicht ihre sexuellen Triebe ausleben können. Was heterosexistisch ist und nicht stimmt, da auch so viele Männer auf Sex verzichten müssen deswegen auch nich gleich das vergewaltigen anfangen

  • D
    Denninger

    Der Schlussfolgerung "Militär und Sexualgewalt sind untrennbar verbunden" möchte ich doch widersprechen.

    Sie impliziert, jeder Soldat sei ein Vergewaltiger.

    Diese Aussage ist ebenso falsch wie die Lügen von der "durchwegs anständigen Wehrmacht", der "edlen, tapferen Roten Armee" der "ritterlichen Grande Armee" usw. usw.

    Die Aussage "Krieg und Sexualgewalt gehen einher" trifft diese Verbrechen schon eher.

    Sexuelle Gewalt wurde und wird oft als Kriegsmittel eingesetzt (z.B. Illja Ehrenburg, Division Leclerc, Bosnien, Darfur) aber der Umkehrschluss daraus lässt sich nicht ohne weiteres ziehen.

    Statt Soldaten per se als Sexualverbrecher hinzustellen ist es sinnvoller die Verbrechen selbst zu verhindern.

    Der Vergleich eines BW-Angehörigen, welcher ein Bordell besucht mit einem Serienvergewaltiger und -mörder welcher Armee auch immer ist nicht sinnvoll.

  • G
    Greg

    @ "Martin": Respekt und Anerkennung dem israelischen Außenministerium zu diesem guten Mitarbeiter! Klingt ruhig und sachlich - und ist doch pure Propaganda:

     

    1. Das Märchen von den Sowjetsoldaten, die erst durch das Erleben deutscher Greueltaten zu Bestien wurden, ist schon widerlegt durch das Kriegsverbrechen von Broniki (zu googeln dort), wo 10 Tage nach Kriegsbeginn wehrlose Gefangene aus reinem Sadismus grausam niedergemetzelt wurden.

     

    2. Dadurch, daß die deutsche Ideologie den "slawischen Untermenschen" eben per se nicht als Menschen angesehen hat, kam es gerade zu weniger Vergewaltigungen - denn eine solche wäre bei den meisten deutschen Soldaten als eine Art Sodomie (Sex mit Tieren) empfunden worden.

     

    3. Spätestens seit dem Gazakrieg weiß man, daß das Märchen von der "sauberen israelischen Armee" mehr eine Frage der Medienzensur und Propaganda ist. Auch hierzu hilft einfaches googeln, z.B. "Kriegsverbrechen+Israel"

  • M
    Möbius

    Wer sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigt, wird schnell merken, auch die Deutschen haben bei ihrem Vormarsch, sich nicht gerade von ihrer besten Seite gezeigt, um es mal vorsichtig zu sagen.

    Es gibt zich Dokumente, Belege und Aussagen von (noch) lebenden Zeitzeugen, sie alle das selbe berichten, während die Deutschen vormarschierten, gingen sie auch auf Menschenjagd, auf Frauenjagd für ihre Bordelle. Dort war meist alles durchorganisiert, und nicht selten hatte eine Zwangsprostituierte 100 oder mehr Freier am Tag zu befriedigen, und dabei immer den plötzlichen, willkürlichen Tot vor Augen.

    In einer Dokumentation wurde mal sehr eindringlich darüber berichtet, nur darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen, ist wohl noch etwas anderes, eben, weil man sich ja dann fragen müßte, was der eine oder andere Großvater/Vater damals genau gemacht hat, über dessen Rückkehr aus der Gefangenschaft man sich damals so gefreut hat, etc.

     

    "Wenn dieses Thema präsenter wäre, müsste man sich, so Pohl, Gedanken machen über den Zusammenhang von Militär und Sexualgewalt. Und dann, fügt Monika Hauser hinzu, müsste man auch fragen wie deutsche Bundeswehrsoldaten dazu kommen, in mazedonische Bordelle zu gehen, in denen minderjährige Zwangsprostituierte arbeiten. Ein Thema, von dem der damalige SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping sie bat, sie möge es nicht so breittreten: "Wir wollen doch nicht die Frauen unserer Soldaten verunsichern.""

     

    Ganz richtig. Hoffentlich hat den Spruch von Scharping auch seine Frau gehört...

    BW-Soldaten in mazedonischen Bordellen mit minderjährigen Prostituierten, was nur die spitze des Eisberges ist, da sollen noch ganz üblere Sachen abgelaufen seinen. Nur wer sich damit beschäftigt und Aufklären will, wie diese eine Amerikanerin, Militäranwältin oder so, in Diensten der UN gewesen, der wird ruhiggestellt und versetzt bzw. mit fadenscheinigen Begründungen entlassen. Zumal, was für ein Affrong, eine Frau berichtet ihren männlichen Vorgesetzten, daß sie ihre Truppen nicht im Griff haben, da es X belegte Fälle von Vergewaltigungen, auch Minderjähriger gibt. Übrigens, in diesem speziellen Fall waren auch BW-Soldaten daran beteiligt.

    Aufklärung unerwüscht, so wie immer. Typisch, Männer... !

  • MG
    Magda Geisler

    Was völlig beiseite gelassen wird, ist dass auch die anderen Siegermächte Frauen vergewaltigt haben. Die Franzosen zum Beispiel - mein Vater war einer. Bei den Amerikanern denkt man offensichtlich, dass alle Frauen generell ganz verrückt darauf waren, mit ihnen zu schlafen. Und wie es bei den Briten ist, weiß ich nicht.

    Es wundert mich nur diese selektive Auswahl.

    Schon dadurch kriegt der ganze Diskurs was heuchlerisches.

     

    Nicht alle Männer sind Sexualverbrecher, aber in einer entsprechenden Situation üben auch die sexuelle Gewalt aus, die das unter anderen Bedingungen weit von sich gewiesen hätten.

  • L
    lothar

    Wehrmachtsoldaten haben vergewaltigt, geplündert, gebrandschatzt, massengemordet.Es waren ja nicht nur die 6 Millionen Juden Opfer. Opfer des NS-Terrors wurden ca 6 Millionen polnische Zivilisten, ca 20 Millionen sowjetische Zivilisten, ungezählte auf dem Balkan; und auch in Italien und Frankreich war die Wehrmacht keine Ansammlung von Waisenknaben. Nur - den Vertretern der ehemaligen Wehrmacht und der Diktatur (zB Manstein, Generale, die in die Bundeswehr kamen, Paul Carell mit seinen Büchern, Globke usw)ist es nach dem Krieg gelungen, den Mythos von 'der sauberen Wehrmacht' und dem bösen Adolf mit seiner SS zu kreieren.

    "Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei" so der Untertitel des Buches "Vom Verschwinden der Täter" von H. Heer.

  • M
    Martin

    Es gibt vor allem zwei Faktoren, die bestimmen, in welchem Maß derartige Ausschreitungen stattfinden, darauf kommt sie nicht.

     

    Nämlich 1: der Organisiertheitsgrad und die Diszipliniertheit der Armee bzw. der entsprechenden Einheit und 2: die Motivation der Soldaten, teils durch die Kriegserfahrungen, teils durch die persönliche Motivation und die Ideologie bestimmt. Bei den russischen Soldaten dürfte die Erfahrung eines Jahre dauernden Krieges, meist mit dem Verlust von Angehörigen und der Barbarei der Deutschen zu entsprechenden Rachegelüsten geführt haben. Bei den Deutschen wars zum großen Teil die Verachtung des Gegners.

     

    Das es möglich ist, das es eben nicht zu Vergewaltigungen (jedenfalls nicht in größerer Zahl) kommen muß, ist die Armee entsprechend diszipliniert und motiviert, demonstriert seit langem die israelische Armee.

  • H
    Hannes

    Soldaten sind nicht per se Vergewaltiger, aber in jedem Krieg an dem reguläre Militärverbände beteiligt sind, gibt es die Tendenz, das die Macht die der Soldat besitzt dazu verleitet dies auszunützen.

    Ausserdem werden gezielte Vergewaltigungen immer wieder eingesetzt um die Moral des "Feindes" zu schwächen, da Vergewaltigungen einer der höchsten Formen der Herrschaft darstellt.

    Gerechtfertigt werden Vergewaltigungen immer damit das die Soldaten ja fern von der Heimat nur unter Männern nicht ihre sexuellen Triebe ausleben können. Was heterosexistisch ist und nicht stimmt, da auch so viele Männer auf Sex verzichten müssen deswegen auch nich gleich das vergewaltigen anfangen

  • D
    Denninger

    Der Schlussfolgerung "Militär und Sexualgewalt sind untrennbar verbunden" möchte ich doch widersprechen.

    Sie impliziert, jeder Soldat sei ein Vergewaltiger.

    Diese Aussage ist ebenso falsch wie die Lügen von der "durchwegs anständigen Wehrmacht", der "edlen, tapferen Roten Armee" der "ritterlichen Grande Armee" usw. usw.

    Die Aussage "Krieg und Sexualgewalt gehen einher" trifft diese Verbrechen schon eher.

    Sexuelle Gewalt wurde und wird oft als Kriegsmittel eingesetzt (z.B. Illja Ehrenburg, Division Leclerc, Bosnien, Darfur) aber der Umkehrschluss daraus lässt sich nicht ohne weiteres ziehen.

    Statt Soldaten per se als Sexualverbrecher hinzustellen ist es sinnvoller die Verbrechen selbst zu verhindern.

    Der Vergleich eines BW-Angehörigen, welcher ein Bordell besucht mit einem Serienvergewaltiger und -mörder welcher Armee auch immer ist nicht sinnvoll.