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Verfilmung von „The Electric State“Die Welt der Roboter

„The Electric State“ wurde von Netflix verfilmt – leider. Denn an die Sci-Fi-Graphic Novel kommt der Film nicht im Geringsten heran.

Michelle (Millie Bobby Brown) mit ihrem Roboter Foto: netflix/dpa

Bitte, lassen Sie sich nicht von der Euphorie mitreißen, die Sie vielleicht empfinden bei Science-Fiction, Graphic Novels oder schwedischer Erzählkunst. Bitte. Drücken Sie nicht auf Start bei „The Electric State“, der bisher wohl teuersten Produktion von Netflix (laut Medienberichten 320 Millionen US-Dollar). Lesen Sie das Buch!

Die Graphic Novel von Simon Stålenhag spielt in einer wundergrausen Welt: den USA der 1990er Jahren. Aber nicht in unserer Version. Stattdessen ist der Staat geprägt von Einöden, in denen riesiger Tech-Schrott und menschliche Gerippe Anker für den Blick sind.

Die Menschheit wurde von ihren intelligenten Robotern angegriffen. Sie konnte nur gewinnen, weil Sol­da­t*in­nen sich Helme aufsetzten, mit denen sie andere Roboter ohne Hirn und Bewusstsein wie Drohnen steuerten.

Diese Welt voll Trauma, Hass und Sucht durchstreift eine junge Frau, Eltern tot, begleitet nur von einem kindlichen Roboter, auf der Suche nach ihrem verschollenen Bruder. Es ist auch eine Reise durch die eigenen Bedürfnisse und die unterschiedlichen Auffassungen davon, was das Gehirn, das menschliche Ich ausmacht.

Film & Graphic Novel

Film: „The Electric State“, 128 Minuten, Netflix 2025

Buch: „The Electric State“, 144 Seiten, 38 Euro, Fischer Tor 2019

Zerstörerische Ruhe

Statt Kämpfen zeigen die Bilder vor allem eine zerstörerische Ruhe, fantastische Qualen. Sie sind liebevoll und grausam, lassen beim Betrachten nicht nur den Wüstensand im Wind hören, sondern auch das langsame Ausströmen letzter Stromreste aus Batterien.

Der Film aber verspottet diesen langsamen Traum Stålenhags. Er ist laut, versucht sich an Humor, vertut sich aber immer wieder beim Timing. Bald erdrücken Kampfhandlungen die zarte Postapokalypse. Aber genau dafür hat man sich ja auch Chris Pratt („Jurassic World“) als Nebendarsteller eingekauft, und das Drehbuch von Christopher Markus und Stephen McFeely schreiben lassen, die bei „Avenger“-Filmen bewiesen haben, dass Rabatz ihr Metier ist. Nur Millie Bobby Brown („Stranger Things“) macht das erträglich.

Bitte: Lesen Sie das Buch!

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1 Kommentar

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  • Die Graphic Novel hat mehrere, nach meinem Empfinden sehr empfehlenswerte Teile. Der erste Teil “Tales from the Loop” wurde aus meiner Sicht hervorragend in Form einer Miniserie verfilmt.