Verena Hölzl über das Engagement Kofi Annans in Birma: Mulmiges Gefühl
Zehn Prozent aller staatenlosen Menschen weltweit leben in Birma. Die muslimischen Rohingya gehören der UNO zufolge zu einer der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt. Birmas Buddhisten halten sie für illegale Einwanderer aus Bangladesch, das Militär macht ihnen das Leben zur Hölle.
Das ist der Emotionen aufwühlende und international bekannte Fakt, der einen großen Graben zwischen das neuerdings demokratische Birma und die internationale Gemeinschaft gerissen hat.
Dass wir den Blick zu selten auf die buddhistische Bevölkerung des Teilstaats Rakhine wenden, denen die Militärregierung ihrerseits jahrzehntelang sowohl Bildung als auch Wohlstand versagte, verstärkt den Hass auf die Muslime nur weiter.
Eine Beraterkommission unter dem Vorsitz von Kofi Annan hat ein Jahr lang unter Verzicht auf spaltende Rhetorik die Probleme des Krisenstaats analysiert und nun ganzheitliche Empfehlungen abgegeben, was für Wirtschaft und Gesellschaft in Rakhine getan werden könnte.
Es war ein intelligenter Schachzug von Staatsrätin Aung San Suu Kyi, eine Beraterkommission mit dem heiklen Problem zu betrauen, mit dem sie selbst sich nur hätte Feinde machen können.
Noch mehr Feinde. Mit ihrer Strategie des Kleinredens von Menschenrechtsverletzungen des Militärs gegen die Rohingya hat sich die einst angehimmelte Friedensnobelpreisträgerin in das Schussfeld von Menschenrechtlern auf der ganzen Welt bugsiert.
Noch einmal halten die nun alle inne, so scheint es. „Jetzt ist Aung San Suu Kyi am Zug“, sagt etwa Phil Robertson von Human Rights Watch nach der Vorstellungen der Empfehlungen. Das Mandat der Beraterkommission ist beendet.
Birma ist nun wieder allein mit dem Sisyphos-Problem Rakhine – und mit einer Staatsrätin, die keine Kontrolle über das Militär hat. Zurück bleibt ein mulmiges Gefühl.
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