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Verdi-Vorstand über Telekom"Solche Pläne sind ein Skandal"

Ver.di-Vorstand Lothar Schröder fordert die Regierung auf, gegen den von der Telekom geplanten Abbau von angeblich 35.000 Jobs einzuschreiten.

Sieht eine "neue Ära der Auseinandersetzung": Ver.di-Vorstand Lothar Schröder. Bild: dpa
Pascal Beucker
Interview von Pascal Beucker

taz: Herr Schröder, sind Sie von den Meldungen überrascht worden, die Telekom plane, ihre inländische Belegschaft von derzeit noch rund 154.000 Beschäftigten um weitere 35.000 Stellen zu reduzieren?

Lothar Schröder: Derartige Pläne sind für uns durchaus etwas Neues und bringen eine neue Dramatik in die Beziehungen zur Telekom. Noch hat der Vorstand allerdings nicht offiziell bestätigt, dass wir es mit so einer Dimension zu tun haben.

Sie sind bislang nicht von der Telekom informiert worden?

Wir erfahren immer nur sukzessive von Detailplanungen. Wir wissen jedoch, dass der Vorstand große Firmenteile verkaufen will. Ebenso ist uns bekannt, dass er einen weiteren internen Personalabbau plant. In bestimmten Bereichen werden derzeit sogar betriebsbedingte Änderungskündigungen vorbereitet. Es ist einzigartig, mit welcher Rigorosität da gegen Beschäftigteninteressen gehandelt wird. Wir befürchten, dass so eine gewaltige Zahl von Arbeitsplätzen verloren geht. Die Telekom verabschiedet sich zunehmend aus ihrer beschäftigungspolitischen Verantwortung.

Sind Sie enttäuscht vom Telekom-Management?

Ich halte solche Pläne für einen Skandal, zumal es sich ja hier um ein Unternehmen handelt, das immerhin noch zu einem Drittel in Bundesbesitz ist. Es werden all jene von der Telekom eines Besseren belehrt, die angesichts der Privatisierungspläne der Bahn glauben, man müsse nur einen Teil des Unternehmens im Bundesbesitz belassen - und dann stehe dies schon für Gemeinwohl und Beschäftigungssicherung.

Was erwarten Sie von der Bundesregierung?

In der Werteordnung der Bundesrepublik tragen die Eigentümer die Verantwortung für das, was in ihrem Unternehmen passiert. Die Bundesregierung ist der größte Eigentümer der Telekom. Angesichts dessen, was da passiert, muss sie endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und der Telekom-Führung sagen, wo es langgeht.

Wie werden Sie als Gewerkschafter jetzt reagieren?

Ich glaube, wir stehen auch nach dem Tarifkonflikt vom Sommer nicht am Ende, sondern eher am Beginn einer neuen Ära der Auseinandersetzung. Wir werden jedenfalls den Personalabbauplanungen nicht die Hand reichen. Daher will ich auch nicht ausschließen, dass Ver.di dort, wo es möglich ist, den Streit in den Tarifkonflikt hineinführen wird, der sich immer auch im Arbeitskampf äußern kann. Gegenwärtig sind wir aber noch nicht so weit.

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