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Verbrechersuche mit AdventskalenderHinter jeder Tür ein Gangster

Mittels eines Adventskalenders hofft Europol Hinweise auf gesuchte Verbrecher zu erhalten. Dies soll sogar schon zu einer Festnahme geführt haben.

Türchen Nummer acht: Der hier Beschuldigte hat Drogen von Estland in die Niederlande geschmuggelt. Screenshot: Facebook/Europol

Berlin taz | Europol sucht mit einem Adventskalender Europas Most Wanted Criminials. Bereits im Januar diesen Jahres hatte die europäische Polizeibehörde ihre neue Website zur Fahndung nach den Most Wanted veröffentlicht. Mit dem Kalender hat sie nun noch mal nachgelegt und will Hobby-Detektive auf die vorweihnachtliche Verbrecherjagd schicken.

Der Adventskalender ist eine makabere Video-Krimi-Inszenierung, bei der jeden Tag das Gesicht eines mutmaßlichen Verbrechers enthüllt wird. Gruselige Verschwörungsmusik mit weihnachtlichen Glöckchen, die an den Soundtrack des Films „Kevin allein zu Haus“ erinnert, untermalt die kurzen Profile der Schurken. Das Gesicht des jeweiligen Täters erscheint umrahmt von einer Handschelle, die einer Weihnachtskugel nachempfunden ist. Schneeflocken segeln durchs Bild. Rechts dann die harten Fakten – schoss Prostituierte in den Kopf, erstach drei Menschen, wird gesucht wegen Drogenschmuggel.

Die Videos der Fahnenflüchtigen, sind wie die moderne Version der Fahndungsplakate mit Verbrechervisagen, die im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts an die Wände der Saloons gepinnt wurden. Der mutige Cowboy, der Zigarette rauchend am Holzverschlag lehnt und sich überlegt, wie er den fiesen Schurken am Besten aufspüren könnte, hängt heute in rückenverkrümmter Position vor seinem Computer und hackt sich vorzugsweise in die lokale CCTV Überwachung ein, um seine Dienste für den Staatsschutz zu erbringen.

Der Adventskalender ist eine makabere Video-Krimi-Inszenierung, bei der jeden Tag das Gesicht eines verdächtigen Verbrechers enthüllt wird

Der vorweihnachtliche Wunsch, noch schnell etwas Gutes zu tun, bevor das Jahr vorbei ist, wird hier also von Europol instrumentalisiert und soll der Organisation vorzugsweise einiges an eigener Fahndungsarbeit ersparen. Schließlich möchten die Beamten im Adventsstress auch mal die Füße hochlegen. Und anscheinend zeigt der Kalender die gewünschte Wirkung: Der erste Verbrecher des Weihnachts-Countdowns wurde nach Berichten der Polizeibehörde in den Niederlanden gefasst.

Das Statement des Europol-Sprechers Jan Op Gen Oorth im ZDF zu der Kalender-Aktion könnte grotesker nicht sein: „Ich will nichts vorwegnehmen, es lohnt sich jeden Tag einmal reinzugucken, da gibt es Jungs, die sind schwerer als andere. Lassen Sie sich überraschen.“

Die unzensierten Fotos der Gesuchten, die Europol zunächst auf allen sozialen Medien benutzte, haben wegen der offensichtlichen Missachtung des Datenschutzes bereits für Aufregung gesorgt. Außerhalb der eigenen Website, auf Facebook oder Twitter, muss Europol nun einen schwarzen Balken über die Augen der mutmaßlichen Verbrecher legen. Auf Facebook schreiben dazu wütende Kommentatoren, wieso denn bei solchen Schurken überhaupt noch auf die Privatsphäre geachtet werden müsste.

Die Protagonisten dieses bizarren Adeventsspektakels sitzen wahrscheinlich irgendwo in einem Kellerloch und wünschen sich sehnsüchtig, dass der Monat Dezember ganz schnell vorbeigeht.

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