Vattenfall: Atomlobbyisten für neues Vertrauen

Vattenfall ruft eine Expertenkommission ein. Mit dabei ist ein Kämpfer gegen "einschränkende behördliche Aufsicht".

Eingang zum Chaos-Kraftwerk Krümmel. Die Pannen hier habe er "nur aus der Ferne verfolgt", sagt Atomlobbyist Hirt. Bild: dpa

BERLIN taz Um "verloren gegangenes Vertrauen" zurückzugewinnen, will der Energiekonzern Vattenfall eine "hochrangige Expertengruppe" einsetzen, die Verbesserungsvorschläge erarbeiten soll. Als Mitglied hat das Unternehmen neben dem 73-jährigen atomkraftfreundlichen Kernforscher Professor Adolf Birkhofer auch den Atomlobbyisten Peter Hirt benannt. Der Präsident von Swissnuclear, einem Zusammenschluss der Schweizer Atomkraftwerke, bestätigte der taz, dass er auf Einladung von Vattenfall in Kürze an einem ersten Treffen teilnehmen werde. Weil er die Pannen in Krümmel nur "aus der Ferne verfolgt" habe, wolle er sich mit konkreten Vorschlägen noch zurückhalten, sagte Hirt.

Frühere Stellungnahmen geben allerdings interessante Einblicke in das Sicherheitsverständnis des Atommanagers: Zur Novellierung der Schweizer Kernenergieverordnung teilte er vor drei Jahren mit, das Ziel müsse eine Regelung sein, "welche die Wirtschaftlichkeit und die internationale Konkurrenzfähigkeit eines sicheren Betriebs der bestehenden Kernkraftwerke nicht schmälert".

Auch zu staatlichen AKW-Kontrollen hatte er eine klare Meinung: So sei die in der Schweiz vorgesehene "behördliche Aufsicht extrem einschränkend und aufwendig", weshalb sie "auf ein industrieübliches, effizientes Maß" reduziert werden sollte, erklärte Hirt 2004. Zu dieser Einschätzung stehe er bis heute, sagte der künftige Vattenfall-Berater zur taz: "Betreiber und Behörde haben nun mal nicht immer dieselbe Meinung."

In einem Gespräch mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat der Vorstandschef von Vattenfall Europe, Klaus Rauscher, zudem angeboten, dass das Ministerium in Abstimmung mit der Kieler Aufsichtsbehörde "einen Experten des gemeinsamen Vertrauens" in die Expertengruppe entsenden darf. Diesen Vorschlag lehnte Gabriel ab. "Aus Gründen der Unabhängigkeit der Atomaufsicht" könne er das Angebot nicht annehmen.

Für die Arbeit der Expertengruppe stellt Vattenfall nach eigenen Angaben einen Etat von fünf Millionen Euro bereit. Das entspricht ungefähr dem Gewinn, den das AKW Krümmel in einer Woche erwirtschaftet - wenn es wieder ans Netz gehen sollte.

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