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VW prüft Ansprüche an WinterkornVerlust des Vermögens droht

Die Justiz ermittelt, in den USA ist er angeklagt und der VW-Aufsichtsrat prüft Schadenersatzansprüche. Das kann sehr teuer werden für Ex-Chef Martin Winterkorn.

Martin Winterkorn. Ob das Gebet hilft? Foto: dpa

Wolfsburg dpa/afp | Der VW-Aufsichtsrat prüft in der Abgasaffäre Schadenersatzansprüche auch gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. „Die Prüfung dauert seit längerer Zeit an und wird unabhängig von behördlichen Verfahren durchgeführt“, sagte Aufsichtsratssprecher Michael Brendel auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dies habe der Aufsichtsrat bereits mehrfach erklärt. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen. „Dementsprechend gibt es keine Vorfestlegungen, und es wurden auch noch keine Entscheidungen getroffen.“

Brendel betonte: „Bei dieser Frage orientiert sich der Aufsichtsrat einzig und allein am Unternehmenswohl.“ Der Aufsichtsrat prüfe mögliche Ansprüche gegen ehemalige oder amtierende Vorstandsmitglieder „vorbehaltlos und ohne Ansehen der Person“.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, Winterkorn drohe der Ruin. Sein Vermögen könnte im Extremfall komplett weg sein. Die Zeitung berichtet weiter, laut Staatsanwaltschaft Braunschweig zeichne sich ein Ende ihrer Ermittlungen gegen den früheren VW-Chef und weitere Beschuldigte ab.

Der VW-Chef hat dem Bericht zufolge im Laufe seiner jahrzehntelangen Karriere im Dienste des Autoherstellers mehr als 100 Millionen Euro verdient. Allein seine Pensionsansprüche summieren sich demnach auf knapp 30 Millionen Euro.

Sicht auf die Ziellinie

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe, sagte der Zeitung, den Verteidigern der Beschuldigten solle im Sommer Akteneinsicht gewährt werden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Braunschweig sind die deutschen Ermittlungen gegen Winterkorn und 38 weitere Beschuldigte wegen der Manipulation von Dieselfahrzeugen fast abgeschlossen. „Wenn man sich die Ermittlungen, die im Dieselverfahren Vorgänge bei VW aus etwa zwölf Jahren aufklären sollen, als Marathonlauf vorstellt, beginnt damit quasi die Runde im Stadion mit Sicht auf die Ziellinie.“

Die US-Justiz hat Winterkorn angeklagt. Nach der am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Klageschrift des zuständigen US-Gerichts in Detroit wollen die USA den früheren Topmanager des Autobauers wegen Betrugs zur Rechenschaft ziehen. Dem 2015 zurückgetretenen Winterkorn wird zudem Verschwörung zum Verstoß gegen Umweltgesetze und zur Täuschung der Behörden vorgeworfen.

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3 Kommentare

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  • Hartz4 für Winterkorn? Why not?

  • Wie hoch ist wohl das Existenzminimum für Ex-Spitzenmanager (wobei "Spitze" nur die Position, nicht die Leistung!!! beschreibt)?

     

    Aber da wird die eine Krähe kaum...

    Obwohl, der Middelhoff - ob Winterkorn dann auch seine selbst beweihräuchernde "Reue" öffentlich zelebrieren wird?

  • Ach, warum braucht man für sowas die US-Justiz? Warum können wir das nicht selbst...? Ein Manager, der auch man tatsächlich persönlich die Verantwortung übernehmen soll für etwas das er getan hat - bei uns unvollstellbar. Leider.

     

    Die Manager lassen sich alle für ein Risiko entlohnen, dass sie faktisch nie tragen müssen - Schadenersatzprozesse wie bei Winterkorn sollten bei uns Alltag sein, bei Mismanagement, dann wäre zumindest ansatzweise auch einzusehen warum die Manager ihr komplett übertriebenes Gehalt bekommen. Winterkorn wird hoffentlich das Exempel das wir brauchen - bestrafe einen, erziehe 100.