Kommentar: VEB Bremen
■ Der Staat als Unterhaltungs-Konzern
An der Uni lernen fleißige StudentInnen, daß „Bildung“ zu den Staatsaufgaben gehört, und daß nach „neoliberalen“ Theorien vom „Staatsversagen“ der Staat sich aus Dingen heraushalten sollte, die nicht zu seinen eigentlichen Aufgaben gehören. In der wirtschaftspolitischen Praxis in Bremen ist solchen Theorien der Klassenkampf angesagt: Nicht der Staat, der „freie Markt“ hat hier versagt.
Bei klassischen Staatsaufgaben wie Bildung muß gespart werden, in der Unterhaltungsindustrie wird der Staat zum Mitunternehmer: Bremen übernimmt nach den jetzt ausgehandelten Verträgen das volle Risiko. Der private Veranstalter hat sich geweigert, dieses Risiko für sein Unternehmen zu übernehmen: Denn wenn am Richtweg kein Musical stattfinden würde, dann müßte Bremen auf 20 Jahre die vollen 4,3 Millionen jährlich blechen.
Oder beim Profi-Sport. Bremen bemüht sich um die Frauenhandball-Weltmeisterschaften im Jahre 2000. Das bedeutet, daß das Land sich verpflichten will, die Handball-Frauschaft des TuS-Walle mindestens bis zum Jahre 2000 in Spitzen-Klasse zu erhalten – auch dann, wenn Sponsoren die Lust verlieren. Handballerinnen können in eine andere Stadt gehen, der TuS-Walle lebt auch ohne seine zusammengekaufte Spitzen-Crew. Bremer Weltmeisterschaft 2000 ohne TuS-Walle? Undenkbar. Das volle Risiko für den erfolgreichen Frauenhandball will der Staat übernehmen. Klaus Wolschner
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