Uwe Rada über den Neubau im Bezirksvergleich: Mitte macht Masse
Pankow, heißt es gerne, sei der am schnellsten wachsende Bezirk Berlins. Die 400.000er-Marke wird der Erfolgsbezirk im Norden bald knacken, derzeit zählt das Amt für Statistik 398.732 Bewohnerinnen und Bewohner. Bis 2030 sollen weitere 60.000 Menschen dazukommen, doch die Frage ist: Wo sollen sie wohnen?
Auch Ephraim Gothe stellt sich diese Frage, obwohl er als Baustadtrat von Mitte gar nicht für Pankow zuständig ist. Aber auch Mitte boomt. Knapp 374.000 Einwohner zählen Alt-Mitte, Moabit und Wedding zusammen, und das nimmt der SPD-Politiker Gothe jetzt zum Anlass, ordentlich auf die Tube zu drücken.
Die neuste Statistik, und ohne Zahlen geht es bei diesem Thema nicht, besagt, dass Gothes Verwaltung von Januar bis September 2017 den Bau von 3.543 neuen Wohnungen genehmigt hat. In Pankow dagegen waren es nur 1.598. Ganz am Ende liegt übrigens Spandau mit 379 genehmigten Wohnungen. In Reinickendorf sind es 831.
Gothe, der die Zahlen im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitag vorstellte, nutzte die Gelegenheit für einen, wie er sagte, „freundlichen Appell an die anderen Kollegen“: „Ihr müsst euch noch mehr anstrengen“, schrieb er ihnen hinter die Ohren. Gerade in Reinickendorf und Spandau müsse man sich fragen, was da los sei. „Das ist alarmierend, dass es Bezirke gibt, die so hinterher sind“, so Gothe weiter.
Lahme CDU-Stadträte
Es ist nicht das erste Mal, dass ein SPD-Politiker sich beklagt, dass in Berlin zu wenig gebaut werde – und das selbst gesteckte Ziel, 6.000 landeseigene Wohnungen im Jahr fertigzustellen, in Gefahr sieht. Die SPD hat vor allem der Linkspartei in der Vergangenheit die Gelbe Karte gezeigt. Deren Bausenatorin Katrin Lompscher solle nicht nur die Mieter in bestehenden Mietverhältnissen schützen, sondern auch ordentlich Neubauzahlen liefern.
Der SPD-Mann Gothe geht nun einen anderen Weg und nimmt die Bezirke in die Pflicht. Interessant dabei ist, dass in den beiden von Gothe genannten Bezirken mit den „alarmierenden“ Zahlen zwei CDU-Politiker für Baugenehmigungen zuständig sind. In Spandau ist es Frank Bewig, in Reinickendorf Frank Balzer. Soll heißen, die Opposition soll nicht so laut schreien, wenn es um den Wohnungsbau geht, sondern erst mal ihre Hausaufgaben machen.
Mitte jedenfalls hat sie gemacht, klopft sich Gothe auf die Schulter und verkündet, dass bis Ende des Jahres 4.000 Wohnungen genehmigt werden würden. Das Ende der Fahnenstange aber sei damit noch nicht erreicht. „Bei uns ist noch eine große Menge möglich“, freut sich Gothe und stellt die nächste Zahl vor. Alleine in seinem Bezirk gebe es noch ein Potenzial von 28.363 neuen Wohnungen. Langfristig allerdings.
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