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Uwe Rada freut sich auf einen fahrradfreundlichen Gleimtunnel und den nächsten StarkregenAnderthalb Meter reichen doch auch

Noch muss man sich als Radfahrer den Platz mit den Fußgängern teilen. Bald aber dürfen die Radler im Gleimtunnel auf die Fahrbahn. Das hat Jens-Holger Kirchner am Mittwoch in seiner letzten Amtshandlung als Baustadtrat von Pankow deutlich gemacht. Am Freitag wird der Grüne dann seine Arbeit als Verkehrsstaatssekretär aufnehmen. Und auch da wird er mit der berühmten Unterführung zu tun haben, die die Ortsteile Prenzlauer Berg im Osten und Gesundbrunnen im Westen verbindet.

Im Juli war der Gleimtunnel abgesoffen. Schwere Regenfälle hatten Wasser aus der Kanalisation auf die Fahrbahn gespült. Vierzig Autos wurden in- und teilweise auch aufeinandergeschoben. Seitdem ist der Tunnel für Autos gesperrt. Radfahrer und Fußgänger dürfen passieren.

Für den Boulevard gefundenes Fressen: Wo die Welt (für Autofahrer) ungerecht ist, lässt sich gut gegen die scheinbar Schuldigen motzen. Denn Bahn und Land streiten sich seitdem, wem das historische Gleistragwerk gehört und wer für die Sanierung aufkommen muss. Deswegen ruhte still der See.

Inzwischen aber liegt ein Gutachten vor. „Der alten Lady geht es besser, als sie aussieht“, freut sich Kirchner über den Zustand des Bauwerks. Weil es nun nur darum geht, wer mittel- und langfristig für eine Grundsanierung geradestehen muss, wird seit ein paar Wochen gebuddelt. Am 23. Dezember sollen die Bauarbeiten fertig sein.

Und siehe da: Wenn der Tunnel nach der Bauabnahme wieder freigegeben wird, dürfen die Radfahrer auf die Fahrbahn, die Autofahrer müssen sich die mittlere Spur teilen. Eine „Begegnungszone“ soll das werden, verspricht Kirchner bei einem Vororttermin. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Radstreifen nur 1,50 Meter breit sein werden und nicht, wie es politisch beschlossene Sache ist, zwei Meter. „Die Bauarbeiten wurden begonnen, bevor der Koalitionsvertrag unterschrieben wurde“, scherzt Kirchner.

Auch im neuen Amt wird er treibende Kraft sein wollen. Die Bauabnahme nämlich liegt beim Bezirk Mitte. Als Stadtrat hat er immer wieder die Senatsverwaltung für ihre Untätigkeit gegeißelt. Nun wird er dem Bezirk Mitte Beine machen müssen – auch wenn der inzwischen in grüner Hand ist.

Die Radfahrer dürfen sich freuen – und insgeheim auf den nächsten Starkregen hoffen. Könnte ja ein Sturzbach die Schönhauser runtergehen. Hinterher nur noch eine Spur für Autofahrer? In Berlin scheint gerade alles möglich.

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