Urteil wegen sexueller Nötigung: Bill Cosby zu Haftstrafe verurteilt
Er war einst Comedy-Star, jetzt muss er wegen sexueller Nötigung ins Gefängnis. Es ist die erste Verurteilung eines Prominenten, seit die #MeToo-Bewegung startete.
Polizisten führten den 81-Jährigen Bill in Handschellen aus dem Gerichtssaal in Norristown in Pennsylvania. In einer Sammelstelle wird entschieden, in welche der 24 Haftanstalten des Bundesstaats Cosby kommt. Es ist die erste Verurteilung eines Prominenten, seit die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe vor fast genau einem Jahr ins Rollen kam.
Cosby zeigte nach der Urteilsverkündung keine Regung. Die Gelegenheit, sich abschließend zu äußern, nahm er nicht wahr. Familienmitglieder Cosbys waren wie schon am Vortag nicht mit im Saal.
„Niemand steht über dem Gesetz und niemand sollte wegen seines Wohnorts, wegen seiner Identität oder wegen Wohlstand, Ruhm, Berühmtheit oder sogar Wohltätigkeit anders behandelt werden“, sagte O'Neill in seinem Urteilsspruch. „Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall.“ Die Auswirkungen auf Cosbys Leben seien ihm bewusst „und es tut mir leid“, sagte der Richter.
Schwere sexuelle Nötigung
Cosbys Verteidiger Joseph Green scheiterte beim Versuch, Cosby gegen Kaution auf freien Fuß zu bekommen, bis über das geplante Berufungsverfahren entschieden ist. Dieses würde beim nächst höheren Gericht verhandelt, dem Superior Court in Harrisburg. Dieses Gericht muss den Fall anhören – anders als der übergeordnete Supreme Court, das höchste Gericht im Staat Pennsylvania. Cosby muss zusätzlich eine Geldstrafe von 25.000 Dollar (21.200 Euro) zahlen und die Gerichtskosten des Strafprozesses tragen.
Cosby war wegen schwerer sexueller Nötigung in drei Fällen schuldig gesprochen worden. Dafür drohten ihm bis zu 30 Jahre Haft. Die Prozessparteien einigten sich aber, diese Fälle zusammenzuführen. Die Höchststrafe lag damit bei bis zu zehn Jahren Haft im Gefängnis des Bundesstaats Pennsylvania. Die Inhaftierten in den „State Prisons“ der Bundesstaaten sitzen oft längere Strafen für schwerere Verbrechen ab als Insassen der Bezirksgefängnisse. Auch Hausarrest oder Zeit in einer Rehabilitierungs-Einrichtung wären als Strafe möglich gewesen.
„Wer jemanden unter Drogen setzt und sexuell missbraucht, muss einen hohen Preis zahlen, und dieser Preis ist die eigene Freiheit“, sagte Staatsanwalt Kevin Steele. Verteidiger Joseph Green hatte dagegen von „übermäßiger Härte“ gesprochen und auf Cosbys Alter sowie seine Blindheit hingewiesen. „Was macht ein 81 Jahre alter Mann im Gefängnis?“, fragte Green.
Im öffentlichen Register für Sexualstraftäter, das alle 50 Bundesstaaten der USA führen, wird Cosby als „gewaltbereiter Sexualverbrecher“ eingetragen. Auch nach seiner Haftstrafe oder einer Entlassung auf Bewährung muss er sich damit regelmäßig bei der Polizei melden und an Therapie-Sitzungen teilnehmen. Kindergärten, Schulen und Bewohner in Cosbys Nachbarschaft werden zudem mit Foto und Hinweisen über seine Straftaten vor ihm gewarnt. Diese Hinweise sind öffentlich im Internet einsehbar.
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