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Urteil gegen Filesharerin abgemildert54.000 Dollar für 24 Songs

Eine Mutter hatte 24 Songs per Filesharing-Börse vertrieben und war zu einer Millionenstrafe verurteilt worden. Nun setzt ein Richter die Strafe auf 54.000 Dollar runter. Immer noch happig.

Jammie Thomas-Rasset soll nun "nur noch" 2.250 Dollar pro Song bezahlen. Bild: ap

BERLIN taz | Wenn es um das illegale Anbieten von Musik in Filesharing-Diensten geht, kennen Gerichte in den USA scheinbar keine Gnade: Regelmäßig werden dort Betroffene zu hohen Geldstrafen verurteilt, zuletzt der Bostoner Student Joel Tenenbaum zu mehr als einer halben Million Dollar für gerade mal 30 Songs.

In einem dieser Fälle ließ ein Richter in Minnesota nun aber relative Gnade walten: Jammie Thomas-Rasset, eine zum damaligen Zeitpunkt allein erziehende Mutter, die insgesamt 24 Titel von Bands wie "Def Leppard" oder "Green Day" über das Tauschangebot "Kazaa" online gestellt haben soll, kam mit einer deutlichen Reduzierung des Schadenersatzes davon.

Thomas-Rasset war zunächst zu 200.000 Dollar verurteilt worden. In der Berufung vor einem Geschworenengericht erhöhte sich die Summe auf bislang unerhörte 2 Millionen – umgerechnet 80.000 Dollar pro Titel.

US-Distriktsrichter Michael Davis kassierte die Entscheidung nun: Statt der 2 Millionen werden nur noch 54.000 Dollar fällig, was 2.250 Dollar pro Stück entspricht. Das ist immer noch ein Dreifaches des möglichen Minimums von 750 Dollar pro Titel, das im amerikanischen Copyright-Gesetz steht. Andererseits sieht es in Einzelfällen sogar 150.000 Dollar pro Urheberrechtsverletzung vor.

Davis erklärte, die Notwendigkeit der Abschreckung könne eine derart hohe Strafe nicht rechtfertigen, wenn es dem Delinquenten allein um den Bezug kostenloser Musik gehe. Die nun beschlossenen 54.000 Dollar seien ebenfalls "signifikant und harsch". "Diese Maximalsumme ist aber nicht länger derart monströs und schockierend", so der Richter in der Begründung.

Normalerweise versucht die US-Plattenindustrie, sich mit Internet-Nutzern, die einer Urheberrechtsverletzung beschuldigt werden, außergerichtlich zu einigen. Dann werden üblicherweise nur einige Tausend Dollar fällig. Thomas-Rasset hatte aber stets betont, nicht wissentlich illegal Songs angeboten zu haben und versucht, ihre Unschuld gerichtlich feststellen zu lassen.

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9 Kommentare

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  • PS
    peter schnitzel

    Gesetz ist Gesetz - so ein Quatsch. Die einzigen die an Mucke wie der von Green Day wirklich verdienen sind die Plattenfirmen. Ja die armen, geplagten, bestohlenen Plattenfirmen, die einen wertlosen Act nach dem anderen raushauen (No Angels und wie der ganze Castingmüll heißt) und kleinen Kindern, die es nicht besser wissen das Geld aus der Tasche ziehen. DAS ist für mich Diebstahl und das steht leider nicht im Gesetz.

    Dass Künstler mehr verdienen würden, wenn die Labels nicht einen Großteil der Kohle kassieren (mit Künstler meine ich alles, was nicht auf MTViva läuft)

    würden liegt für mich klar auf der Hand. Gute Musik verbreitet sich auch so per Youtube, Freundeskreis, Kritiken von Musikzeitschriften, usw. Wer eine Band/ einen Künstler auch wirklich gut findet, geht zu den Konzerten, da die Bands damit hauptsächlich das Geld verdienen. Und in Sachen Perversion des Kapitalismus dann einfach den armen Küstler vorzuschieben, finde ich falsch. Aber Argumente lassen sich schnell eintrichtern, wenn man nicht so sehr in alle Richtungen denkt...

     

     

    @Mr.Moe

    Firmen wie Sony BMG u.ä. beauftragen private Firmen damit bei selbst angebotenen Fake-Files oder normalen Files die IP's der Sauger zu protokollieren. Über den Provider werden dann die IP-Daten abgeglichen mit Namen und Addresse desjenigen der zu diesem Zeitpunkt diese IP hatte und schwupps, liegt ein lustiger Brief mit Abmahnung/Vorladung im Briefkasten, wenn die Firmen es so wollen.

    Mal davon abgesehen, wer heute noch mit Kazaa oder Emule zieht, ist selber Schuld. Genau wie derjenige der an die Rechtschaffenheit der Plattenfirmen glaubt. Für Gott wurde ja auch noch kein Beweis gefunden...

  • MM
    Mr. Moe

    Dem kann ich nur zustimmen. Einfach die par Cent für Musik zahlen...

     

    Mich würde aber ineressieren, ob da die Polizei mitgeholfen hat. Bzw. Wie sie überführt wurde.

  • FL
    Frank Lunk

    Typisch Amerikaner! Wenn's um die Sicherung kapitalistischer Pfründe geht, nicht kleckern, sondern klotzen! Leider kann nich meinem Vorkommentator da nicht ganz zustimmen, da die Verhältnismäßigkeit in keinster Weise gewahrt wird! Interessant zu beobachten, daß hier in Deutschland Retortenprodukte und Plastikmusik am häufigsten abgemahnt werden! Wohl eher ein Schutz der Profite, als der Kunst!

  • DM
    Doc Mison

    Mal Sehen wie die Musikindustrie reagiert wenn man die Gesetze gegen sie selbst anwendet. Die hat nämlich ihrerseits 300000 Songs verbreitet, ohne die Rechte zu besitzen, also auch Raubkopierer ist. Der Streitwert beläuft sich auf 6 Milliarden kanadische Dollar !!

     

     

    http://futurezone.orf.at/stories/1633629/

  • J
    jan

    Wieviel mussten nochmals Rick Wagoner und Stan O`Neill zahlen?

  • U
    UCNet

    Das das amerikansiche Rechtssystem für die Tonne ist, ist ja allgemein bekannt.

     

    Aber müssen die Richter das ständig wieder unter Beweis stellen?

    *Sarkassmus an

    Ach und das Argument, dass Künstler auch von etwas leben müssen...ich kanns nicht mehr hören.

    Wenn sie nicht davon leben könnten, müssten sie halt etwas anderes tun oder sterben.

    Es vergeht ja auch kein Tag an dem nicht wieder ein verhungerter Künstler am Strassenrand gefunden wurde.

    *Sarkassmus aus

  • JS
    jack sparrow

    Oh man,

    so eine scheiße.

     

    alben von green day sind nicht mal 10 euro wert!

     

    ich hoffe,

    dass trotzdem munter weiter geshared wird,

    bis zum untergang von sony BMG!

  • A
    alcibiades

    Was für eine grandiose Verdienstmöglichkeit: Das lohnt sich doch viel eher, den Leuten per Gericht den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen, da kann sich die marode Industrie ja das ganze Brimborium mit Bands, Talentsuche, Konzerten usw. sparen. Man kann ja die Leute auch wegen alter Musik verklagen (Def Leppard - ha!), das bringt genausoviel penunze.

  • VE
    vedett extra blanche

    SChon happig, aber wenn es im Gesetz steht

    und...

    Künstler mussen und wollen auch leben, also auch die Plattenfirmen,

    copyright-Verstoß = strafbar mit enormen Summen

    ich finde DAS komplett in Ordnung