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Urlaub für die Polizei

■ Chiles General Stange gibt nach

Santiago de Chile (AFP) – Der umstrittene chilenische Polizeichef General Rodolfo Stange hat dem Druck des Präsidenten Eduardo Frei nachgegeben und sein Amt vorübergehend niedergelegt. Frei äußerte sich am Samstag zufrieden darüber, daß die erste Krise zwischen ihm und der Armeeführung beigelegt sei.

Präsident Frei hatte den Rücktritt des Polizeichefs gefordert, nachdem am 31. März drei hohe Polizeioffiziere wegen des Mordes an drei Oppositionellen in der Zeit der Pinochet-Diktatur zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren. In seinem Urteil beschuldigte der Richter Polizeichef Stange, im Jahr 1985 die Ermittlungen behindert zu haben.

Stange, der jegliche Schuld zurückwies, hatte die Rücktrittsforderung zunächst strikt abgelehnt. Der 68jährige war 1985 von Augusto Pinochet als Chef der Gendarmerie eingesetzt worden. Die noch aus Diktaturzeiten stammende Verfassung gibt dem demokratisch gewählten Frei nicht die Kompetenz, Offiziere abzusetzen oder zu ernennen. Frei hatte deshalb angekündigt, den Nationalen Sicherheitsrat einzuberufen, um über den umstrittenen Polizeichef abzustimmen. Bevor es dazu kam, kündigte Stange seinen „Urlaub“ an.

Nach Ansicht von politischen Beobachtern sollte damit jedes Risiko vermieden werden, daß Frei sich in dem achtköpfigen Sicherheitsrat durchsetzt und damit die Position von Ex-Diktator Pinochet schwächt, der noch Chef des Heeres ist. Dem Sicherheitsrat gehören neben den Präsidenten des Senates und des Obersten Gerichtshofes auch Pinochet sowie die Kommandeure von Marine und Luftwaffe und Stange selbst an.

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