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■ Urdrüs wahre KolumneKommando Maulwurf

Auch wenn mich der Kleingartenverein Blockland wegen unterschiedlicher Auffassung in Fragen praktisch-ökologischer Gartengestaltung und wegen Urinierens meiner damals zweijährigen Tochter Lina Lotta auf dem Parzellenweg schon vor Jahr und Tag aus seinen Reihen ausgeschlossen hat, so muß ich doch in alter Verbundenheit den Zynismus des SPD-Wirtschaftssprechers Detmar Leo brandmarken. Wenn dieser Patentdemokrat die Parzellistenparole „Finger weg von unseren Gärten“jetzt zwecks Erweiterung des Technologieparks umdeutet in „Gesprächsbereitschaft zu fairen Verhandlungen“, dann mag er dabei zwar die Gemütslage der Parteifreunde im Landesvorstand der Kleingärtner richtig einschätzen, verkennt aber die prinzipielle Abwehrbereitschaft einer mit Spitzhacke, Sense und anderen Nahkampf-Gerätschaften bestens ausgerüsteten Hardcore-Basis. „Dem Guten zart / dem Bösen hart“grüßt, Klappspaten bei Fuß, das Kommando Schwarzer Maulwurf!

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Wegen Aufforderung zu strafbaren Handlungen soll dem rappenden Soft-Gangsta Coolio jetzt der Prozeß gemacht werden, nachdem er das Publikum aufforderte, sich bei mangelnder Liquidität seine CD per Ladendiebstahl zu besorgen. Seit nunmehr bald zehn Jahren versucht der Schreiber dieser Zeilen schon, die verehrlichen Besucher seines Kabaretts der Literarischen Gewalttätigkeiten zu veranlassen, den Eintritt vorzugsweise mit dem Erlös aus Handlungen wie Tresorknacken, Einbruch in Sparkassenfilialen oder Fälschen von Pfadfinderbriefen zu zahlen, hat aber bislang allenfalls erreicht, daß Zuschauer schwarzfahrend anreisen bzw. als Radio Bremen-Redakteur oder Gemeindepfarrerin in festem Lohn und Brot den Einlaß mit dürftig nachgemachtem Schülerausweis ermäßigt einfordern. Die Kriminalisierung des Bewußtseins durch die kämpferische Kunst ist in der Tat ein steiniger Weg!

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In niederträchtiger Weise werden jetzt durch und durch rechtschaffene Bremerhavener Parlamentarier in Versuchung geführt: 43 Mark sollen die Fischköppe künftig jedesmal dann erhalten, wenn sie auch nur behaupten, zu Sitzungen von Ausschuß oder Bürgerschaft mit dem PKW angereist zu sein. Dabei sind doch gerade diese Menschen durchwegs vorbildliche Ökofreaks, die mit Gratisjahreskarte für Bus und Bahn auf grüne Welle Vernunft setzen oder gar mit Tretboot oder Fahrrad nach Bremen kommen. Vermutlich steckt dahinter der Versuch, die Abgeordneten mit dem Wissen um kleine Sünden erpressen zu können... Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

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Obwohl Walter Kempowski als literarischer Gulasch-Kanonist des gesamtdeutschen Bürgertums im Dörfchen Nartum über auskömmliche Wohnverhältnisse verfügt, will Herr Manfred Rieken als Stadtdirektor von Zeven dem schreibenden Schulmeisterlein nunmehr in seiner Kommune ein „Dichterzimmer“einrichten, in dem neben einem ausgedienten Schreibtisch des Altmeisters im groben Unfug auch noch eine ungeöffnete Zigarrenkiste Marke „Loeser &Wolf“inventarisiert werden soll. Angesichts der Tatsache, daß auch in Zeven noch Fälle von Obdachlosigkeit vorkommen, ist diese Form der mißbräuchlichen Verwendung von Wohnraum ganz sicher ein Fall für den Blonden Emil vom Bund der Steuerzahler, wenn nicht gar für die Rote Zora vom Rechnungshof!

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Politiker lügen? Nicht alle! Gehässige Vorurteile straft jetzt Altpräsident Richard von Weizsäcker Lügen, indem er in großformatigen Anzeigen der landwirtschaftlichen Marketinginitiative CMA mit der ganzen Kraft seiner silbergrauen Persönlichkeit beteuert: „Für mich ist Rindfleisch eine Bereicherung unserer Küche“. Wer heute im Zeitalter des veganen Terrorismus noch die Kraft und den Mut zur öffentlichen Verkündung solcher schlichten Wahrheiten aufbringt, der hat unsere Anerkennung auch dann verdient, wenn er für dieses Statement mit einer Tüte Marcknochen oder einem tiefgefrorenen Pansen-Block für den Hund belohnt wurde!

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Meint am Vorabend des Weltmeisterschaftskampfes im Mittelgewicht zwischen Franz Schuhmann und „Glamour boy“Shane beim Lapin Kulta Catchcup in der Bremer Stadthalle ganz im Ernst

Ulrich „Ironman“Reineking

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