■ Urdrüs wahre Kolumne: Feuer frei!
Mein subversiver Broker wies mich dieser Tage daraufhin, dass Onkel Schulenberg mit seinem KPS-Imperium an die Börse gegangen ist. Sollte da was mit feindlicher Übernahme möglich sein, würde ich zu gern den schwarzen Ritter machen, um diesem Pelzmantelträger seinen wohlverdienten Platz als Büroboten zuzuweisen. Und morgens muss der geborene Onkel Bräsig dann immer Herrn Martin Globisch als neuem Chef des Ganzen den Bleistift spitzen und den magenfreundlichen Schonkaffee kochen – im modischen Faltenrock, bittesehr.
Jetzt läuft der Countdown für all jene Sportsfreunde, die in der neuen Saison der Wilden Liga Bremen mitkicken wollen und damit zugleich ihre Chance auf den UrDrü-Offensivpokal wahren. Am Montag um 20 Uhr ist Treff bei Meister Propper im Keller an der Weberstraße 44 (Eingang In den Runken) und Teams, bei denen es nur noch an einem geeigneten Vereinsnamen fehlt, um gegen Vibrator Moskowskaya, Konditionskombinat und Eintracht Prügel bestehen zu können, dürfen gern auf meine Agentur-Erfahrung bei der Entwicklung von Markennamen zurückgreifen: ich stelle schon mal den Begriff FC Schwarze Hirten in die Tiefe des Raumes. Näheres unter den Hotlines 0421/7943448 (Stefan) bzw. 354350 (Jens).
Auch in der schlichtgastronomischen Einrichtung „Haltepunkt“ am Steintor wurde dieser Tage das Verhalten einiger Apotheker beim sozial- und gesundheitschädli-chen Rezept-Ankauf von HIV-Patienten diskutiert. „Ne Spritze Aids-Blut inne Venen“ verlangte Volkes Stimme dort als gerechte Strafe – und wenn dies angesichts aller sonstigen Schweinereien im Lande auch als etwas krasse Forderung gewertet werden kann, sollte es den Herren Pharmazeuten zu denken geben: Das Maß ist voll!
Ein Held ist bekanntlich jemand, der zum richtigen Zeitpunkt am falschen Ort ist und dann auch noch mediamarkt-blöd genug, da zu bleiben. Würde die Musikschau der Nationen in der Stadthalle diesmal endlich unter einem solchen Motto durchgeführt, ich könnte meiner morbiden Neigung zu Tschingderassabum hemmungslos frönen und mich mit einer Dauerkarte die ganzen Tage lang am exerzierten Wohlklang erfreuen. So aber bleibt wieder nur der Schmollwinkel und die Hoffnung auf den Sieg von Corinna May bei der Grand Prix-Ausscheidung.
Auch du also, mein Sohn Bernt „Brutus“ Schulte. Auch du humanistisch dressierter Chorknabe in der Fehlbesetzung des bremischen Polizeisenators willst den finalen Rettungsschuss und triffst doch bei der Freimarkt-Schießbude nicht mal mit vollem Magazin das richtige Röhrchen unter der roten Rose! Noch nie was von Rohrkrepierern gehört? Von Quer-
schlägern? Fahrkarten? Luschen? Und das dann aber voll ins warme Leben? Lies mal wieder das zerfledderte Reclamheftchen von Immanuel Kant aus deiner Schulzeit, als du noch mit Fleiß und Andacht über die Kritik der reinen Vernunft und den kategorischen Imperativ nachgedacht hast und entsprechende Anmerkungen mit dem sorgfältig gespitzten 7 b-Bleistift machtest. Man muss dem Pöbel doch nicht in jede Darmwindung kriechen! Man riecht nicht gut, sieht nicht gut und hinterher auch nicht gut aus ...
PS: Solange die humanoiden Kampfhunde aus der Wache am Brommyplatz noch als Prügelprinzen durch die Stadt torkeln, darf ein Verantwortungsträger sowieso nicht daran denken, Feuer frei zu geben. Und wo bleibt der senatorische Betroffenheitsbesuch beim misshandelten Jungbürger Tim?
Die ganze Welt blickt demnächst auf diese Stadt, denn in Hannover an der Leine, da haben nicht nur die Ministerpräsidenten dicke Beine, sondern es hat auch die Weltausstellung, wie der Bayer sagt, und mittendrin die DASA-Spacelab-Kapsel made in Bremen. Noch mehr Rekorde und Spitzenleistungen dieses Gemeinwesens publiziert demnächst die örtliche Spaßkasse in einem sozusagen hanseatischen Guinessbuch – inclusive der Verschuldungsquote? Wenn die kleine Landbrauerei links der Weser diese Edition zum Anlass nimmt, auch noch was Schwarzgeschäumtes auf den Markt zu bringen, würde diese Veröffentlichung auf unser aller Interesse stoßen!
„We are Ladies and Gentlemen serving Ladies and Gentlemen“ zitiert heute mal als Motto dieser Kolumne aus dem „The Ritz Carlton Staff Credo“
Ulrich „Sir“ Reineking
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen