■ Urdrüs wahre Kolumne: Mehr Müßiggang!“
Da beanstandet der Bremer Rechnungshof doch wahrhaftig als unwirtschaftlich, dass die Aufsichtspersonen in der Museums-Dependance Übermaxx angesichts geringer Besucherzahlen nur wenig zu tun haben und ignoriert damit hartnäckig, welche fatalen finanziellen Folgen der verschwenderische Aktivismus jener hat, die sich solche strunzdoofen Projekte ausdenken. Unsere Gesellschaft, sie ist nach wie vor reich genug, sich den Müßiggang einiger Beschäftigten leisten zu können. Sie kann aber nie und nimmer dem eitlen Cäsarenwahn der Event-Planer, Wirtschaftsförderer und Highlight-Produzenten standhalten, deren jeder mit ein paar Stunden grüblerisch-gleißnerischer Tätigkeit Millionen bis Milliarden versemmelt. Kann es nicht sein, dass am Ende die untätig vor sich hin meditierenden Wachmänner durch die von ihnen ausgehenden positiven Schwingungen den Anstieg von Kriminalität, Aids und Verkehrsunfällen bremsen, so wie dies die alte Yogi-Socke Maharishi schon immer prophezeite?
„Hausbesetzer werden ist nicht schwer/es zu bleiben meistens sehr ...“ Diese Erfahrung von uns älteren Tuwatts und Tunixen durften jetzt auch Angehörige der jungen Generation machen: ganz ohne Bullerie ist derlei Menschheitswissen eben nicht zu erwerben. Immerhin dokumentiert der Baggerzahn der Weser Wohnbau, dass die Spekulanten dieser Welt immer noch auf die alten Rezepte vertrauen, um dafür dann selbst bestraft zu werden, wenn die geplanten Büroflächen dann doch nicht vermarktet werden können und der Pleitegeier zum Landeanflug startet. Schön, dass auch Kuno Böse als universeller Tütenkasper des Senats erwartungsgemäß seinen Senf dazugibt und aus dem Skript der ewigen Beschränktheit stammelnd abliest: „Wir werden auch künftig dafür sorgen, dass sich eine Hausbesetzerszene in Bremen nicht etablieren kann.“ Nur immer zu, damit das Feindbild stimmig bleibt ...
Religion raus aus der Schule, wurde kürzlich in diesem Blatt per Kommentar gefordert: Dass dies vom universellen System der Nützlichkeit verlangt wird, weil jede Form moralischer Reflexion dem mechanischen Lauf der bösen Dinge Bremsschuhe anlegt, kann ich ja noch verstehen. Als wackere Tazzen aber sollten wir nach einem Mehr davon verlangen: Was ist dagegen einzuwenden, dass Kinder und Jugendliche im Fach Biblische Geschichte erfahren, was bei Turmbauten von Babylon rauskommt? Und warum sollte die junge Brut nicht hören oder lesen, dass es der Staat das bekannte Unwesen war, dem das Jesuskind in Verbindung mit Korruption und Verrat zum Opfer fiel und dies auch noch ganz streng nach Recht und Gesetz? Sicher ist nicht jeder Pauker ein Thomas Münzer, Wolfgang Schiesches oder wenigstens Eugen Drewermann, aber an der Kraft des Wortes ist noch jeder Piesepampel gescheitert und hat mehr Fragen aufgeworfen als im Sinne der Herrschaft niedergeschlagen.
Für unverantwortlich hält die SPD-Bürgerschaftsfraktion den Antrag der Grünen auf einen Untersuchungsausschuss zur Vergabe öffentlicher Grundstücke und Gebäude. Ja meint ihr denn, dass es im Ortsverein Westend niemanden interessiert, wie Seine Schofligkeit Klaus Peter Schulenberg an sein immobiles Filetstück gekommen ist? Vermutlich greift da keine Phantasie weit genug ...
Auf der Kneipentoilette an der Pinkelrinne neben einem Herrn zu stehen, der plötzlich inbrünstig anfängt „Da steht ein Pferd auffem Flur, das ist so niedlich“ zu singen, wäre schon mal spontanen Applaus wert, hätte man nicht gerade alle Hände in Beschäftigung. Dada beginnt vor der Haustür, weiß jedenfalls
Ulrich „Stadtstreicher“ Reineking
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