Unwetter in Nordrhein-Westfalen: Sechs Menschen sterben
Windgeschwindigkeiten über 100 km/h, umgeknickte Bäume, unterbrochener Bahnverkehr, Hagel und Regen: Schwere Gewitter rollten am Montag über den Westen.
DÜSSELDORF dpa | Beim schwersten Unwetter in Nordrhein-Westfalen seit Jahren sind am Montagabend mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Der Verkehr auf Straßen, Schienen und in der Luft wurde zeitweise unterbrochen. Feuerwehren und Polizei waren im Dauereinsatz.
In Düsseldorf stürzte eine große Pappel auf ein Gartenhaus, in dem mehrere Menschen Zuflucht vor dem Unwetter gesucht hatte. Allein bei diesem tragischen Unglück verloren drei Menschen ihr Leben. Das bestätigte ein Feuerwehrsprecher der Nachrichtenagentur dpa in der Nacht zum Dienstag. Feuerwehrleute konnten aus den Trümmern des Gartenhauses neben den Toten noch zwei Schwerverletzte und einen Leichtverletzten retten.
In Köln wurde am Montagabend ein Mann von einem Baum erschlagen, wie die Polizei mitteilte. Vermutlich durch einen Blitzeinschlag sei ein etwa 20 Meter hohe Baum in der Mitte durchgebrochen. Die Buche stürzte auf die Fahrbahn und traf den Radfahrer. Dabei erlitt der etwa 50-jährige Mann schwerste Verletzungen. Er starb noch an der Unfallstelle.
In Essen starb ein Mann vermutlich bei Aufräumarbeiten. Er hatte nach ersten Informationen der Polizei kurz vor Mitternacht versucht, im Stadtteil Kray die Fahrbahn zu räumen. Zur genauen Todesursache konnten die Ermittler allerdings noch nichts sagen. Wie die Polizei am Dienstagmorgen sagte, sei auch in Krefeld ein Mann ums Leben gekommen.
Hagelkörner so groß wie Zwei-Euro-Münzen
Reihenweise umgeknickte Bäume, überflutete Straßen und Hagelkörner so groß wie Zwei-Euro-Münzen: Unwetter richteten am Pfingstmontag vielerorts in Nordrhein-Westfalen große Schäden an. „Wir haben alle Beamte im Einsatz, die verfügbar sind – inklusive Bereitschaftspolizei“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums der Landespolizei in der Nacht zum Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.
Das Unwetter war nach Einschätzung eines Wetterexperten eines der stärksten seit Jahren in dem bevölkerungsreichsten Bundesland. „Eine komplette Gewitterlinie ist über Nordrhein-Westfalen gezogen und jeder hat etwas mitbekommen“, sagte Meteorologe Lars Dahlstrom von der Meteogroup Unwetterzentrale in Bochum in der Nacht zum Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.
Die Schwere des sommerlichen Unwetters mit Starkregen und Hagel, das wie eine Walze über das Bundesland rollte, machte er vor allem an den hohen Windgeschwindigkeiten fest. Am Düsseldorfer Flughafen seien 145 Stundenkilometer gemessen worden, in Neuss 133 und in Castrop-Rauxel 124 Stundenkilometer. „Das sind alles Orkanstärken“, sagte Dahlstrom. An zehn Stationen in NRW habe die Windgeschwindigkeit bei über 100 Kilometern pro Stunde gelegen. „Im Sommer reichen schon 90 km/h, um Bäume umzuknicken, weil sie viel Laub tragen“, so der Meteorologe.
40 Liter Regen pro Stunde
Die Gewitter seien relativ schnell weitergezogen. Dennoch sei örtlich auch viel Regen gefallen. In Bochum-Weitmar seien es rund 40 Liter in nur einer Stunde gewesen. Regen von mehr als 30 Litern je Stunde könne die Kanalisation meist nicht fassen. Viele Blitze bedeuteten zudem eine große Gefährdung.
Die Deutsche Bahn unterbrach am Montagabend ihren Zugverkehr im Rheinland vorsorglich. In den Bereichen Köln, Aachen, Düren, Bonn, Düsseldorf und Duisburg wurden Züge nach Angaben eines Sprechers an Bahnhöfen zurückgehalten. Am Airport Düsseldorf war der Flugverkehr von dem Unwetter eine Stunde lang lahmgelegt. Der Flughafen der Landeshauptstadt stellte seinen Flugbetrieb von 21 bis 22 Uhr wegen Sturmböen ein, wie ein Airport-Sprecher schilderte.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!