Unterwegs auf Bali: Munir Akram, einer von 10.000
Die Verhandler auf Bali sind "keine Partner, sondern Gegner", sagt Munir Akram, Chef der G 77-Staaten und China.

NUSA DUA taz Zweieinhalb Stunden nach Mitternacht platzten am Mittwoch die Verhandlungen zum Technologietransfer. Es ging darum, wie Entwicklungsländer günstig an grüne oder klimafreundliche Technologien aus dem Norden kommen können - und damit um einen Wissensvorsprung, den die Industrieländer nur ungern aufgeben wollen. "Die Verhandlungen scheiterten an einem Wort", sagt Munir Akram, Pakistans Botschafter bei der UNO. Und er sagt das nicht mit der sanften Stimme eines Diplomaten. "Die einen favorisierten 'Programm', die anderen 'Einrichtung'." Der Streit zeige ihm, dass "die Verhandler hier auf Bali keine Partner, sondern Gegner sind".
Der Pakistaner Akram steht der Verhandlungsgruppe der Entwicklungsländer "G 77" und Chinas vor. Das bedeutet: Er verhandelt für die Mehrheit der Menschheit. Wie er mit diesem Druck fertig wird? "Ich habe einen sehr guten Stab von Mitarbeitern hier", sagt der 62-Jährige. "Und ich schlafe im Moment nicht." Akrams Prämisse für die Verhandlungen zum künftigen Klima-Fahrplan, der so genannten Bali-Road-Map, sind klar: "Alle Industriestaaten müssen Reduktionsziele für das Jahr 2020 akzeptieren. Nur dann hat dieser Planet noch eine Chance." Natürlich sei auch wichtig, dass die Entwicklungsländer der G 77 in Zukunft einen Beitrag leisten. "Aber selbst wenn der groß wäre, ist er immer noch verschwindend klein gegenüber dem, was die Industrienationen leisten können." Munir Akram wird nicht müde, in den Verhandlungen die "historische Verantwortung" des Nordens zu betonen. In Karatschi hat der Vater einer Tochter Politikwissenschaften studiert und wurde anschließend Diplomat. Anfang der 90er-Jahre war er Pakistans Botschafter bei der EU, Anfang der 80er-Jahre in Tokio. Zuletzt war Akram bei der UNO tätig.
Nun ist er Klima-Verhandlungsführer der Entwicklungsländer. Und sagt Sätze wie: "Wir brauchen ein substanzielles Resultat." Akram findet es zwar ermutigend, dass die EU voranschreite und gegenüber Kanada und den USA den Druck erhöhe. Aber Erfahrungen wie letzte Nacht, als die Verhandlungen zum Technologie-Transfer scheiterten, lassen ihn manchmal zweifeln. "Wenn wir schon bei diesen kleinen Themen nicht vorankommen, wie soll das dann bei den wichtigen Verhandlungen klappen?"
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