: Unterm Strich
In Zeiten der Ablösung von Aufklärung durch Public Relations und im Zeichen der allgemeinen Vermuddelung von allem und jedem hat sich jetzt auch der Blutspendedienst des Roten Kreuzes allerhand Werbewirksames ausgedacht: Kinobesucher, die sich in einer der beiden Premierenspielstätten des neuen „Dracula“-Films von Coppola in Bochum und in Hürth bei Köln Blut abnehmen lassen, erhalten je eine Karte gratis (mager, meinen wir – früher gab's wenigstens noch 40 Mark und ne warme Suppe). Der DRK-Spendendienst, der sich in einer Pressemitteilung launig als „größter professioneller Blutsauger“ vorstellt, wird von Donnerstag bis Samstag in beiden Kinos dabeisein, „um alle spendenfeudigen Kinogänger noch vor dem Leinwandspektakel zur Ader zu lassen“. Bloß eine Frage der Zeit, wann ähnliche PR- Ideen auf Pornokinos übergreifen.
Gregory Peck kann sich freuen: Dem „markanten Star in zahllosen Filmen“ (dpa) winkt gegen Ende der Berlinale der sogenannte „Spezial-Bär“. Der mittlerweile 76jährige wird, wenn nichts dazwischenkommt, die einheimische Auszeichnung als Ehrengast persönlich entgegennehmen. Begründung für die Preisvergabe an Peck, soweit dpa zu entnehmen: „Außerhalb des Kinos bewies er soziales Gewissen.“
Die Erstveröffentlichung der jüngsten Tagebuchaufzeichnungen von Ernst Jünger in der neuesten Ausgabe der Literaturzeitschrift „Sinn und Form“ (von der in Auflösung befindlichen Ostberliner Akademie der Künste herausgegeben), ist von Walter Jens, bekanntlich Präsident der West-Akademie, scharf kritisiert worden. Er, Jens, sei doch „ein bißchen verwundert“, daß ein Mann eine Plattform erhalten habe, der sich in den zwanziger Jahren durch „extrem antisemitische Äußerungen“ hervorgetan habe, die er „nie zurückgenommen“ habe, ein Mann, der auch als „dezidierter Militarist“ bekannt geworden sei. „Gestern SED und heute die nationale Rechte mit Ernst Jünger, Carl Schmitt und Konsorten“ – so etwas sei „ohne Diskussion ganz und gar untragbar“, ein „Salto mortale von ganz links nach ganz rechts“, den er nicht mittragen könne.
Der Schweizer Filmregisseur Franz Schnyder ist am Montag in Bern im Alter von 82 Jahren an einer Lungenembolie gestorben. Schnyder hat in den 40er, 50er und 60er Jahren rund dreißig Dokumentarfilme und vierzehn Spielfilme gedreht. Einen Namen machte er sich vor allem mit Verfilmungen von Werken des Dichters Jeremias Gotthelf. Zu seinen Werken zählen „Gilberte de Courgenay“ (1941) oder „Geld und Geist“ (1964). Schnyder gehörte zu den wenigen Schweizer Filmemachern, die auch beim Publikum ankamen. Ungeachtet seiner Erfolge wurde er nie mit öffentlichen Mitteln unterstützt. Zunehmend verbittert übte er in seinen letzten Lebensjahren scharfe Kritik an der eidgenössischen Filmförderungspolitik.
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