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Unterm Strich

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat am Montag Salman Rushdie in Wien den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 1992 erhalten. Tatsächlich war ihm der Preis schon vor zwei Jahren zuerkannt worden, sein Name war aber – ebenfalls aus Sicherheitsgründen – nicht veröffentlicht und auch Rushdie selber nicht informiert worden. Nach Bekanntwerden durch eine Indiskretion im Frühjahr diesen Jahres und nach massiven Protesten aus der österreichischen Kunstszene stimmte Kulturminister Rudolf Scholten der Verleihung zu. In seiner Laudatio sagte er, Rushdie sei nicht aus politischen Gründen, sondern aufgrund seiner literarischen Leistung geehrt worden. Nach der Preisverleihung forderte Rushdie die europäischen Länder auf, „den Druck auf das Terrorregime im Iran“, das „den Terrorismus in die Länder Europas“ hereintrage, endlich zu verstärken. Die Sicherheitsmaßnahmen während der Preisverleihung seien doch „absolut anormal“. Rushdie, über dem wegen seines Romans „Die Satanischen Verse“ noch immer die Fatwa, ein von Ayatollah Khomeni verhängtes Todesurteil, schwebt, begrüßte eine Initiative des „Schriftstellerparlaments“ des Europarats, dem Rushdie seit zwei Jahren vorsitzt, als „Akt der Solidarität“. Das Gremium fördert die Übersetzung und Veröffentlichung von Werken verfolgter Schriftsteller. Die iranische Botschaft in Wien verurteilte derweil in einem Kommunique die Literaturpreisverleihung an „eine derart verhaßte Person“. Moslems in aller Welt müßten das „als Schändung gottesfürchtiger Religionen“ auffassen.

Als bester ausländischer Studentenfilm wurde Katja von Garniers Film „Abgeschminkt“ mit einem Oscar ausgezeichnet. Der Film der Nachwuchsregisseurin von der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film war auch beim Publikum beliebt und hat bereits den Lubitsch- und den Bayerischen Filmpreis erhalten.

Verwirrend: Clint Eastwood (Amerikaner), der diesjährige Jury-Präsident in Cannes, ist am Sonntag ausgerechnet vom französischen Kulturminister Jaques „All Good“ Tou(t)bon (Amerikanismenjäger) mit einem französischen Kulturorden „des arts et des lettres“ ausgezeichnet worden. Tapfer: Eastwood beschränkte sich bei der Ordensverleihung auf ein kurzes Dankeswort – in schönstem Amerikanisch.

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