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Unterm Strich

Erfreulich. Der österreichische Lyriker, Autor und Übersetzer H.C. Artmann bekam am Samstag im Darmstädter Staatstheater den diesjährigen Georg- Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen. Der 76jährige Artmann sei eine Persönlichkeit, die „das Menschenrecht der Poesie“ gefordert und gelebt habe, sagte Akademiepräsident Christian Meier bei der Ehrung. Der mit 60.000 Mark dotierte Büchner-Preis gilt als bedeutendste deutsche Literaturauszeichnung.

Artmann dankte mit einem kurzen Vortrag über seine Sprachlosigkeit: „Die elterliche Atmosphäre, in der ich aufgewachsen bin, war durch nichts Intellektuelles bestimmt. Daher wohl mag meine bis heute andauernde Furcht vor einer gewissen Sprache entstanden sein.“ In seiner Kritik am Realen fühle er sich Georg Büchner verwandt. „Büchners Weg ist wohl gewesen, über die Beschreibung des Realen, wie es sich ihm gezeigt hat, es zu bannen“. Sein eigener Weg sei es dagegen, die Realität mit den Mitteln der Phantasie zu bannen: „Meine Sprachlosigkeit über und sein Sprechen mit dem Realen – zwei Wesenheiten für das Heimholen von Leben an sich.“ Bitte lesen Sie in diesem Zusammenhang ruhig noch einmal das Interview mit Artmann in der taz vom Samstag.

Neben Artmann ehrte die Akademie den Schweizer Psychoanalytiker Paul Parin mit dem Sigmund- Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Parin gilt als einer der Begründer einer ethnologisch ausgerichteten Psychoanalyse. Mit dem Johann-Heinrich-Merck- Preis für literarische Kritik und Essay wurde der Schweizer Germanist Heinz Schafroth ausgezeichnet. Schafroth, seit 1978 Lehrbeauftragter an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, ist mit Kritiken sowie als Herausgeber bekannt geworden.

Erschütternd. Neulich noch verließen wir demoralisiert eine Berliner Kneipe, die sich „Van Gogh“ nennt und nachgemalte Bilder von Vincent van an den Wänden hat, und nun dies: Noch nicht einmal alle Originale sind echt! Eines der berühmten Sonnenblumen-Bilder des van Gogh ist nach einem Bericht der Londoner Zeitung The Sunday Times vermutlich eine Fälschung. Das 1987 von einer japanischen Versicherungsgesellschaft für 24,75 Millionen Pfund (72 Millionen Mark) erworbene Gemälde sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Jahrhundertwende von dem französischen Kunstlehrer und Kopisten Claude-Emile Schuffenecker geschaffen worden, berichtete die Zeitung gestern unter Berufung auf eine einjährige Untersuchung der Fachautorin Geraldine Norman. Das umstrittene Bild zeigt 14 Sonnenblumen vor einem blaßgrünen Hintergrund (seufz). Norman erklärte, daß van Gogh in seinen Briefen nur von sechs um 1888 entstandenen Sonnenblumen-Werken berichtet habe – inzwischen seien aber sieben dieser Bilder bekannt.

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