"Unser Star für Baku": Roman Lob gewinnt
Sein Vorsprung war knapper als erwartet: Der Industriemechaniker Roman Lob gewinnt mit einem Lied aus der Feder Jamie Cullums die Castingshow "Unser Star für Baku".
Mit 50,7 Prozent der Telefonanrufe und SMS gwann Roman Lob die Castingshow "Unser Star für Baku" gegen seine Kontrahentin Ornella de Santis, die 49,3 Prozent erhielt. Er wird für Deutschland am Eurovision-Song-Contest in Aserbaidschan teilnehmen.
Dennoch siegte mit dem Industriemechaniker und Hobbymusiker ein Kandidat, den sich die Jury, aus ihr Stefan Raab ganz besonders, von der ersten Runde erkoren hatte, um die Schatten der Lena Meyer-Landrut endgültig zu vertreiben. Denn die Frage an einen Eurovision-Song-Contest-Kandidaten nach Lena lautet ja stets: Kann er (oder sie) so erfrischend neugierig ins Popgeschäft einsteigen und ähnlich erfolgreich werden?
Roman Lob, das stand nach seinen ersten Auftritten Mitte Januar fest, hatte als einziger das Zeug, nicht auf Anhieb den Vergleich mit der Eurovisionssiegerin von Oslo zu provozieren.
Er zeigte tatsächlich eine eigene, manchmal sogar eigensinnige Bühnensprache. Ein junger, nicht besonders lang gewachsener Mann mit zwei Knöpfen im Ohr, einer Basecup, später, wie gestern im Finale, leicht gegelt zur Seite gescheiteltem Haar. Einer, der nicht wie die meisten seiner Konkurrenten studieren und später LehrerIn werden wollen - Lob ist ein Edelmalocher, der eine Amateurkarriere als Musiker längst begonnen hatte und sogar einen Spaßclip für den ESC 2008 in Belgrad drehte, außer Konkurrenz.
Radiotauglicher Popmainstream
Er wollte unbedingt gewinnen, und Raab förderte ihn ebenso wie Thomas D, der Jurypräsident. Dass er mit "Standing Still" in den internationalen Foren von Fans des Eurovision Song Contest nachgerade zum Mitfavoriten für das Finale von Baku am 26. Mai ausgelobt wurde, spricht für das Songmaterial: ein radiotaugliches, absolut performancefähiges Stück Popmainstream, das dennoch gefällig und erfrischend daher kommt.
In den Downloadcharts wird sein Stück die Nummer eins erreichen, möglicherweise schon beim Schreiben dieses Stücks. Auffällig an der Finalshow von "Unser Star für Baku", ausgerichtet in Köln, war lediglich, dass die Bilder, die von Baku gezeigt wurde, völlig frei waren von allen Diskussionen der letzten Tage um den Austragungsort des ESC selbst: Gelackte Bildfluten, die nichts von Menschenrechtsverletzungen ahnen ließen oder von der Missachtung bürgerlicher Freiheiten wie die der freien Meinungsäußerung. Aber hätte diese Entertainmentschau ein verkappter Kaukasus-Brennpunkt sein sollen?
Roman Lob bekam hernach von seiner Rivalin Ornella de Santis tüchtig Komplimente - zwischen ihr und ihm, zwischen den Moderatoren und den Juroren war es ein einziges Geherze und Geknuddel. Gut gemacht, signalisierten die Bilder, alles prima - als hätten sie alle etwas überlebt, das nur mit ätzendster Anspannung zu absolvieren sein könnte.
Roman Lobs Arbeit an seinem Startum hat also gestern abend um 22:30 Uhr begonnen. Möglicherweise weiß er inzwischen, dass das Handwerk, um ein richtig großer Star zu werden, erst jetzt gefordert ist.
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