piwik no script img

freie rede
Illustration: Manuel Fazzini

Unser Fenster nach Russland „Wenn es Hoffnung gibt, dann auf der menschlichen Ebene“

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Drei Jahre Krieg in der Ukraine, Putins Bildungssystem und Russland ein Jahr nach dem Tod von Nawalny. Im Gespräch: der russische Autor Filipp Dzyadko.

In der Podcastreihe „Unser Fenster nach Russland/Belarus“ im Podcast „Freie Rede“ blickt Filipp Dzyadko auf die schwierige Lage in Russland. Er ist russischer Autor und Historiker, lebt seit zwei Jahren im Exil in Berlin. In einem aufschlussreichen Gespräch mit dem Moderator Tigran Petrosyan, Leiter der Osteuropa-Projekte der taz Panter Stiftung, teilt er seine Gedanken zur aktuellen geopolitischen Situation und reflektiert über den Krieg in der Ukraine, der nun bereits seit drei Jahren tobt. Dzyadko beschreibt den Krieg als einen „Albtraum“, der die Menschen in Russland in die Irre führt. Besonders die Macht der Propaganda und die Zombifizierung durch staatliche Medien seien viel stärker, als viele ursprünglich dachten.

Auf die Frage, ob US-Präsident Donald Trumps Aussagen, die den ukrainischen Präsidenten für die Dauer des Krieges verantwortlich machen, eine Gefahr darstellen, erklärt Dzyadko, dass dies „eine gefährliche Lüge“ sei, der man nicht Glauben schenken dürfe. „Wie sich heute Politiker treffen, wie Trump redet, wie europäische Politiker versuchen, an Verhandlungen teilzunehmen – dabei stelle ich fest, dass wir in einer Epoche leben, die ich ‚die neue Verwirrung‘ nennen würde: Nur Unhöflichkeiten, Gewalt, Geschrei und Lügen sind zu hören“, beschreibt der russische Exilautor.

Das Gespräch geht auch auf den Verlust von Alexei Nawalny ein, dessen Tod die Hoffnungen vieler Russen zerstörte. Doch auch nach seinem Tod gab es Zeichen der Widerstandskraft. Tausende Menschen aus verschiedenen Städten auf die Straßen gingen, um sich von ihm zu verabschieden. „Bei der Beerdigung in Moskau entstand „ein neuer Stützpunkt, eine neue Kraft: Die Menschen waren dort durch Trauer geeint, aber vereint“, sagt Dzyadko. „Wenn es Hoffnung gibt, dann liegt sie auf der menschlichen Ebene.“

Manipulation des russischen Bildungssystems

Dzyadko spricht auch über seinen neuen Roman „Radio Vladimir“, der die Geschichte von Wladimir Rumyantsev erzählt, einem Mann, der in Russland einen Piratensender gründete, um über den Krieg in der Ukraine und andere Themen zu berichten, die in den staatlichen Medien verboten sind. „Es ist besonders wichtig, menschliche Stimmen zu hören – auch menschliche Stimmen aus der Ukraine, die ihre Geschichten erzählen, Stimmen von Menschen aus Russland, die immer noch Widerstand leisten“, fügt der russische Autor hinzu.

Abschließend thematisiert Dzyadko die Zensur und die politische Manipulation im russischen Bildungssystem, das zunehmend unter staatlicher Kontrolle steht. Doch trotz der repressiven Maßnahmen gibt es noch immer Menschen, die sich dem System widersetzen – auf ihre eigene Weise. „Putin führt mehrere Kriege gleichzeitig: gegen die Ukraine, den neuen Kalten Krieg gegen den Westen und den Krieg gegen die eigene Geschichte“.

Osteuropa gehört zu den Schwerpunkten der taz Panter Stiftung, die dorthin blickt, wo der Zugang zu Informationen immer schwieriger wird – Russland und Belarus gehören dazu. Am letzten Tag im Monat erscheint eine neue Podcastfolge von „Unser Fenster nach Russland/Belarus“ im Podcastformat „Freie Rede“ der taz Panter Stiftung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!