United Nations für Anfänger

Für drei Tage spielten Studierende aus 14 Nationen UN-Delegierte. Konferenzort: International University Bremen

Am Dienstag entdeckte die US-Armee eine Bombenwerkstatt im Irak. Am Tag darauf ging in der Londoner U-Bahn eine Brandbombe hoch. Diese Horrorszenarien melden die manipulierten BBC-Nachrichten, die sich die Spielleiter der Simulation „Model United Nations“ (MUN) ausgedacht haben, um für Zündstoff im simulierten Weltsicherheitsrat zu sorgen.

Im April redeten sich 166 Delegierte aus 14 Nationen auf dem Campus der International University Bremen „IUB“ im UNO-Stil die Köpfe heiß – auf spielerische Art und Weise wollten sie die Strukturen der Vereinten Nationen erkunden. Nicht gespielt sind die Schweißperlen auf der Stirn manches Delegierten, die Leidenschaft, mit der Hände und Köpfe geschüttelt werden.

Ungewöhnlich viele internationale Gäste sorgen auf dem ehemaligen Kasernengelände in Bremen-Nord für einen Hauch von Weltveranstaltung. Amerikanische Teilnehmer beeindruckt vor allem die Präsenz von Frauen und Delegierten aus Entwicklungsländern: „Bei uns nehmen bei solchen Planspielen meistens nur ,male white students‘ teil“, erklärt Roman Solowski aus Illinois. Die prägen allerdings auch den simulierten Weltsicherheitsrat, nur vier Frauen sind vertreten. Das Komitee für Menschenrechte ist dafür traditionell deutlich in weiblicher Hand.

Die Wahlfreiheit ist nur in einem Punkt eingeschränkt: Niemand vertritt sein eigenes Land. Roman Solowski kommt das genau recht: „Als Vertreter von Syrien kann ich im Weltsicherheitsrat Bushs Weltpolitik endlich mal so richtig niedermachen.“ Entsprechende Ausbrüche sorgen in dem streng formalen Gremium für Gelächter. „Bierernst geht es bei diesen Planspielen sowieso selten zu,“ meint der Ire Colan Walsh, der für MUN-Veranstaltungen schon um die halbe Welt gereist ist. Besonders gefreut hat er sich einmal über die „Messenger-Girls“, Botenmädchen, die im Laufe von Sicherheitsratsverhandlungen dem irischen Charme erlagen und ihre Dienste fortan nicht mehr der gesamten Runde anboten – sondern nur noch den Jamaica-Delegierten. Das waren, na klar, Colan und seine Kumpel. D. Ahlemeyer

Infos zur Konferenz im März 2005: www.brimun.org