: Union will eine neue Försterei
Der Fußballclub wagt mal wieder einen Vorstoß für ein neues Stadion. Heute debattiert der Sportausschuss des Abgeordnetenhauses darüber
Das Wort hat der Herr Unternehmer. „Es gibt nicht zu wenig Geld, es gibt zu wenig Ideen“, doziert Dirk Zingler. Im Hauptberuf ist er Chef einer Betonbaufirma, im Ehrenamt Präsident des 1. FC Union. Dabei haben Vertreter des Fußballvereins aus Köpenick schon viele Ideen präsentiert, um ihre Vision von einem modernen Stadion in der Wuhlheide zu verwirklichen. Ein Vorgänger Zinglers stellte einmal mit großem Tamtam einen kühnen Bauentwurf für ein Schmuckkästchen für 30.000 Zuschauer vor und wollte sogar Länderspiele in den Berliner Südosten holen.
Zingler hat das schon für viel Geld angefertigte Modell dieses Stadions verkauft. Union brauchte dringend Bares für den Spielbetrieb in der Regionalliga. Trotzdem hantiert auch der amtierende „Eisernen“-Boss verbal mit Millionen. Denn die exklusiv von Fußballern genutzte Arena an der Alten Försterei, wo Union seit Vereinsgründung 1966 seine Heimspiele austrägt, ist zu marode, um im Profi-Business eine Zukunft zu haben. Stehränge sacken ab, Geländer rosten vor sich hin, und die meisten Fans in der 18.100 Zuschauer fassenden Kiste stehen bei schlechtem Wetter im Regen.
Auf 17 Millionen Euro Investitionskosten beziffert der Präsident das Bauprojekt des Clubs, für das er heute im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses werben will. Zingler möchte die Volksvertreter davon überzeugen, dem Verein die in Landesbesitz befindliche Alte Försterei zwecks Sanierung zu übereignen. „Wir haben jetzt die einmalige Chance, ein Gesamtpaket zu schnüren“, sagt Zingler beschwörend.
Nach einem Rundgang mit Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) durch die baufällige Sportstätte in der Vorwoche fühlt sich der Bauunternehmer näher am Ziel denn je. „Es besteht Einigkeit darüber, dass das Land das Grundstück überträgt.“ Ob die klamme Stadt die Immobilie für einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro veräußert, wie von Union vor Jahresfrist beantragt, bleibt abzuwarten.
Bisher steuerte Berlin als Stadioneigentümer finanziell gerade mal so viel bei, um einen Mindeststandard an Komfort und Sicherheit in der 1920 eingeweihten Wuhlheide-Kampfbahn zu gewährleisten.
Doch eine Ausnahmegenehmigung für den Sanierungsfall durch die Lizenzgeber DFL und DFB für die 2. Bundesliga oder der ab 2008/2009 geplanten dritten bundesweiten Profiliga dürfen die Unioner nicht mehr erwarten. „Sogar für die Regionalliga sind erhebliche Auflagen erteilt worden“, beklagt Bau-Unioner Zingler.
Eine neue Försterei an alter Stelle in Vereinseigentum müsse her, damit der DDR-Pokalsieger von 1968 auch wirtschaftlich gesunden könne. „Unser Projekt richtet sich mehr nach Machbarkeit als nach Wünschen“, wirbt der Präsident.
Das präferierte Projekt für eine renovierte Arena mit 23.000 überdachten Plätzen wird mit einer Investitionssumme in Höhe von 17 Millionen Euro veranschlagt. Ein Finanzmix aus Landeszuschüssen (3,2 Millionen), Eigenleistungen des Clubs (1,8 Millionen) sowie Privatinvestoren (12 Millionen) soll die Last stemmen.
„Es werden einige Investoren aus dem jetzigen Sponsorenkreis sein. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich mich mit meinem eigenen Unternehmen engagieren würde“, sagt Zingler. Auch der Filmrechtehändler Michael Kölmel, dessen Unternehmen „Kinowelt“ die Eisernen 1997 vor dem Konkurs rettete, signalisiert Interesse. Dem einstigen Star am New-Economy-Himmel gehört bereits das WM-Stadion in Leipzig. JÜRGEN SCHULZ