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Unicef: Weltweit jeder zweite Flüchtling ein Kind

■ Das Kinderhilfswerk fordert, die UN-Kinderkonvention voll anzuerkennen. Die Bundesrepublik soll Vorbehalte gegen Asyl- und Ausländerrecht zurücknehmen

Bonn (epd/AP) – Über 20 Millionen Kinder sind nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, weltweit auf der Flucht. Unicef teilte gestern anläßlich des kommenden Weltkindertages am 20. September mit, daß noch nie so viele Kinder Betroffene von Kriegen waren wie in diesem Jahrhundert. Jeder zweite Flüchtling ist unter 18 Jahre alt. Sieben Millionen Mädchen und Jungen mußten ihr Land verlassen. Rund 13 Millionen leben als Vertriebene in ihren eigenen Ländern.

Unicef appellierte an alle Länder, die UN-Kinderkonvention voll anzuerkennen. Bis heute würden ein Drittel aller Staaten die Geltung einschränken, kritisierte das deutsche Komitee für Unicef. Die Bundesrepublik habe Vorbehalte in bezug auf Asyl- und Ausländerrecht formuliert, die zurückgenommen werden müßten. Durch die Änderung des Asylrechts hat sich die Situation unbegleiteter Flüchtlingskinder, die in der Bundesrepublik Asyl suchen, erheblich verschlechtert. Unicef verlangt, daß kein Kind abgeschoben werden darf, wenn seine Betreuung im Heimatland nicht sichergestellt ist.

Im Krieg und auf der Flucht sind Kinder und Jugendliche nach Unicef-Angaben besonders gefährdet. Sie würden oft mit Absicht zur Zielscheibe militärischer Angriffe. „Die Kriege der Gegenwart richten sich in erster Linie gegen die Zivilbevölkerung“, beklagt die Organisation. Kinder würden Zeugen von Gewalt und Tod, im Flüchtlingsstrom von ihren Angehörigen getrennt und oft als Kindersoldaten zwangsrekrutiert.

Viele Mädchen und Frauen würden unterwegs oder in Flüchtlingslagern vergewaltigt. Hunger, Entkräftung und Krankheiten wie Cholera oder Masern seien vor allem für Babys und Kleinkinder lebensbedrohlich. Alle 90 Minuten werde weltweit ein Junge oder Mädchen durch eine Landmine getötet oder verstümmelt.

Die Entwicklungsländer tragen die Hauptlast der Flüchtlingsströme. Zwei Millionen Flüchtlinge leben danach im Iran und 1,2 Millionen in Pakistan. In Afrika mußten 3,9 Millionen Menschen wegen kriegerischer Konflikte über die Grenzen fliehen, und mehr als 8,5 Millionen leben als Vertriebene im eigenen Land. Deutschland steht mit rund 760.000 Flüchtlingen auf Platz vier der Aufnahmestaaten. Allein 345.000 Menschen kamen aus Exjugoslawien. Nach Darstellung von Unicef gab es im vergangenen Jahr 28 Kriege und Bürgerkriege auf der Erde. Hinzu kamen 21 bewaffnete Konflikte, die zeitweilig aufflammten. In den 80er Jahren sind rund zwei Millionen Jungen und Mädchen in Kriegen ums Leben gekommen.

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