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Unicef-Provisionsskandal"Spendervertrauen ist angekratzt"

Der Chef des Fundraiser-Verbands meint, die Unicef-Praktiken widersprechen den ethischen Standards der Branche.

Generell sei Unicef eine seriöse Organisation, so Sornek. Bild: dpa
Heide Oestreich
Interview von Heide Oestreich

Bild: Deutscher Fundraising Verband
Im Interview: 

RÜDIGER SORNEK, 49, ist Chef des Fundraiser-Verbandes und Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Bonn.

taz: Herr Sornek, würden Sie noch an Unicef spenden?

Rüdiger Sornek: Die Probleme, etwa um die Provisionszahlungen, müssen geklärt werden. Aber generell ist Unicef eine seriöse Organisation.

Hat Heide Simonis mit ihrem Abgang zu Recht die Notbremse gezogen?

Es geht darum, das Vertrauen der Spender wiederherzustellen. Das ist durch die Krise angekratzt. Wie genau das passieren soll, das muss Unicef selbst entscheiden.

Heide Simonis hat aufgegeben, weil der Vorstand ihren Zehn-Punkte-Plan zur Rückgewinnung des Vertrauens ablehnte.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der ganze Vorstand gegen Vorschläge wie etwa mehr Transparenz eingestellt ist. Natürlich trägt Frau Simonis als Vorsitzende grundsätzlich die Gesamtverantwortung, insofern ist der Rücktritt verständlich.

Es gab hohe Provisionszahlungen, die wohl auch an einen Fundraiser gingen, der die Spende gar nicht selbst eingeworben hatte. Ist das normal?

Eine Bezahlung ohne Leistung ist natürlich nicht normal. Eine nach oben hin völlig offene Provision prozentual zu den Spenden lehnt der Deutsche Fundraising Verband ohnehin ab. Das ist nicht verantwortlich gegenüber dem Spender. Es sollte ein Grundhonorar mit einer Erfolgszulage gezahlt werden. Fundraiser ist ein normaler Beruf, der angemessen vergütet werden muss.

Sollte man solchen Organisationen das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen verweigern?

Das DZI ist ja gerade dabei, die Vorwürfe zu überprüfen. Die Diskussion um diese Ethikstandards ist auch in unserem Verband gerade im Gang. Am Ende der Debatte müsste auch über Sanktionen nachgedacht werden.

Der Übergangschef von Unicef, Reinhard Schlagintweit, meint, dass dem Geschäftsführer lediglich eine "gewisse Großzügigkeit und Unbekümmertheit und vielleicht auch ein bisschen Sorglosigkeit" vorzuwerfen sei. Kann man so eine Hilfsorganisation führen?

Mit Großzügigkeit und Unbekümmertheit als Führungsprinzipien verliert man sicher jedes Vertrauen der Spender.

Muss Geschäftsführer Garlichs dann zurücktreten?

Es gilt, das Vertrauen der Spender, nicht nur der Unicef-Spender, wiederherzustellen. Unicef ist gefordert, die entsprechenden Entscheidungen treffen.

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