Uni-Umzug: Vorlesung im Großmarkt
Die Handelskammer schlägt Alternativen zum Kleinen Grasbrook vor: In Frage kämen der Ausbau der Universität in Eimsbüttel oder eine Verlagerung an die Elbbrücken.
Die Handelskammer hat sich in die Diskussion um die Erneuerung der Universität Hamburg eingeschaltet. Aus Sicht der Wirtschaftsvertretung kommt neben einer Weiterentwicklung am heutigen Standort in Eimsbüttel nur eine Verlagerung an die Elbbrücken in Frage: auf das Gelände des Großmarkts und des Huckepackbahnhofs Rothenburgsort. Der Kleine Grasbrook, den die ehemalige Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz favorisierte, werde für den Hafen gebraucht, sagte Kammer-Präses Frank Horch.
Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) hatte im Sommer 2008 den "Uni-Umzug" zum Thema gemacht und vier Varianten prüfen lassen: einen Teilabriss und Neubau am heutigen Standort; einen weitgehenden Neubau am heutigen Standort; eine Verlagerung des naturwissenschaftlichen Campus in der Bundesstraße auf den Kleinen Grasbrook; und eine Komplettverlagerung auf den Grasbrook, wobei dort auch Wohnungen gebaut würden.
Alle vier Varianten würden demnach rund zwei Milliarden Euro kosten. Dabei wurden die Ausgaben für den Neubau mit dem Erlös der frei werdenden Grundstücke in Eimsbüttel verrechnet. Zudem wurde angenommen, dass der Kleine Grasbrook mit oder ohne Uni für die Stadtentwicklung erschlossen werden solle und dass der Sanierungsbedarf bei den bestehenden Gebäuden groß ist.
Die Handelskammer sieht das anders: Von insgesamt 172 Gebäuden seien nur 17 sanierungsbedürftig, sagte Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Ein Viertel der Nutzfläche könne aus sachlichen Gründen oder wegen des Aufwands nicht verlegt werden, etwa der Botanische Garten in Klein Flottbek oder die Sternwarte in Bergedorf.
Die Kammer ist deshalb auch zu einer anderen Kostenschätzung gelangt: 590 Millionen Euro reine Baukosten für Eimsbüttel, wobei der Campus Bundesstraße komplett umgestaltet würde. Eine Verlagerung an die Elbbrücken veranschlagt die Kammer mit 1,28 Milliarden Euro, ohne Erschließungsarbeiten wie den Bau neuer Kaimauern und Straßen.
Dafür, den heutigen Standort beizubehalten, spricht aus Sicht der Kammer vor allem, dass er ein gewachsenes attraktives Umfeld bietet. "Auf den vorhandenen Grundstücken können alle im Rahmen des laufenden Diskussionsprozesses geforderten Raumanforderungen abgedeckt werden", sagte Schmidt-Trenz. Die Großmarkthallen seien ebenfalls zentral und gut per S- und U-Bahn zu erreichen und könnten ein Hörsaalzentrum aufnehmen. Der Großmarkt würde dafür an den Ort des heutigen Überseezentrums am Nordrand des Kleinen Grasbrook verlegt. Die Bauten entlang der Billhorner Brückenstraße schüfen eine viel bessere Verbindung zur Veddel und nach Wilhelmsburg, als das mit der Bebauung des Kleinen Grasbrook als einer Insel möglich sei.
Der größte Teil des Kleinen Grasbrook müsse für den stark steigenden, nicht containerisierten Umschlag des Hafens erhalten bleiben, sagte Horch. "Alles andere wäre der Anfang vom Ende des Universalhafens Hamburg."
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