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Uni-KriseRauswurf der Indien-Forscher

Weil sie Platz für ihre Pressestelle brauchte, setzte Uni-Chefin zwei Professoren vor die Tür. Sie sollten in ein Haus ziehen, das die jüdische Gemeinde beansprucht.

Präsidialer Führungsstil: Die Verfügung, mit der Auweter-Kurtz den Auszug der Professoren anordnete. Bild: Ausriss: taz

Das Amt von Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz hängt am seidenen Faden. Gestern Abend saßen die sechs Dekane mit dem Hochschulrat zusammen, der wissen wollte, ob sie der sich reumütig zeigenden Präsidentin eine mit Auflagen verbundene Bewährungszeit geben würden. Eine erste Stellungnahmen der Dekane von Dienstagnacht hatte dem Hochschulrat offenbar nicht gefallen. Zuvor war mit CDU-Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach die politische Führung auf Distanz zur Raketenforscherin gegangen, indem sie offen von Kritik an deren Führungsstil sprach.

Studierende der Indologie machen jetzt einen Vorgang publik, der zeigt, wie dieser Führungsstil aussieht. Am 12. Februar mussten zwei von vier Professoren der Abteilung "Kultur und Geschichte Indiens und Tibet" auf eine "Verfügung" der Präsidentin hin, ihre Räume im Souterrain des Uni-Hauptgebäudes räumen. "Die Professoren hatten nur vier Werktage Zeit, ihre Kisten zu packen", sagt Fachschaftssprecher Robin Poppenberg.

Die Abteilung gehört zum Afrika-Asien-Institut, das im direkt daneben liegenden Ostflügel des Hauptgebäudes untergebracht ist. Der frühere Uni-Präsident Jürgen Lüthje hatte in den 2001 gestifteten Bauten mit Bedacht die vorher versprenkelten Institute der ehemaligen Orientalistik und deren Fachbibliotheken konzentriert und den fehlenden Platz für die Indologie im Haupthaus frei gemacht. Nun ist Professorin Tatjana Oranskaia in die Johnsallee 35 verbannt und damit zehn Minuten Fußweg von der Bibliothek und ihren Studierenden entfernt. Ihr Kollege Harunaga Isaacson ist in einem nur halb so großen Zimmer wie zuvor im Hauptgebäude untergebracht.

Ihre alten Räume standen zunächst einige Wochen leer. Auweter-Kurtz nutzte sie für einen Kettentausch. Inzwischen zog dort die Pressestelle ein, die seit 2001 von 3,5 auf sechs Stellen aufgeblasen wurde. Dafür wurden im Stock darüber auf der Ebene der Präsidentin "Besprechungsräume" hergerichtet.

Erste Gespräche mit der Indologie über einen Umzug gab es Mitte Dezember. Damals schlug die Bauabteilung vor, die zwei Professoren sollten in die Rothenbaumchaussee 19 ziehen. Da eine Mitarbeiterin Hüftprobleme hat und die Räume nicht behindertengerecht sind, wurde das verworfen.

Pikant: Es handelt sich dabei um ein arisiertes Haus, in dem die Jüdische Gemeinde gern ein Museum einrichten würde. Als der Vorsitzende der Gemeinde im Dezember Auweter-Kurtz bat, nicht auf einem langfristigen Mietvertrag für das Haus zu bestehen, hatte diese geantwortet: "Die Verantwortung der Studierenden gegenüber, die sich zum Teil die Studiengebühren vom Munde absparen, erlaubt es nicht, auf angemietete Flächen zu verzichten."

Doch im Sinne der Studierenden war Auweter-Kurtz Raumpolitik nicht. "Wir müssen jetzt weite Wege zwischen Professorenzimmer und Unterrichtsräumen in Kauf nehmen", klagt der Fachschaftsrat. Auch sei der erzwungene Umzug nur ein Provisorium, weil bald die ganze Indologie in die Alsterterrassen ziehen soll. Dann sind Lehrenden wieder zusammen, aber von ihrer Bibliothek einen halben Kilometer entfernt. Die Studierenden entsetzt der Ton, mit dem renommierte Wissenschaftler behandelt wurden. Die äußern sich nicht zur Sache, weil es den Maulkorberlass gab und sie unsicher sind, ob sie sprechen dürfen.

Der Sprecher der Uni-Chefin, Alexander Luckow, sandte der taz eine Stellungnahme zu, in der der Geisteswissenschaftlichen Fakultät die Verantwortung für das Raumproblem zugeschoben wird. Die sei für "interne Raumplanung" zuständig und habe zwei Mitarbeitern am besagten 12. Februar "andere Räume" zugewiesen. Der taz liegt jedoch auch eine Kopie der Verfügung vor, in der Auweter-Kurtz anordnet, "dass die Zimmer in der 7. Kalenderwoche zu räumen sind".

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