Unfall von US-Football-Profi: Ein Schuss ins Knie
Der skandalumwitterte Wide Receiver der New York Giants, Plaxico Burress, setzt sich selbst außer Gefecht.
Viel schicker kann man sich in New York kaum amüsieren: Das Latin Quarter sind gut 1.500 Quadratmeter voller glitzernder Säulen, Ledersessel und schöner Menschen in Manhattan. Aus den Lautsprechern des Nachtclubs dröhnen Salsa und Merengue, Heidi Klum schmeißt Themenpartys, Johnny Depp begeht Filmpremieren. Küchenchef Alex Garcia zaubert südamerikanisch-japanische Haute Cuisine zu gehobenen Preisen - und vergangenen Freitag ging ein Schuss aus einer Knarre los.
Darüber war allerdings niemand erschrockener als der Handfeuerwaffenbesitzer selbst. Der heißt Plaxico Burress und ist hauptberuflich der beste Wide Receiver der New York Giants. Vor knapp einem Jahr fing Burress in der Super Bowl gegen die bis dahin ungeschlagenen New England Patriots den entscheidenden Touchdown-Pass.
So ballsicher er sich beim sensationellen Meisterschaftserfolg der Giants erwiesen hatte, so tollpatschig agierte der 31-Jährige im Latin Quarter. Einen Drink in der linken Hand, fummelte er so lange mit der Rechten an der Pistole in der Hosentasche, bis sich ein Schuss löste. Die Kugel durchschlug den rechten Oberschenkel, wegen dem er sich sowieso schon als verletzt vom Team abgemeldet hatte.
Noch ist zwar unklar, wie schlimm die neue Verletzung ist, aber mehr als eine Fleischwunde scheint sich Burress nicht zugefügt zu haben. Direkt nach dem Schuss weigerte er sich sogar, überhaupt einen Arzt aufzusuchen. Er verließ zwar den Nachtclub, tauchte aber erst zwei Stunden später in einem Krankenhaus auf, in dem er nur ambulant behandelt wurde.
Während Burress die New Yorker Presse beschäftigte, kümmerten sich seine Mannschaftskollegen ums Sportliche: Die gewannen am Sonntag auch ohne ihn und trotz des Medientrubels souverän mit 23:7 gegen den Erzrivalen Washington Redskins, haben nun elf Siege bei nur einer Niederlage auf dem Konto und scheinen auf dem besten Wege, ihren Titel zu verteidigen.
Doch am Morgen nach dem Spiel übernahm sofort wieder Burress die Schlagzeilen. Er fuhr in einem schwarzen Cadillac bei einer New Yorker Polizeiwache vor und stellte sich. Die Presse notierte genüsslich, dass der Football-Profi eine Anzeige wegen Waffenbesitzes zu erwarten hat. Und dass er nicht zu hinken schien. Burress selbst äußerte sich nicht zu dem Vorfall, doch sein Anwalt ließ verlauten, man möge doch bitte "auf eine Vorverurteilung verzichten".
Diese Fakten allerdings sind dünn. Bekannt ist immerhin, warum Burress überhaupt bewaffnet war. Mit dem Hinweis, er habe Angst um den schweren Schmuck, mit dem er an diesem Abend behängt war, hatte der prominente Profi die Türsteher des Clubs überreden können, ihn mit Pistole passieren zu lassen, nachdem sie ihn zuerst abgewiesen hatten.
Der peinliche Unglücksfall ist allerdings nur der Höhepunkt in einer Reihe von Vorkommnissen, mit denen der Super-Bowl-Held glänzte, seit er einen neuen, 35 Millionen schweren Fünfjahresvertrag unterschrieben hat. Im Oktober schwänzte er eine Mannschaftssitzung, wurde für ein Spiel suspendiert und sein Gehalt um 117.500 Dollar gekürzt. Kurz darauf verdonnerte ihn die NFL wegen Schiedsrichterbeleidigung zu einer Strafe von 45.000 Dollar.
Dennoch formiert sich, wenn auch vorsichtig, teaminterne Solidarität mit Burress: "Ich glaube, die Leute verstehen nicht, was für ein guter Mensch er ist", sagte Kollege Amani Toomer nach dem letzten, ohne Burress errungenen Sieg, "er hat ein gutes Herz." Das ist ja bislang auch noch nicht perforiert.
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