Unfall unter Wasser: Polizei ermittelt gegen Tauchschule auf Fehmarn
Bei einem Schnupper-Tauchkurs verunglücken zwei Jugendliche in der Ostsee schwer.
Zwei Jugendliche sind am vergangenen Freitag bei einem Tauchunfall vor Fehmarn schwer verletzt worden. Ein Zehnjähriger, der aus dem hessischen Guxhagen stammt, starb am Samstag in der Kieler Uniklinik. Eine 16-jährige Marburgerin befindet sich noch in Lebensgefahr.
Im Wasser vor dem Wulfener Hals, etwa 50 Meter vom Ufer entfernt, nahmen die beiden mit vier weiteren Jugendlichen an einem Schnupperkurs der Tauchschule Calypso teil. Beim gemeinsamen Auftauchen des Kurses aus dem etwa 2,50 Meter tiefen Wasser fehlten beide. Ein Beiboot des Seenotrettungskreuzers John T. Essberger konnte die Tauschschüler nach 20 Minuten bergen. Sie mussten wiederbelebt und in die Unikliniken Lübeck und Kiel geflogen werden.
Der Ablauf von Schnupper-Tauchkursen sowie die Ausbildung vonTauchlehrern sind in Deutschland nicht einheitlich geregelt. Die Tauchschulen folgen unterschiedlichen internationalen Standards. Die Tauchschule Calypso orientiert sich an den Vorgaben des amerikanischen PADI-Verbands (Professional Association of Diving Instructors). Laut dem Programm ist es möglich, mit Anfängern in Freiwasser zu tauchen, wenn die Bedingungen geeignet sind. "Mit sechs Teilnehmern ist ein Tauchlehrer aber überfordert, laut Richtlinien hätten es nur vier sein dürfen", sagt Thomas Krimm vom Tauchcenter Eckernförde e.V.. Der Master Scuba Dive Trainer arbeitet ebenfalls nach den Vorschriften des PADI. Mit seinen Schnupperkursen gehe er jedoch nur ins Schwimmbad. Die trübe Ostsee sei ihm zu gefährlich. "Dass man die Kinder erst nach 20 Minuten gefunden hat, finde ich seltsam. Mehr als eine Armlänge weg sein dürfen sie eigentlich nicht."
Der Verlauf des Tauchgangs und der des Unfalls sind noch nicht geklärt. "Gründe können körperlicher Stress, defekte Geräte oder verunreinigte Luft sein", sagt Jörg Kreiser, Divemaster von der Tauchschule Fehmarn in Wallnau. "Calypso hat hier aber einen sehr guten Ruf."
Die Kriminalpolizei ermittelt in dem Fall wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Körperverletzung. Sie stellte die Ausrüstung der beiden Kinder sicher. In den nächsten Tagen sollen die anderen Kursteilnehmer und der 20-jährige Tauchlehrer befragt werden.
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