: Unfaire Behandlung
betr.: „Keine Angst vor Russland“, taz vom 14. 8. 08
Am 14. August las ich auf taz-online, dass die Russen jetzt beginnen würden, ihre Truppen aus der Stadt Gori abzuziehen. In der Druckausgabe desselben Tages gab es aber bereits ein Foto eines georgischen Soldaten, der laut Bildtext eine Polizeistation in Gori „sichert“. Wie passt das zusammen? Haben die Russen, wie die taz zu Wochenanfang schieb, Gori wirklich „besetzt“? Und was ist dazwischen geschehen? Wie konnten in einer angeblich russisch „besetzten“ Stadt offenbar schon am Mittwoch georgische Soldaten agieren?
Sie sehen, worauf ich hinauswill: die derzeit sicher unpopuläre Forderung, Russland journalistisch fair zu behandeln. Seit Tagen geben die deutschen Zeitungen die Behauptungen der georgischen Regierung einfach weiter. Die besseren darunter fügen wenigstens den Zusatz „nach unbestätigten Meldungen“ hinzu. Die taz, normalerweise ganz klar mein Favorit am Kiosk, tut das nicht oder nur selten.
Drittens ärgert es mich, dass die ersten Opfer in dem Konflikt zu kurz kommen. Die georgischen Truppen haben aus heiterem Himmel eine schlafende Stadt voll Zivilisten schwer beschossen. Warum werden die Meldungen über 2.000 Tote nicht ernstgenommen, sondern mit dem Zusatz „russische Quellen“ de facto diffamiert? Warum bemüht sich niemand, das mal zu recherchieren?
Last but not least habe ich mich über die Fragen geärgert, die heute in der Druckausgabe Herfried Münkler gestellt wurden. Russland wird in dem Interview vom Fragenden ohne Weiteres als undemokratisch dargestellt. Mit Verlaub: Trotz Drucks auf die Opposition, den ich nicht bestreite: Die russische Regierung ist demokratisch gewählt, und das mit einer riesigen Mehrheit. Und massive Repression gegen die Opposition gab es in den letzten Jahren nun wirklich auch anderswo – zum Beispiel in Georgien. VIKTOR ECKERT, Berlin