Unesco streicht Elbtal von Liste: Dresden kein Welterbe mehr

Fünf Jahre gehörte das Dresdner Elbtal zum Weltkulturerbe. Nun haben die Denkmalschützer es wegen der Waldschlösschenbrücke von der Liste genommen.

Panorama, das Unesco mit Brücke nicht mehr ausgezeichnet findet: Baustelle der Waldschlösschenbrücke in Dresden. Bild: ap

DRESDEN taz | Das Dresdner Elbtal verliert seinen Welterbe-Status. Das in Sevilla tagende Unesco-Welterbekomitee folgte am Donnerstag mit 14 zu 8 Stimmen bei zwei Enthaltungen einem entsprechenden Antrag. Die Stadt steht seit drei Jahren auf der Roten Liste der gefährdeten Objekte. Grund ist der Bau der großen Waldschlösschenbrücke, die mitten durch das eigentlich geschützte Elbauengebiet führt. Es ist erst das zweite Mal, dass die Unesco einem Gebiet die Anerkennung als Welterbe entzogen hat. 2007 hatte sie ein Schutzgebiet für Oryx-Antilopen im Oman von der Liste genommen, weil die dortige Regierung es um 90 Prozent verkleinert hatte.

Der Brückenbau am Waldschlösschen hatte die Dresdner schon seit 1990 polarisiert. Das ursprüngliche Verkehrskonzept der Stadt sah eine Verteilung der Verkehrsströme statt einer verkehrsanziehenden Großbrücke vor. Die Brücke schneidet die in einzigartiger Weise erhaltenen Elbauen an der breitesten Stelle. Bis heute hat sie fast 200 Millionen Euro gekostet.

Zur Verhärtung des Brückenstreits trugen zahlreiche Manipulationen bei. So verschwand eine fertig ausgearbeitete Tunnellösung in den Schubladen des Rathauses. Wegen Planungsmängeln musste der Baubeginn wegen zahlreicher Klagen mehrfach verschoben werden. 2005 stimmten zwei Drittel der beteiligten Bürger in einem Bürgerentscheid für die Brücke.

Die Unesco erklärte den von CDU und FDP favorisierten Brückenbau schon 2006 für unvereinbar mit dem Welterbetitel. Dennoch ordnete das Regierungspräsidium Dresden 2007 den Baubeginn an.

Mittlerweile sind längst vollendete Tatsachen geschaffen worden. Trotz noch ausstehender Gerichtsentscheidungen glauben nur noch wenige an einen Baustopp oder an den Tunnelkompromiss, für den über 50.000 Dresdner unterschrieben. Die Protestbewegung der Welterbefreunde wirkt erschöpft und hat zum Elbhangfest am Wochenende einen Trauerzug angekündigt. Von "Starrköpfigkeit" spricht Professor Ingo Zimmermann, ehemaliger Vorsitzender des Dresdner Welterbe-Kuratoriums, der inzwischen aus der CDU ausgetreten ist.

Die Dresdner Bürger erweisen sich in der Brückenfrage keinesfalls als so romantisch und sensibel wie oft kolportiert. Eine aktuelle Umfrage der Sächsischen Zeitung bestätigte, dass eine Mehrheit von 57 Prozent den Welterbetitel für verzichtbar hält. Dagegen meinen nach einer Umfrage der ARD-"Tagesschau" 65 Prozent der Bundesbürger, Dresden habe die Aberkennung des Titels verdient.

Die seit einem knappen Jahr amtierende Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) war mit nach Sevilla gereist und hatte versucht, das Welterbekomitee zumindest zu einem Aufschub zu bewegen. Die Unesco solle erst entscheiden, wenn die Brücke steht. Auch eine Teilung und damit Reduzierung des schutzwürdigen Elbtal-Abschnitts war im Gespräch.

Sachsens Wissenschafts- und Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) verlangte klare gesetzliche Regelungen für die Umsetzung der Welterbekonvention bei Bund und Ländern, damit sich so ein Fall nicht wiederhole. Die Ministerin befürchtet eine fortschreitende Zerstörung des Elbhangs, für den bereits weitere Bauanträge vorliegen.

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